Chiphersteller : Kampf um Osram: AMS AG hält trotz Warnungen schon das größte Aktienpaket

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© Osram

Der österreichische Chip- und Sensor-Hersteller ams hat sich fast 15 Prozent am Münchner Lichtkonzern Osram gesichert. Nach der Erhöhung des Übernahmeangebots hält ams jetzt 14,69 Prozent der gesamten Osram-Aktien als direkte Beteiligung, wie das Unternehmen mitteilte. Damit sei ams der größte Aktionär von Osram basierend auf den letzten verfügbaren Informationen.

Zeit bis diesen Dienstag

Die Osram-Aktionäre haben nur noch bis Dienstag Zeit, sich für das ams-Angebot zu entscheiden. Mit einem ausgeklügelten Schachzug will ams die Finanzinvestoren im Kampf um Osram endgültig ausstechen. AMS hat sein Übernahmeangebot an die Osram-Aktionäre zuletzt um 2,50 auf 41 Euro je Aktie erhöht.

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Die Steirer bieten damit insgesamt 4,5 Milliarden Euro für das angeschlagene Unternehmen. Eine Osram-Aktie kaufte der steirische Chiphersteller zu diesem Preis sofort - und verhinderten damit, dass die Konkurrenten Bain und Advent zwei Wochen länger Zeit bekommen, AMS zu übertrumpfen.

Mit dem neuen Vorstoß hat AMS nun wieder bessere Chancen, die geforderten 62,5 Prozent der Osram-Aktien einzusammeln. Bis Donnerstagabend hatte AMS erst 7,35 Prozent sicher. Die meisten großen Investoren entscheiden sich aber erst in letzter Minute.

Eindringliche Warnung der Gewerkschaft vor der Übernahme

Die IG Metall lehnt eine Übernahme von Osram durch die kleinere, hoch verschuldete ams strikt ab und warnte, schon die Bieterschlacht gefährde die Arbeitsplätze. "Der Poker um Osram am Kapitalmarkt schadet dem Unternehmen und muss beendet werden", sagte der bayerische IG-Metall-Chef Johann Horn in München. IG-Metall-Vorstandsmitglied Irene Schulz sagte: "Die Innovationskraft der engagierten 26.000 Beschäftigten darf nicht durch das Geschacher am Kapitalmarkt aufs Spiel gesetzt werden."

"AMS will Osram de facto zerschlagen"

Die Gewerkschaft warnte, ams wolle mit Kündigungen 120 Millionen Euro jährlich einsparen, wesentliche Teile des Münchner Stammsitzes auflösen, die Digitalsparte verkaufen "und Osram damit de facto zerschlagen". ams teilte mit, man werde die Osram-Werke "in Regensburg, Berlin, Schwabmünchen, Herbrechtingen, Traunreut und Eichstätt für mindestens 3 Jahre weiterbetreiben" und Arbeitsplätze in der Fertigung und in der Entwicklung in Deutschland schaffen. Anmerkung: Am Ende dieses Artikels eine Grafik mit Eckdaten zu beiden Unternehmen.

Deutsche Aktionärsvertreter: Aus industrieller Sicht nachvollziehbar

Deutsche Aktionärsvertreter bewerten die Erhöhung des Übernahmepreises durch den steirischen Chip- und Sensorhersteller ams von 38,50 auf 41 Euro je Osram-Aktie als positiv. Man halte "das nun vorgelegte, deutlich verbesserte Angebot für angemessen", teilte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) mit.

Die Aktionärsvertreter erwarten kein deutlich höheres Angebot durch Finanzinvestoren, die den angeschlagenen deutschen Leuchtenkonzern Osram auch übernehmen wollen. "Sollte es hingegen zu einem weiteren Übernahmeangebot der Finanzinvestoren Bain Capital und Advent kommen, würde dieses unserer Einschätzung nach nicht signifikant über den aktuell gebotenen 41,00 Euro je Aktie liegen", schreiben die Aktionärsvertreter. Die Chancen würden somit "deutlich geringer" als die Risiken sein.

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger steht dem ams-Angebot positiv gegenüber: "Daher erscheint aus Sicht der SdK eine Annahme des Übernahmeangebotes von ams sinnvoll, sofern man damit rechnet, dass die Mindestannahmeschwelle von 62,5 Prozent erreicht wird", so die Aktionärsvertreter. Die SdK hält ebenfalls Aktien von Osram und wird diese andienen.

Der anvisierte Zusammenschluss von ams und Osram ist für die Aktionärsschützer aus einer industriellen Sicht "nachvollziehbar". Das neue Unternehmen ams/Osram würde "gute Chancen haben, zu einem globalen Champion in den Bereichen Sensorik und Photonik heranzuwachsen". (reuters/dpa/apa/red)

Grafik: Kennzahlen von AMS und Osram im Vergleich