Dieselgate : In diesen Ländern droht ein Verbot von Diesel- und Benzinfahrzeugen

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Der Schaden durch die Abgase sei zu groß: Das sagt der britische Umweltminister Michael Gove. Deshalb werde Großbritannien ab 2040 den Verkauf neuer Diesel- und Benzinfahrzeugen verbieten.

Der Druck auf einen grundlegenden Umbau der Autoindustrie in Europa weg von Verbrennungsmotoren nimmt zu: Auch Frankreich hatte kürzlich ebenfalls ähnliche Verbote ab 2040 angekündigt.

Die deutsche Bundesregierung will diesen Weg nicht mitgehen: "Ein Verbot von Dieselfahrzeugen und Benzinern steht derzeit nicht auf der Agenda der Bundesregierung", sagte eine Sprecherin der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Das deutsche Verkehrsministerium nannte Verbotspläne "fantasielos". Das Umweltministerium machte sich erneut für die stärkere Förderung von Elektro-Autos stark.

In Österreich forderte der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) einen Zeitplan für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor. "Der VCÖ hält es für realistisch, dass bereits ab dem Jahr 2030 keine Neuwagen mehr mit Diesel- oder Benzinmotor verkauft werden", so der Verkehrsclub.

Österreich ist „Diesel-Land“

Hierzulande gibt es mehr als 50 Prozent Diesel-Anteil bei den Pkw-Neuzulassungen - auch wenn bei den Neuanschaffungen der Diesel hinter dem Benziner zurückbleibt, wie der heimische Autohandel bekannt gab. In Österreich gebe es einen anderen Zugang zum Diesel - aufgrund der Topografie und des Pendlerverhaltens, meinte Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann der Fahrzeughändler in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Die Negativ-Meldungen kämen hauptsächlich von der Presseseite, dies "macht natürlich eine Unruhe beim Kunden".

Zwar gab es bei den verkauften Neufahrzeugen im ersten Halbjahr in Österreich um 23,7 Prozent mehr Benziner und ein Minus von vier Prozent bei den Diesel - "wenn man die Zahlen absolut anschaut, sieht es schon ein bisschen anders aus", so Edelsbrunner. Denn Diesel-Pkw seien 95.275 neue zugelassen worden, Benziner nur 84.408. "Daraus sieht man, dass der Anteil noch immer über 50 Prozent ist bei den Diesel-Zulassungen."

Der Benziner bleibe den Kleinfahrzeugen überlassen. "Das ist einerseits natürlich durch den Preis gegeben", so der Sprecher der Autohändler. Bei den kleineren Fahrzeugen sei der Sprung zum Dieselmotor doch ein größerer mit oft bis zu 20 Prozent, und dafür entscheide man sich eher für den Benziner, da in der Stadt weniger gefahren werde. Bei Großfahrzeugen sei nach wie vor der Diesel ein großes Thema. "Dazu kommt in Österreich die Topografie bzw. auch das Pendlerverhalten der Kunden. Das heißt: Größere Fahrzeuge, die auch für diesen Zweck eingesetzt werden, sind dann in der Regel Dieselfahrzeuge."

"Es lohnt sich, für den Diesel zu kämpfen"

Großbritannien jedenfalls will Gove zufolge den Kommunen 200 Mio. Pfund (223,73 Mio. Euro) zur Verfügung stellen, um den Verkehr besser steuern zu können. Dies könne auch die Sperrung einzelner Straßen für Diesel bedeuten, sagte Gove der BBC. Britische Kommunen stehen wie deutsche Städte unter Druck von Umweltverbänden, die gegen die hohe Belastung klagen. Die EU-Kommission hat wegen der Überschreitung der NOx-Werte gegen Deutschland, Großbritannien, Frankreich und weitere Staaten Verfahren eingeleitet.

Die drohenden Fahrverbote haben den Druck auf die Branche erheblich erhöht, was sich in sinkenden Verkaufszahlen niederschlägt. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) hatte vor dem Verlust Hunderttausender Arbeitsplätze gewarnt, wenn ein festes Ausstiegsdatum für fossile Verbrennungsmotoren festgelegt würde.

Daimler-Chef Dieter Zetsche erklärte, mit einer Verbesserung der Diesel-Technik sei mehr zu erreichen als mit Fahrverboten. "Es lohnt sich, für den Diesel zu kämpfen", sagte Zetsche. Gleichzeitig wollen die Schwaben ihre Palette an Elektroautos ausbauen. Volvo hat bereits angekündigt, ab 2019 keine reinen Verbrennungsfahrzeuge mehr neu auf den Markt zu bringen und stattdessen auf Hybrid- oder reine Elektro-Autos zu setzen. Porsche wiederum erwägt, bei künftigen Modellen auf die Diesel-Technik zu verzichten. (apa/dpa)