Beleuchtungsindustrie : Kampf um Osram: AMS legt noch mehr Geld auf den Tisch

Osram
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In der Bieterschlacht um den bayrischen Lichtkonzern Osram hat die steirische AMS nun nachgeschärft: Der Chip- und Sensorhersteller hat sein Angebot von 38,5 auf 41 Euro je Aktie massiv aufgestockt, wie das Unternehmen bekannt gab. Das erhöhte Offert gelte aber nur bei Annahme bis zum 1. Oktober, also kommenden Dienstag.

Der erhöhte Preis entspreche einer Prämie von "42 Prozent gegenüber dem unbeeinflussten Osram Aktienkurs" von 28,92 Euro und einer Anhebung um 2,50 Euro je Anteilsschein. Für die Übernahme müssten die Steirer nun fast 4,6 Mrd. Euro auf den Tisch legen, satt rund 4,3 Mrd. Euro.

Das Übernahmeangebot beinhalte "ganzheitliche Schutzklauseln" für die Mitarbeiter des deutschen Unternehmens. Alle anderen Bedingungen des Übernahmeangebots sind den Angaben zufolge unverändert gegenüber der Angebotsunterlage vom 3. September. Dies gelte auch für die Annahmeschwelle von 62,5 Prozent.

Erst am Mittwoch hatte Osram mitgeteilt, dass die amerikanischen Mitbieter ein höheres Offert in Aussicht gestellt hätten. Derzeit bieten sie 35 Euro je Aktie, in Summe entspricht dies einem Unternehmenswert von knapp 4 Mrd. Euro. Die beiden US-Finanzinvestoren Bain Capital und Advent wollten ein weiteres Übernahmeangebot für Osram abgeben und das bis dahin 4,3 Mrd. Euro schwere Angebot der Steirer übertrumpfen.

Sie hätten einen "bedeutenden Aufschlag" gegenüber den von AMS zuletzt gebotenen 38,50 Euro je Aktie in Aussicht gestellt, ohne eine Summe zu nennen, hieß es aus dem bayrischen Unternehmen. Das Angebot von US-Seite liegt noch nicht vor.

"Unser endgültiges Angebot ist sofort umsetzbar", so AMS-CEO Alexander Everke, der auch "deutlich verbesserten Konditionen" betonte. Sein Unternehmen habe "umfassende Zusagen zur Absicherung der Mitarbeiter und Produktionsstätten von Osram in Deutschland gemacht" und die erfolgreiche Integration beider Unternehmen sorgfältig geplant. "Unsere strategische Vision ist es, einen globalen Technologieführer für Sensoriklösungen und Photonik zu schaffen."

Eine Standortgarantie soll es - zumindest für drei Jahre - geben: Mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat von Osram sei eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen worden, die verbindliche und umfassende Zusagen zur Sicherung der Osram-Mitarbeiter und Produktionsstandorte in Deutschland enthalte. Die AMS werde bestehende deutsche Produktionsstätten in Regensburg, Berlin, Schwabmünchen, Herbrechtingen, Traunreut und Eichstätt "für mindestens drei Jahre weiterbetreiben". Bestehende Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge und ähnliche Vereinbarungen in Deutschland würden fortgesetzt, darunter das im Juli 2017 mit der deutschen Gewerkschaft IG Metall und den Arbeitnehmervertretern von Osram beschlossene Eckpunktepapier "Zukunftskonzept Deutschland". Auch bestehende Pensionspläne blieben "unverändert beibehalten".

Die Finanzierung des Angebots ist laut AMS gesichert: es gebe eine von HSBC, UBS und BAML zugesagte Brückenfinanzierung im Volumen von 4,4 Mrd. Euro, die durch eine Kombination aus Eigen- und Fremdkapitalemissionen refinanziert werde. Die Steirer planten neues Eigenkapital in der Höhe von 1,6 Milliarden (in Schweizer Franken begeben), insbesondere in Form einer Bezugsrechtsemission und anderer aktiengebundener Instrumente, zu begeben, das von HSBC und UBS vollumfänglich übernommen worden sei.

BaFin - Höheres Osram-Angebot verlängert Annahmefrist nicht

Die Aktionäre von Osram haben weiterhin nur bis kommenden Dienstag (1. Oktober) Zeit, die erhöhte Übernahmeofferte von AMS anzunehmen. Die Angebotsfrist verlängere sich durch die Anhebung auf 41 Euro je Osram-Aktie nicht, stellte eine Sprecherin der Wertpapieraufsicht BaFin klar.

Denn der österreichische Chipkonzern hat einen Trick angewandt: AMS hat eine Osram-Aktie für 41 Euro gekauft - damit haben alle anderen Aktionäre automatisch Anspruch auf den gleichen Betrag, ohne dass das Übernahmeangebot dafür offiziell geändert werden muss. Bei einer Änderung des Angebotsprospekts hätte sich die Frist um zwei Wochen bis 15. Oktober verlängert.

AMS will mit der Erhöhung um 2,50 Euro je Aktie die beiden Finanzinvestoren Bain und Advent ausbremsen, die vor zwei Tagen ein neues Angebot mit einem "bedeutenden Aufschlag" avisiert hatten. Bis dieses konkret auf dem Tisch liege, werde es aber noch einige Wochen dauern. (apa/reuters/red)