Halbleiterhersteller : Infineon Österreich nimmt die Drei-Milliarden-Marke ins Visier

Die Österreich-Tochter des Infineon-Halbleiterkonzerns hat heuer den Mitarbeiterstand um mehr als ein Zehntel auf über 4.200 aufgestockt. Der Umsatz kletterte um ein Sechstel auf 3 Mrd. Euro. Durch den Ausbau am Standort Villach sollen in einigen Jahren 750 Jobs und sowie zusätzlich 1,8 Mrd. Euro Umsatz dazukommen. Für den Nachwuchs an Spezialisten geht Infineon verstärkt an die Universitäten.

200 Stellen weiter offen

Der Ausbau um 416 Beschäftigte auf 4.201 Personen, ein Plus von elf Prozent, war der bisher höchste in der Geschichte des Unternehmens. Aufgestockt wurde vor allem in Forschung & Entwicklung (F&E) sowie Instandhaltungstechnik. Gesucht wird ständig, aktuell hat man 200 Stellen offen. Schon 54 Prozent der Belegschaft sind akademisch ausgebildet - dieser Anteil hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt, sagte Infineon-Austria-Chefin Sabine Herlitschka im Gespräch mit der APA. 1.813 Mitarbeiter sind in F&E tätig, ein Plus von 17 Prozent in der Periode 2017/18 (per 30.9.). Infineon Austria zählt knapp ein Viertel der F&E-Belegschaft des Gesamtkonzerns mit gut 40.000 Leuten.

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Treiber für das Halbleitergeschäft sind Energieeffizienz, Mobilität, Sicherheit und neuerdings auch das "Internet der Dinge" sowie "Big Data", alles Bereiche, die auf Elektrifizierung und Digitalisierung basieren, so Herlitschka. Größte Division ist Automotive mit 43 Prozent Umsatzanteil. Dass die Erlöse so stark um 17 Prozent auf 2,961 Mrd. Euro zulegten, war der Dynamik der Märkte, aber auch Preisanpassungen zu verdanken, die Infineon aufgrund von Knappheiten im Sektor durchsetzen konnte, sagte Finanzvorstand Oliver Heinrich. Die Anpassungen habe man mit längeren Lieferverträgen abgesichert.

Mit 498 Mio. Euro F&E-Aufwand, um 16 Prozent mehr als davor und erneut ein Sechstel des Umsatzes, ist Infineon Austria eines der forschungsstärksten Unternehmen Österreichs. Der Ausbau des F&E-Bereichs geht ungebremst weiter: Im Frühjahr 2019 starten an den Standorten in Graz und Linz die Bauarbeiten für Erweiterungen, es kommen dort 290 bzw. 220 neue F&E-Arbeitsplätze dazu. Das Grazer Entwicklungszentrum feierte heuer das 20-jährige Bestehen, Schwerpunkte sind Automotive- und Security-Anwendungen.

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Auch in der Zentrale in Villach in Kärnten wird F&E weiter ausgebaut: Neben 400 neuen Chip-Fertigungs-Jobs in der Werkserweiterung wird zudem das Forschungsareal um 350 auf 600 Leute aufgestockt, sodass in Villach unterm Strich bis zum Jahr 2023 rund 750 Jobs hinzukommen, wie der für die Produktion zuständige Vorstandsdirektor Thomas Reisinger erklärte. Schon jetzt würden die ersten 100 Leute für die Villach-Erweiterung rekrutiert, durch eigene Ausbildungen gebe es ein, zwei Jahre Vorlauf. Die 1,6-Mrd.-Euro-Investition in Villach, für die kürzlich der Grundstein gelegt wurde, soll bis 2025 zusätzlich 1,8 Mrd. Euro Umsatz bringen, peu à peu ab dem ersten Halbjahr 2021. Dieses Investment sichere den Standort Villach auf viele Jahre, ja Jahrzehnte ab, sagt Reisinger.

Villach ist innerhalb des Infineon-Konzerns das Kompetenzzentrum für ganz neue Chips, die auf den Leistungselektronik-Materialien Siliziumkarbid und Galliumnitrid basieren, die dem klassischen Silizium überlegen sind. Die ersten Produkte würden sich hier schon dem Markt nähern. Und es sei auch nicht geplant, dass diese neuen Chips an irgendeinem anderen Standort außerhalb Villachs gefertigt werden. Die Entscheidung zu der Großinvestition sei eine strategische, die unabhängig von kurzfristigen konjunkturellen Erwägungen erfolge.

Weil Spezialisten aus den MINT-Bereichen sowie der Elektrotechnik, beginnend von HTL bis Fachhochschulen, schwer zu finden sind, geht Infineon verstärkt an die Universitäten. Für eine gut gefüllte Talente-Pipeline hat der Halbleiterhersteller im Oktober den "Infineon Hub" an der TU Wien eröffnet. Doktorats- und Masterstudenten, die ihre Abschlussarbeit in Kooperation mit der Firma durchführen, haben damit einen eigenen Netzwerk- und Arbeitsraum. Rund 100 Doktoranden österreichweit, darunter rund 30 an der TU Wien, schreiben ihre Dissertation in Kooperation mit Infineon Österreich, viele davon stehen auch schon auf der "Payroll" des Konzerns. Lehrlinge bilde man ebenfalls aus, so Reisinger, hier habe man die Zahl auf 60 aufgestockt: "Wir bekommen Fachleute nicht nur draußen am Markt."

Die Gesamtinvestitionen steigerte die Infineon-Austria-Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr um 19 Prozent auf 178,7 Mio. Euro, davon entfielen 170,2 Mio. Euro, um die Hälfte mehr, auf Sachanlagen, speziell für das Chipwerk in Villach sowie die F&E-Aktivitäten. Auch verdient hat das Unternehmen deutlich besser: Das Ergebnis vor Steuern legte um zwei Drittel auf 294,1 Mio. Euro zu.

Den Expansionstrend zeigt auch das Einkaufsvolumen. Infineon Austria hat Einkäufe von 559 Mio. Euro getätigt, nach 452 Mio. Euro davor. Davon entfielen 35 Prozent (193 Mio. Euro) auf Einkäufe in Österreich; davon betrug der Anteil von Kärntner Lieferpartnern 117 Mio. Euro. (apa/red)