Banken : Kahlschlag bei der Deutschen Bank

Kahlschlag bei der Deutschen Bank: Die Belegschaft von Deutschlands größtem Geldhaus soll unter ihrem neuen Chef John Cryan um fast ein Drittel schrumpfen. Die neue "Strategie 2020" werde rund 9.000 der gut 100.000 Vollzeit-Arbeitsplätze bei der Bank selbst kosten, 4.000 davon in Deutschland, sagte Cryan am Donnerstag in Frankfurt.

Bei externen Dienstleistern sollen darüber hinaus 6.000 von gegenwärtig 30.000 Stellen wegfallen. Zudem will sich die Bank über die nächsten zwei Jahre von Beteiligungen mit etwa 20.000 Mitarbeitern trennen. Dazu zählt auch die Tochter Postbank, die 2016 an die Börse gebracht werden soll. Der Stellenabbau solle "auf faire Art und Weise" vonstatten gehen, sagte Cryan. "Wir gehen diesen Schritt nicht leichten Herzens."

Kündigungen sollen "fair" sein

Beim ersten öffentlichen Auftritt seit seinem Amtsantritt ging Cryan mit seinen Vorgängern hart ins Gericht. "Die Deutsche Bank hat kein Strategieproblem. Wir wissen sehr genau, wohin wir wollen", sagte er. "Jedoch hat die Deutsche Bank seit vielen Jahren ein gravierendes Problem, diese Strategie auch umzusetzen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind zahlreiche Strategien und Ziele verkündet worden, aber selten wurden sie konsequent realisiert." Das soll sich nun ändern: "Ziel ist, dass sich die Deutsche Bank auf ihre Tugenden besinnt und nachhaltig Gewinne erzielt."

Cryan setzt vor allem bei den Kosten an. Der Stellenabbau, der Rückzug aus zehn Ländern und der Abbau von Altlasten soll die Kosten um 3,8 Mrd. Euro drücken. Das werde freilich zunächst bis zu 3,5 Mrd. Euro kosten, etwa in Form von Abfindungen. Gehen müssen unter anderem Mitarbeiter in den 200 vor der Schließung stehenden Filialen in Deutschland, aber auch Beschäftigte bei IT-Firmen, die die Deutsche Bank angeheuert hatte.

Hälfte der Kunden im Investmentbanking soll weg

Die Deutsche Bank müsse "einfacher und effizienter werden", sagte Cryan. Im Investmentbanking etwa wolle sie sich von der Hälfte der Kunden trennen. Den Rückzug aus dem Investmentbanking in Russland hatte er nach einem mutmaßlichen Geldwäsche-Skandal schon vorgezogen. Die Deutsche Bank mache in der Sparte ohnehin 80 Prozent der Erträge mit knapp einem Drittel der Kunden. "Das Zurückfahren des Geschäfts wird Erträge kosten", räumte Cryan ein. Gleichzeitig sollen damit aber die Risiken in der Bilanz um ein Viertel zurückgehen, die die Bank mit teurem Eigenkapital unterlegen muss. Cryans Vorgänger Jain hatte sich hier keine so starken Einschnitte zugetraut.

Cryan will damit eine erneute Kapitalerhöhung vermeiden und das Kapitalpolster trotzdem auf 12,5 Prozent schrauben - "damit wird nicht mehr den Erwartungen von Regulatoren und den Märkten hinterherlaufen", wie der Bankchef sagte. Bisher liegt die harte Kernkapitalquote bei 11,5 Prozent, Jain hatte mittelfristig 11 Prozent für ausreichend gehalten. Die Aktionäre der Deutschen Bank müssen dazu für dieses und das nächste Jahr auf eine Dividende verzichten. Das spart allein 2 Mrd. Euro. Für die Bank ist es eine Zäsur: Zuletzt hatte das Institut 1934 die Ausschüttung gestrichen.

Das Ziel von zehn Prozent Rendite bleibt

An Jains Ziel einer Eigenkapitalrendite von mindestens 10 Prozent nach Steuern hält Cryan fest - 2018 soll es erreicht sein. Kritikern versuchte der neue Chef den Wind aus den Segeln zu nehmen: "Unsere Ziele mögen zwar weniger spektakulär sein als in der Vergangenheit sein, aber dafür soll die Deutsche Bank nachhaltige Gewinne erzielen."

Milliardenverluste wegen alten und neuen Skandalen

Im dritten Quartal hielten alte und neue Skandale die Bank weiter auf Trab. Für die Aufarbeitung der juristischen Altlasten hat sie inzwischen 4,8 Mrd. Euro zur Seite gelegt, seit Juli mussten neue Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten über 1,2 Mrd. Euro gebildet werden. Das trug zum Rekordverlust von 6 Mrd. Euro bei. "Ein absolut enttäuschendes Ergebnis", kommentierte Cryan. Der Löwenanteil davon geht auf Aufräumarbeiten in der Bilanz zurück, die er bereits in Angriff genommen hat. Die Bank schreibt 5,8 Mrd. Euro ab, vor allem auf die Postbank und das Investmentbanking, das längst nicht mehr so lukrativ ist wie vor der Finanzkrise. (reuters/apa)