Fließfertigung : Im Takt

Jeder Handgriff bei Fill in Gurten sitzt. Auf den ersten Blick keine Sensation: Ein gerüttelt Maß an Produktionsexzellenz und – für einen Sondermaschinenbauer besonders wichtig – den richtigen Riecher für die technologische Nische haben die Oberösterreicher zweifelsfrei schon länger vorzuweisen. Schillernde Kundennamen in Europa, Asien und Amerika und die Einhaltung engster maschinenbaulicher Qualitätstoleranzen – all das machte die Oberösterreicher zu dem Vorzeigebetrieb, der sie heute sind.

Und trotzdem überrascht, wie es den Innviertlern nun in nur wenigen Monaten gelang, ihr Fertigungskonzept in einem Maschinensegment – dem leistungsstarker Bearbeitungszentren – auf komplett neue Beine zu stellen: Bis Frühjahr fertigte Fill die Maschinen der Type Syncromill C21 noch individuell, also klassisch nach Auftragseingang. Seit einigen Monaten folgen die Oberösterreicher dem Takt – und zwar gemäß der Formel 2 × 2 × 2: Zwei 2-Mann-Montageteams fertigen parallel im Zweiwochentakt die Rumpfmaschinen der C21. Das geschieht so professionell, als wäre es das Normalste auf der Welt, als Sondermaschinenbauer von Einzelfertigung schnell mal auf die Kleinserie zu switchen.

Standards

Dass der massive Produktionseingriff in Gurten dann doch mit einiger konzeptioneller Planung und intensiver Umsetzungsarbeit verbunden war, weiß Markus Gadringer, Produktmanager bei Fill. Eine Denkweise, die sich schon früh im Unternehmen etablierte, begünstigte das Unterfangen: "Uns war schon frühzeitig klar, dass der Produktionsoutput nur gesteigert werden kann, wenn wir auf Standardisierung setzen – so schwer diese Denkweise einem Sondermaschinenbauer anfangs vielleicht auch fallen mag", schildert er. So war trotz Losgröße-eins-Produkten der Seriengedanke bei Fill bald immerzu im Hinterkopf – "es bringt eben Vorteile, Maschinenkonzepte nicht mehr immer von null denken zu müssen", sagt Gadringer.

Er hat ein plakatives Beispiel dafür, was es bringt, wenn im ganzen Unternehmen, also auch schon im Einkauf, ein Umdenken stattfindet: Bearbeitungsspindeln, Rundtische, Kühlaggregate unterschiedlicher Sondermaschinentypen kauft das Unternehmen nunmehr vorzugsweise beim gleichen Lieferanten ein. Das fordert die Konstrukteure, bringt aber jedenfalls Kosten- und Montagevorteile: "Die bei der Syncromill C verbaute Motorspindel findet nun ebenso bei einer Lineartransferanlage für große Automobilisten Einsatz", sagt Gadringer.

"Höchst flexibel"

Neben dem Spezialistentum in der Arbeitsvorbereitung und der effizienteren Montage der Rumpfmaschinen – auch dank einer verbesserten internen Dokumentation erreicht – fördert die Taktung also auch zusätzliche Varianz in der Baugruppenvormontage. Derzeit sei diese Montage zwar fast vollständig mit der C21 ausgelastet, erzählt Fill-Produktexperte Gadringer. Doch sie sei "höchst flexibel" für Erweiterungen. Mittelfristig denkbar: Mit zusätzlichen Montageplätzen auf dieser Linie auch Komponenten anderer Maschinentypen zu fertigen.

Kunden zeigen sich vom neuen Montagekonzept laut Gadringer jedenfalls schon mal beeindruckt. Mittelfristig, so erzählt Gadringer, könnte das Fertigungskonzept schon bald auch auf andere Typen – wie etwa auf das Bearbeitungszentrum D11 – übertragen werden.