Energiewirtschaft : Innogy wird zerschlagen - Anteile an Kelag landen wohl bei RWE

Die deutschen Energieriesen Eon und RWE sind sich einig: Sie wollen die RWE-Ökostromtochter Innogy - sie ist maßgeblich an der Kärntner Kelag beteiligt - zerschlagen. Bis es soweit ist, wird es allerdings noch dauern. Im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Fragen:

(1) Wie geht es weiter - in Deutschland und bei den Anteilen in Kärnten?

Eon wird im zweiten Quartal sein Angebot an die freien Innogy-Aktionäre vorlegen, die rund 23 Prozent halten. Die Angebotsperiode soll nach der Genehmigung durch die deutsche Finanzaufsicht BaFin Anfang Mai beginnen. Das Closing erwarten die Konzerne Mitte 2019.

In einem ersten Schritt will RWE dann seine Innogy-Anteile an Eon übertragen und wird selbst mit 16,67 Prozent an Eon beteiligt.

In einem zweiten Schritt wird RWE bis Ende 2019 die Ökostromgeschäfte von Innogy und Eon sowie Innogys Gasspeicher und die Beteiligung an dem österreichischen Versorger Kelag übernehmen.

(2) Kann der Deal an den Wettbewerbsbehörden scheitern?

Das ist unwahrscheinlich. Es könnte zwar Auflagen geben, aber eine Untersagung sei unwahrscheinlich, sagen Experten. Das Geschäft mit den Strom- und Gasnetzen ist staatlich reguliert, so dass nach einem Eigentümerwechsel die gleichen Bedingungen für den Betrieb herrschen.

Im Strom- und Gasvertrieb gibt es einen großen Wettbewerb - jeder kann wechseln, wenn er will. Die Prüfung wird wohl weitgehend bei der EU-Kommission in Brüssel stattfinden. Teile des Deals wie die Übertragung des Eon-Pakets an RWE könnten vom deutschen Bundeskartellamts untersucht werden. "Es gab bereits erste Gespräche mit den Unternehmen", sagt ein Sprecher.

(3) Können aktivistische Investoren noch Kassa machen?

Sie können zumindest auf ein höheres Angebot von Eon an die freien Innogy-Aktionäre wetten, etwa wenn diese im Zuge eines Squeeze Out komplett rausgedrängt werden sollen. Ob die Wette aufgeht, ist offen. Vorstandschef Teyssen hält das Risiko durch Aktivisten nach eigenen Worten für begrenzt.

Mit dem Innogy-Paket von RWE erhält Eon bereits 76,8 Prozent. Das reicht für einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag. Eon bietet 40 Euro je Aktie - ein Aufschlag von 16 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vor Veröffentlichung der Pläne. Am Mittwoch lag der Kurs bei 38,80 Euro.

(4) Was kann RWE mit dem Anteil an Eon anfangen?

Für RWE wäre das Paket von knapp 17 Prozent eine reine Finanzbeteiligung wie es jetzt auch die Innogy-Anteile sind, die aber wegen ihrer Größe ein höheres Risiko von Kursverlusten darstellen. RWE könnte einen Vertreter in den Aufsichtsrat von Eon entsenden. RWE hat zugesagt, die Anteile nicht aufzustocken und auch nicht an einen Wettbewerber zu veräußern. Der Wert liegt derzeit bei knapp 3,4 Milliarden Euro.

(5) Wie groß wird der Stellenabbau sein?

Nach dem Deal wird Eon etwa 70.000 Beschäftige haben und RWE knapp 23.000. Eon rechnet damit, dass bis zu 5.000 Jobs gestrichen werden. Überlappungen gibt es etwa im Vertrieb und in der Verwaltung.

Eon-Chef Johannes Teyssen geht davon aus, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Diese seien bei Eon bisher immer vermieden worden. Die Gewerkschaften IG BCE und Verdi pochen ebenfalls darauf, dass es keine Kündigungen gibt. Sie unterstützen den Deal und rechnen damit, dass auch neue Jobs entstehen.

(6) Was für Synergieeffekte erwarten die Konzerne?

Eon erwartet nach 2022 Einspareffekte von 600 bis 800 Millionen Euro. Diese könnten in den Bereichen Vertrieb, Verwaltung und IT eingespart werden. RWE rechnet bei der Übernahme der Ökostromgeschäfte von Innogy und Eon hingegen nur mit Einmaleffekten in einer Größenordnung von rund 50 Millionen Euro.

Eons Schulden würden deutlich zunehmen. Auf Basis der Pro-forma-Zahlen von 2017 würde sich die wirtschaftliche Nettoverschuldung auf 35 Milliarden Euro fast verdoppeln.

(reuters/apa/red)