Interview : IV-Präsident Georg Knill: "Sonst droht ein Blackout"

IV-Päsident Georg Knill
© KANIZAJ Marija-M. | 2018

Wie hat eine vernünftige Klimapolitik aus gesellschaftlicher und wirtschaftspolitischer Sicht auszusehen?

Georg Knill Vernünftige Klimapolitik muss so gestaltet werden, dass dem Klima geholfen wird, aber Produktion im Land weiter möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist. Das sichert Arbeitsplätze, Wohlstand und damit den sozialen Frieden – all das brauchen wir, wenn wir die Menschen bei der Bekämpfung des Klimawandels nicht verlieren wollen. Sich immer höhere – und zudem unerreichbare – Klimaziele zu setzen, während andere Weltregionen weitermachen wie bisher, verlagert das Problem nur. Umso mehr müssen wir die Industrie als Innovationsmotor und Technologietreiber in Europa halten und stärken. Denn die Industrie bekennt sich zum Klimaschutz. Sie ist schon längst nicht mehr Teil des Problems, sondern Teil der Lösung.

Stichwort EAG: Welche Folgewirkungen erwarten Sie sich in punkto angestrebter Energiewende?

Knill Rund 20 Prozent des Endenergieverbrauchs unserer Volkswirtschaft entfallen auf Strom. Wenn es mit dem EAG gelingt, diesen Anteil – der mit zunehmender Elektrifizierung etwa des Verkehrs und der Haushalte noch weiter zunehmen wird – auf erneuerbare Energie umzustellen, dann ist ein wichtiger Mosaikstein für die Transformation gelegt. Einher gehen muss der rasche Ausbau der Stromnetze, denn sonst haben wir ein Blackout und nicht die Energiewende.

Welche Anreize für eine noch nachhaltigere Unternehmensführung sollten jetzt geschaffen werden – speziell für energieintensive Industriebranchen?

Knill Österreich hat eine international erfolgreiche energieintensive Industrie, die für mehr als 390.000 Arbeitsplätze steht. Wenn energieintensive Branchen nachhaltiger werden sollen – und im Allgemeinen ist damit deren Dekarbonisierung gemeint – bedeutet das, dass die damit verbundenen höheren Kosten kompensiert werden müssen. Denn erneuerbare oder CO2-freie Energie ist natürlich teurer. Trotzdem müssen wir Arbeitsplätze und Wertschöpfung am Standort erhalten. Damit das gelingen kann, fordert die IV die Schaffung und ausreichende Dotierung eines Transformationsfonds für die energieintensive Industrie durch die Bundesregierung.

Welche Implikationen haben grüne Finanzierungsformen speziell in einer jetzt einsetzenden Aufschwungdramaturgie?

Knill Ein erheblicher Anteil des investitionsgetragenen Wiederaufschwungs post-Corona wird auf Investitionen entfallen, die der Digitalisierung sowie der Energie- und Mobilitätswende zugutekommen. Angesichts des enormen Finanzierungsvolumens sind alle Finanzierungsformen zu begrüßen, welche die Finanzierungskosten möglichst gering halten können. Green Finance kann dabei aller Voraussicht nach einen wesentlichen Beitrag leisten.

Wieweit ist Ökologisierung ein Generationenthema – und braucht es Idealisten wie Greta Thunberg auch in den Unternehmen?

Knill Nachhaltigkeit ist ein zentrales Anliegen in Österreichs Unternehmen, nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch und sozial. Nicht umsonst ist heute die österreichische Industrieproduktion die umweltschonendste weltweit. Wir haben nicht nur die Thunbergs dieser Welt in unseren Unternehmen, sondern auch die Düsentriebs, die mittels Innovationen diese auch umsetzen.

Ökologisierung ist immer auch ein Generationenthema. Denn Nachhaltigkeit bedeutet, dass ich mein eigenes Handeln in Bezug auf mögliche Konsequenzen für kommenden Generationen hinterfrage. Es ist daher immer zu begrüßen, wenn sich junge Menschen mit der Zukunft auseinandersetzen. Sie haben mitunter eine andere Sicht auf die Dinge, sie erweitern Perspektiven und bereiten so den Boden für neue, innovative Lösungen, Fähigkeiten, die in der Gesellschaft und in den Unternehmen gebraucht werden.