Gigaliner : In Faktennähe

Seit Februar 2014 steht das „Faktenblatt Gigaliner“ unverändert im Pressebereich des bmvit zum Download bereit. Manches am eineinhalbseitigen pdf-Dokument ist einfach nur ärgerlich. Etwa der Größenvergleich zwischen herkömmlichem Lkw und Gigaliner: Der abgebildete Lang-Lkw wäre statt 25,25 rund 29,3 Meter lang. Immerhin erspart uns der Grafiker den 75 Zentimeter großen Passanten. Auch bei der Balkengrafik, die den CO2-Verbrauch der Gigaliner mit jenem der Bahn vergleicht, ist der Maßstab wohl versehentlich massiv verrutscht.

Vor allem aber basiert das Faktenblatt durchgängig auf der Annahme, Gigaliner hätten eine Gesamtmasse von bis zu 60 Tonnen, wie das etwa in Schweden tatsächlich der Fall ist. Das pdf stammt aus einer Zeit, als es Bestrebungen gab, derartige Fahrzeuge generell in der EU zuzulassen. Nicht zuletzt der heutige Verkehrsminister Leichtfried sorgte dafür, dass dies nicht geschah.

Die aktuelle Diskussion hat aber einen ganz anderen Stand. Niemand in Österreich fordert eine Tonnage-Erhöhung, und auch die nun in Deutschland zugelassenen Gigaliner unterliegen der 40/44-Tonnen-Beschränkung. Selbst der mächtige deutsche Verkehrsminister könnte eine Erhöhung – so er sie denn wollte – politisch niemals durchdrücken.

Das Faktenblatt geht unbeirrt von den 60 Tonnen aus und extrapoliert daraus etwa Milliardenkosten für Brücken-Neubauten, das weitgehende Ende des Kombiverkehrs oder erhöhte Unfallgefahr. Highlight: die dramatisch hervorgehobene Zahl „+400% Tötungsrisiko“. Wie genau sich diese spannende Information errechnet, erfährt der geneigte Leser nicht.

Dass Interessenvertreter die Medien in ihrem Sinne beeinflussen wollen, ist ebenso legitim wie spielerisch geübte Praxis. An letzteren wird es auch weiterhin liegen, sich immer wieder daran zu erinnern, dass linkische Propaganda nicht grundsätzlich die Argumente einer Seite diskreditiert.