Halbleiter : Kaufgebot für Siltronic: Finanzfirma greift Aufsichtsrat an

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© APA/HELMUT FOHRINGER

Gegen das bevorstehende Übernahmeangebot für Siltronic regt sich erster Widerstand. Der britische Hedgefonds Argonaut Capital bezeichnete die 3,75 Milliarden Euro schwere Offerte für den Münchner Halbleiter-Zulieferer in einem offenen Brief an Siltronic-Aufsichtsratschef Tobias Ohler als zu niedrig.

Der taiwanische Konkurrent GlobalWafers, der 125 Euro je Siltronic-Aktie bieten will, komme damit günstiger davon, als wenn er eine neue Fabrik für Siliziumscheiben (Wafer) auf der grünen Wiese bauen müsste, argumentierte Argonaut-Chef und -Gründer Barry Norris. Die Siltronic-Minderheitsaktionäre würden "in einen Ausverkauf am unteren Ende des Wafer-Zyklus getrieben". Eine Siltronic-Sprecherin bekräftigte, der Vorstand halte die Offerte für "attraktiv und angemessen".

Im Absolute Return Fund von Argonaut ist Siltronic die größte Position. Zu den größten 20 Investoren des Münchner Unternehmens gehört der Hedgefonds, aber nach Refinitiv-Daten nicht. Aktivistische Investoren nehmen aber oft Einfluss auf andere Aktionäre. Die Siltronic-Aktie stieg bis auf 126,80 Euro. Sie war allein im November wegen der verbesserten Aussichten für die Branche um die Hälfte nach oben geschossen. Die Entscheidung der Aufsichtsräte von GlobalWafers, Siltronic und dessen Großaktionär Wacker Chemie wird noch in dieser Woche erwartet.

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In dem Brief warnt Norris Siltronic-Aufsichtsratschef Ohler auch vor einem möglichen Interessenkonflikt. Schließlich sei er auch Finanzvorstand von Wacker, das für den Verkauf seines 31-Prozent-Anteils an Siltronic 1,15 Milliarden Euro kassieren würde.

Die Siltronic-Sprecherin bezeichnete die Vorwürfe als "grundlos". Ohler handle "im besten Interesse von Siltronic und all seinen Aktionären. Argonaut verweist in dem Brief darauf, dass der Mehrheitsaktionär von GlobalWafers, Sino-American Silicon, ein großer Kunde von Wacker Chemie sei. Das Münchner Familienunternehmen ist der weltgrößte Hersteller von Polysilizium für die Chip-Produktion. Ein Wacker-Sprecher wollte sich nicht äußern. In Unternehmenskreisen hieß es, Ohler sei bei allen Entscheidungen im Vorstand zu Siltronic außen vor. (reuters/apa/red)