Kurier-, Express-, Paketzustellung : KEP-Dienste: Noch läuft das Geschäft

„Es gibt einen Trend zu Just-in-Time-Lieferungen. Auch größere Unternehmen erhalten und versenden mehr Pakete, die Lagerhaltung der Auftraggeber geht zurück, die Nachfrage steigt“, meint Alexander Friesz, Chef von Lagermax und Vizepräsident des Zentralverbands Spedition und Logistik. Kurier-, Express- und Paket-Dienste profitieren vom Trend, immer kleinere Einheiten in immer enger werdenden Zustell-Zeitfenstern zu liefern. Pakettechnisch müsste die Welt also in Ordnung sein. Sie ist es mitnichten. Zwar hat sich das Auslandsgeschäft, das in der Krise besonders gelitten hatte, wieder erholt, doch an die üppigen Wachstumsraten aus der Zeit zuvor können die KEP-Dienste bisher nicht anschließen. Trotz steigender Nachfrage blieben die Preise 2010 unter Druck, beobachtet Andreas Kreutzer vom Marktbeobachter Kreutzer Fischer und Partner: „In einzelnen Segmenten sank der Durchschnittspreis um bis zu drei Prozent.“Rainer Schwarz, Geschäftsführer des nach der Post (56 Millionen Pakete 2010) größten heimischen Paketdienstes DPD Austria (37,5 Millionen Pakete 2010), macht der Dieselpreisanstieg um gute 30 Prozent von Juni 2010 auf Juni 2011 denn auch schwer zu schaffen: „Das beim Kunden unterzubringen, ist schwierig.“ Ende 2010 erhöhte DPD die Tarife um durchschnittlich zwei Prozent, also deutlich unter der Inflationsrate. TNT Express war mutiger und verlangte seinen Kunden seit November 2010 4,2 Prozent mehr ab. Die Konkurrenz auf dem engen Heimmarkt verhindert aber allzu heftige Preiserhöhungen, meint der DPD-Geschäftsführer: „Hier setzen die meisten Anbieter alles daran, keine Kunden zu verlieren.“ Die sich in der Krise mancherlei Unsitten angewöhnt haben, Reverse Auctions – also Rückwärtsversteigerungen – für ihre Pakerlschupfer zum Beispiel. „2009 kamen Kunden, die gesagt haben: Wir zahlen für die Transportleistung nur diesen Preis X“, sagt Schwarz. „Da haben wir dann auch eine Grenze gesetzt.“Ganz ohne Preiserhöhungen wird es nicht abgehen. In Deutschland haben die vier größten Paketdienste DPD, GLS, Hermes und die Post-Tochter DHL schon im Juni Preiserhöhungen von durchschnittlich vier Prozent angekündigt. In Österreich hält man sich noch bedeckt. „Wir planen aktuell keine großen Preisänderungen“, sagt Post-Paketvorstand Peter Umundum zu INDUSTRIEMAGAZIN.Die dürfte ein nicht mehr so kräftig wachsender Markt auch nicht hergeben. Andreas Kreutzer geht von einem nahezu stagnierenden B2C/C2C-Markt aus: „Offensichtlich nähert sich das Volumen des Versand- und Internethandels zunehmend der Marktsättigung.“ Das Wachstum sei schon im Vorjahr fast ausschließlich aus dem B2B-Segment gekommen. Paul Brandstätter, Chef des Kurierdienstes Go! Express & Logistics, gibt sich vorerst noch optimistisch: „Wir rechnen für 2011 noch mit einem zweistelligen Wachstum – aber das wird nicht in dieser Form weitergehen.“ Plus vier Prozent in Österreich, doppelt so viel Zuwachs im Export meldet DPD-Chef Rainer Schwarz für das erste Halbjahr 2011.Doch die Business-Kunden wollen mit Mehrwert bei der Stange gehalten werden – „70 Prozent verlangen eine Einbindung in ihre eigene IT“, so Schwarz. Er sieht sich in der Zwickmühle: Alle Zusatzleistungen erhöhen den Aufwand. Die Mehrwert-Goodies spielt DPD auch über den Expressdienst primetime: Retouren von Vertragshandys mit automatisiertem SMS-Aviso, Spezialverpackungen für Spargel oder Batterie-Sammel-Logistiklösungen – solche Branchenkonzepte treiben die Kosten, bieten aber auch Spielraum für höhere Margen, sofern die Qualität passt. „Es kommen auch Kunden wieder zurück, wenn sie mehr Leistungen bekommen.“