Mineralölindustrie : Industrieverband BDI: Amerikas Gas ist in Deutschland nicht wettbewerbsfähig

Die deutsche Industrie will sich nicht dem wachsenden Druck der US-Regierung beugen, auf die Gaspipeline Nord Stream 2, an deren Finanzierung die OMV beteiligt ist, zu verzichten und stattdessen amerikanisches Flüssiggas zu kaufen.

Anhaltende starke Kritik von Trump

Trump hatte vor seinem Gipfeltreffen mit Putin im Juli Russlands Pläne für die Gas-Pipeline Nord Stream 2 nach Deutschland scharf kritisiert und Deutschland vorgeworfen, es werde wegen seiner Abhängigkeit von Gaslieferungen ein "Gefangener Russlands". Einige US-Vertreter forderten Sanktionen gegen das Pipeline-Projekt.

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"Gas können wir auch durch Pipelines bekommen. Wir haben eine. Und wegen der Versorgungssicherheit plädiert die Wirtschaft für eine zweite Leitung", sagte Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI), der "Süddeutschen Zeitung".

BDI: "Ich habe ein großes Problem, wenn sich Dritte in unsere Energieversorgung einmischen"

Kempf sagte, US-Präsident Donald Trump stelle "eine Verbindung zwischen dieser Leitung und seinem Flüssiggas her". Diese Verknüpfung lehne er ab. "Ich habe aber ein großes Problem, wenn sich ein dritter Staat in unsere Energieversorgung einmischt. Ob das Sanktionen sind oder Argumente wie: Was braucht ihr eine zweite Leitung, kauft mein Gas. Es muss einem Staat genauso wie einem Unternehmen selbst überlassen sein zu sagen, ob es eine zweite Quelle geben soll".

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"LNG aus den USA ist nicht wettbewerbsfähig"

Kempf fügte hinzu, dass amerikanisches Gas in Deutschland zudem überhaupt nicht wettbewerbsfähig sei. Um es zu kaufen, "müsste aber auch der Preis stimmen". "Dass der Preis der Erzeugung niedrig ist, heißt gar nichts. Das Gas muss ja auch über den Atlantik kommen. Von selber fliegt das nicht. Für den Transport muss es flüssig und dann wieder gasförmig werden. Dann sind wir bei den Themen Preis und Versorgungssicherheit".

Der Streit um Nord Stream 2 dürfte sich weiter verschärfen, da die USA ihre Sanktionen gegen Russland erweitern wollen; unter anderem sollen sie auf die Pipeline durch die Ostsee ausgedehnt werden. Russlands Präsident Putin erwägt nach Informationen der Zeitung bereits, die Leitung komplett durch Russland finanzieren zu lassen, um deutsche und europäische Firmen vor den Sanktionen zu schützen.

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Putin will Nord Stream 2 notfalls ganz allein finanzieren

Russlands Präsident Wladimir Putin will das Pipelineprojekt Nord Stream 2 im Fall von US-Sanktionen gegen das Betreiberkonsortium offenbar komplett mit russischen Mitteln finanzieren. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, Putin habe die Bundesregierung bei seinem Besuch in Meseberg am 18. August über entsprechende Pläne informiert.

Derzeit wird Nord Stream 2 durch ein internationales Betreiberkonsortium finanziert, das zu 50 Prozent vom russischen Erdgasförderer Gazprom betrieben wird. Anteile halten unter anderem die BASF-Tochter Wintershall, die Eon-Abspaltung Uniper und Shell.

Hintergrund der russischen Finanzierungsofferte sind dem Bericht zufolge wiederholte Drohungen des US-Kongresses und der US-Regierung, auch das russische Energiegeschäft wegen der Wahlmanipulation 2016 mit Sanktionen zu belegen. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag ihre Sanktionen gegen Russland erneut verschärft. Insgesamt 33 Einzelpersonen und Einrichtungen aus dem Bereich der russischen Streitkräfte und Geheimdienste wurden auf eine schwarze Liste gesetzt. (reuters/afp/apa/red)