Windkraft : IG Windkraft: Ein stärkerer Ausbau bei Erneuerbaren ist notwendig

Der Ausbau der Stromerzeugung aus Windkraft verläuft laut IG Windkraft trotz zusätzlicher Fördermittel gebremst, so die IG Windkraft. Um das im Regierungsprogramm verankerte Ziel von 100 Prozent (national und bilanziell) Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu erreichen, sei noch ein deutlicher Ausbau nötig. Den Windrädern wird dabei eine zentrale Rolle zugesprochen.

2018 werde ein entscheidendes Jahr für den Umbau der Energieversorgung in Österreich und in Europa, so IG-Windkraft-Geschäftsführer Stefan Moidl in Hinblick auf die für heuer vorgesehene Umsetzung des Ende 2016 vorgelegten EU- Energie-Winterpakets und die österreichische EU-Ratspräsidentschaft bei einer Pressekonferenz.

Die Erzeugungskapazität aus Windkraft wurde im Vorjahr um 63 Anlagen bzw. rund 196 Megawatt (MW) ausgebaut. Seit 2014 mit einem Plus von mehr als 400 MW ist der Ausbau kontinuierlich zurückgegangen. Für heuer wird ein etwas höherer Zubau von 214 MW oder 68 Windrädern erwartet und für 2019 dann ein Rückgang auf rund 60 Anlagen bzw. 182 MW. Für die Jahre 2020 und 2021 wird dann einen Ausbau um je rund 280 MW prognostiziert.

Mit dem Sondertopf der "kleinen" Ökostromgesetznovelle aus 2017 könnten in den kommenden Jahren in Summe rund 350 MW Verträge der Förderabwicklungsstelle OeMAG erhalten und zugebaut werden. Viele dieser Anlagen würden erst in den kommenden Jahren gebaut, hieß es heute. Dazu kommen dann noch die Anlagen, die mit den regulären Fördermitteln unterstützt werden. "Schmerzhaft" sei, dass die Fördertarife Ende des Vorjahres um rund 8,4 Prozent gesenkt worden seien.

Um das 100-Prozent-Ziel des Regierungsprogramms erreichen zu können, sei ein deutlicher Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen um 20 bis 30 Terawattstunden (TWh) nötig, so Moidl. Bei der Windkraft müssten netto bis 2030 rund 300 MW bzw. 100 Anlagen im Jahr dazukommen. Aktuell liegt der Anteil der Erneuerbaren-Erzeugung aus Wasser- und Windkraft, Photovoltaik und Biomasse bei rund 70 Prozent der Stromerzeugung.

Ende 2017 gab es in Österreich 1.260 Windkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 2.844 MW. Damit können pro Jahr rund 10 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs bzw. elektrische Energie für mehr als 1,75 Millionen Haushalte (rund 46 Prozent aller Haushalte) erzeugt werden. Dieser Windstrom vermeide 3,9 Millionen Tonnen CO2 im Jahr, das entspricht laut IG Windkraft dem Ausstoß von 35 Prozent aller Autos in Österreich. Rund 800 MW Windkraftkapazität werden heuer nicht gefördert.

Bei einer umfassenden Reform der Ökostromförderung spricht sich die IG Windkraft für die Umstellung des derzeitigen Tarifsystems auf ein Marktprämienmodell aus, bei dem es pro kWh einen Zuschlag auf dem Marktpreis gibt. Das würde hohe Synergieeffekte ergeben. Ausschreibungen seien dagegen nicht sinnvoll, so Moidl.

Dass es erstmals ein Nachhaltigkeitsministerium gibt, das für Umwelt und Energie zuständig ist, ist für Moidl ein grundsätzlich sehr positiver Schritt, der Potenzial habe. Entscheidend würden aber die gesetzten Maßnahmen sein. Wichtig sei es auch, in Europa Flagge zu zeigen und Leitpflöcke einzuschlagen.

2018 sei ein entscheidendes Jahr für den Umbau des europäischen Energiesystems, hieß es heute. Die europäischen Klimaziele müssten an die Pariser Ziele angepasst werden, der Beschluss des EU-Winterpakets komme in eine entscheidende Phase. Die österreichische Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr müsse dabei entscheidende Verbesserungen erreichen. Die EU will mit dem Winterpaket das Energiesystem zu geringen Kosten dekarbonisieren. Laut dem von der EU-Kommission Ende 2016 vorgelegten Paket sollen unter anderem die Energieeffizienz auf 30 Prozent und der Erneuerbaren-Anteil auf mindestens 27 Prozent erhöht werden.

Das Erneuerbaren-Ziel von 27 Prozent bis 2030 müsse erhöht werden, forderten die Branchenvertreter heute, es könnte sogar zu einer Deckelung des Ausbaus führen. In den nächsten Monaten bestehe, die Chance "das Ganze noch mal deutlich ambitionierter zu machen", so Dirk Hendricks, Senior Policy Advisor des europäischen Dachverbandes der Ökoenergieerzeuger EREF. Das Europäische Parlament sei mit 35 Prozent ambitionierter als die Kommission und der EU-Rat in seinem Winterpaket. Die Erneuerbaren-Vertreter wollen 45 Prozent. (APA/red)