Förderungen : Im Förderolymp

Die folgende Geschichte könnte gut und gerne einem kitschigen Groschenroman entsprungen sein – sie hat aber tatsächlich so stattgefunden: Ein Installateur aus dem italienischen Trentino entschied sich, als Missionar nach Afrika zu gehen. Dort stieß er auf primitive Sonnenöfen, die die Strahlen der Sonne bündeln und etwa zum Kochen verwendet werden. Er entwickelt die Idee weiter und ergänzte sie um sein Wissen aus dem Bereich Photovoltaik. Dabei kam ein Gerät heraus, das beide Konzepte hocheffizient vereint, also gleichzeitig Strom und Wärme produziert. Er überließ seine Erfindung dem Unternehmen Greenetica. Dafür wollte er kein Geld nehmen, sondern nur die Zusage, bei Marktreife ein Gerät für seine Missionsstation zu bekommen.

Dieser letzte Schritt zum Happy-End fehlt noch. Die Chance, dass Greenetica mit dem "EOS1" genannten Mini-Kraftwerk bald den Markteintritt schafft, stehen aber sehr gut, denn seit Kurzem wird das Projekt durch die Europäische Union gefördert. Konkret finanziert Brüssel aktuell eine Feasibility-Study zum Einsatz des EOS1. "Da geht es um Projekte in Spanien und in Holland", erklärt Daniele Cozzi, Geschäftsführer von Greenetica. "Vielleicht kommt auch noch eine Käserei aus der Südsteiermark hinzu."

1,5 Milliarden fließen nach Österreich

Das Unternehmen wurde ursprünglich in Italien gegründet und ist seit März 2013 im Impulszentrum Graz-West ansässig. Greenetica, Mitglied der Ecoworld Styria, startet gerade seine Roll-out-Phase und hat bereits ausreichend Aufträge für Installationen erhalten. Die Förderung aus Brüssel kommt zur richtigen Zeit und verschafft den notwendigen Schub in Richtung Markteintritt. Die Bedeutung des europäischen Geldregens ist groß, meint Cozzi: "Auf einer Skala von null bis zehn würde ich sagen neun. Und natürlich ist diese Förderung eine Bühne für uns. Da geht es nicht nur um Geld, sondern auch darum, unser Unternehmen zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen."

Das Geld für Greenetica kommt aus dem EU-Rahmenprogramm Horizon 2020. In diesem werden zwischen 2014 und 2020 knapp 80 Milliarden Euro für Forschungs- und Innovationsförderung aufgewendet. Österreich profitiert dabei überproportional. Trotz der Kleinheit des Landes werden rund 1,5 Milliarden Euro dieser Gelder in die Alpenrepublik fließen. Und aus dem letzten Rahmenprogramm weiß man, dass Österreich für jeden in den EU-Fördertopf eingezahlten Euro 1,25 Euro zurückbekommt.

Positiver Trend

Recht gut ist auch die Erfolgsrate, wenn man die positiven Förderbescheide den gestellten Anträgen gegenüberstellt. Hier liegt Österreich bei einem Wert von 16,4 Prozent – deutlich über dem länderübergreifenden Durchschnitt von 13,9 Prozent. Diese Zahl zeigt aber auch, dass nicht mit der Gießkanne ausgeteilt wird, sondern die eingereichten Projekte sehr genau überprüft und mit einem objektiven Schlüssel bewertet werden. Wer einen Förderzuschlag aus Brüssel erhält, kann mit Fug und Recht behaupten, an einem wirklich heißen Thema dran zu sein.

"Das macht mich wirklich stolz", meint auch Cozzi: "Tausende Unternehmen haben sich beworben und wir wurden ausgewählt." Für das Verfahren selber, Auswahl des Programms, Erledigung der Einreichung etc., empfiehlt Cozzi, sich von einem Profi aus dem Bereich Förderberatung unterstützen zu lassen. Das spezielle Know-how im eigenen Unternehmen aufzubauen ist schwierig und die Übersicht über alle Förderprogramme zu behalten unmöglich.

Dass Unwissenheit zu einem finanziellen Eigentor führen kann, bestätigt auch Peter Baumgartner, Senior Consultant bei m27, einem Unternehmen, das sich auf Förderberatung und Unternehmensfinanzierung spezialisiert hat: "Es gibt viele Unternehmen, die nicht wissen, dass ihre Tätigkeiten gefördert werden können!"

Die österreichweit einheitliche Einreichstelle für Förderungen aus Horizon 2020 ist die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Neben individuellen Beratungsgesprächen werden dort auch sogenannte "Proposal Checks" (inhaltliche und formale Prüfung der Unterlagen vor Einreichung) und Strategie-Workshops zur Klärung des eigenen Förderpotenzials angeboten.

Dass Europa seiner seit 2008 andauernden wirtschaftlichen Krise entkommt, dafür soll nun Wilhelm Molterer, seit Oktober geschäftsführenden Direktor des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI), sorgen. Dass die Aufgabe des landläufig als "Junker- Fonds" bezeichneten Instruments eine große ist, zeigen die nackten Zahlen: Im Vergleich zu 2007 sind die EU-weiten Investitionen um 15 Prozent zurückgegangen. Molterer sieht als Grund dafür ein Marktversagen – regulatorische Unsicherheiten und mangelnder Zugang zu Finanzierung. "Der EFSI ist allerdings kein Allheilmittel, sondern eines von mehreren Elementen, um die anhaltende Wachstumsschwäche zu überwinden", erklärte er kürzlich bei einer Veranstaltung der Wirtschaftskammer in Wien.

Was Molterer damit indirekt bestätigt, ist eine Feststellung, die von Politikern und Bankmanagern ansonsten gerne negiert wird: Die überbordenden regulatorischen Vorschriften für Banken und die daraus resultierende Kreditklemme wurden zum ökonomischen Hemmschuh. Eine Sichtweise, die auch der Vizepräsident der Europäischen Kommission, Jyrki Katainen, mittlerweile offen ausspricht: "Der EFSI ist ein sehr wichtiges Instrument, um Markt- versagen zu korrigieren. Dieses ist zum Teil durch regulatorische Veränderungen entstanden. Wir haben diese mit guter Absicht eingeführt, aber haben damit einige negative Konsequenzen ausgelöst, die nun korrigiert werden sollen", meinte er bei einer Rede im EU- Parlament.

Drei Ziele

Der EFSI soll drei Ziele verfolgen: Beseitigung von Investitionshindernissen durch Vertiefung des Binnenmarktes, Unterstützung von Investitionsvorhaben durch Öffentlichkeitsarbeit und technische Unterstützung sowie intelligentere Nutzung neuer und bestehender finanzieller Ressourcen. Der Schwerpunkt der Förderung soll in den Bereichen Infrastruktur und Innovation sowie KMUs liegen. Der EFSI wird eine Garantie in Höhe von 16 Milliarden Euro bereitstellen, die Europäische Investitionsbank (EIB) schießt 5 Milliarden Euro bei, sodass Risiken in Höhe von 21 Milliarden Euro abgedeckt werden können. Mit Hilfe dieser Garantie soll privates Kapital in Investitionen gelenkt werden. Damit, so das Ziel, sollen innerhalb der nächsten drei Jahren Investitionen von mindestens 315 Milliarden Euro in Europa mobilisiert werden.

"Der EFSI ist ein Garantieinstrument, keine Direktförderung", bekräftigt Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. "Es geht hier um die Mobilisierung privater Mittel, ohne die öffentlichen Budgets zu belasten." Für ihn ist die Verbesserung des Investitionsklimas in Europa von zentraler Bedeutung. "Die Risikoscheu der Unternehmen muss überwunden werden", so Leitl.

Risikoreiche Projekte im Fokus

Entsprechend zielt der Junker-Fonds vor allem auf risikoreiche Projekte ab, die es im momentanen Umfeld schwer haben, eine Finanzierung zu finden. EFSI-Gelder können Unternehmen aller Größe beantragen. Ohne die Einschaltung einer nationalen Behörde kann man sich direkt bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) darum bemühen. Ein Anruf beim Wiener Büro der EIB kann sich durchaus lohnen, denn geschätzte 28 Milliarden Euro aus dem EFSI sollen zwischen 2015 und 2017 nach Österreich fließen.

Dass die Chance auf eine europäische Förderung im derzeitigen Umfeld besonders gut ist, bestätigt auch Martin Brunkhorst, Leiter des Wiener Büros der EIB: "Die EIB ist seit Beginn der Krise von ihren Eigentümern aufgefordert, das Volumen ihrer Ausleihungen hoch zu halten." Anders als normale Geschäftsbanken hat die EIB in den Jahren der Krise ihr Ausleihungsvolumen stark gesteigert. Brunkhorsts Telefon sollte in nächster Zeit also vermehrt klingeln, damit auch Innovationen aus Österreich der europäischen Konjunktur endlich wieder Beine machen.

Und für Greenetica, dem im Impulszentrum Graz-West ansässigen Unternehmen, schaut die Zukunft mittlerweile, dank europäischer Unterstützung, ebenfalls rosig aus. Kürzlich hat sogar die UNO in Graz an die Tür geklopft, die mit dem innovativen Produkt des Unternehmens ein Energieprojekt in Afrika umsetzen möchte. Und dann wird natürlich noch ein Greenetica-Kraftwerk nach Afrika verschifft. Empfänger wird eine kleine Missionsstation sein – geleitet von einem Installateur aus dem Trentino.

Eine gute Übersicht über europäische Fördermöglichkeiten innerhalb und außerhalb des Horizon-2020-Daches bietet die FFG.

Telefon: 057 7550

Das EIB-Büro in Wien befindet sich in der Mattiellistraße 2–4, 1040 Wien.

Telefon: 01/ 5053676 vienna@eib.org