Autoindustrie : ID statt Golf und Passat: VW baut Fabriken für Elektroautos um

Volkswagen will den Wandel des Pkw-Werks im sächsischen Zwickau zu einer hochautomatisierten Fabrik für Elektroautos weitgehend ohne Personalabbau schaffen. Der Standort mit 7.700 Mitarbeitern, im dem noch der Golf mit Verbrennungsmotor gebaut wird, soll schrittweise zu einer digitalen Fabrik umgewandelt werden, wie VW mitteilt.

Zum Einsatz kommen Industrie-Roboter und fahrerlose Transportsysteme, die Bauteile autonom an die Bänder bringen. In der Montage werde sich der Automatisierungsgrad dadurch nahezu verdreifachen. Dennoch bleibe die Beschäftigung am Standort weitgehend stabil, hieß es. Insgesamt investiert Volkswagen rund 1,2 Milliarden Euro, um das Werk in Sachsen auf die Elektromobilität umzustellen.

Pilotfabrik in Sachsen

Zwickau macht den Anfang für den Umstieg von Volkswagen auf den Modularen Elektrobaukasten (MEB), auf dem die neuen Elektromodelle basieren. Der Umbau des Werks ist bereits angelaufen. In einem Jahr soll dort die Produktion des kompakten ID Neo starten, den Volkswagen als erstes "CO2-neutrales Fahrzeug" anpreist. Der ID Crozz soll ab 2020 folgen. Um Platz zu schaffen, wurde die Produktion des Passat in Zwickau im Sommer eingestellt. Golf und Golf Variant sollen nach und nach an das Stammwerk Wolfsburg abgegeben werden.

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"Für VW bricht eine neue Ära an - vergleichbar mit dem Käfer"

"Mit dem Produktionsstart des ID in gut zwölf Monaten bricht für Volkswagen eine neue Ära an - vergleichbar mit dem ersten Käfer oder dem ersten Golf", erklärte der Vorstand für Elektromobilität der Marke VW, Thomas Ulbrich. In der letzten Ausbaustufe soll Zwickau ab 2021 sechs E-Modelle von drei Konzernmarken produzieren.

Ab 2022 sollen auch in Emden und Hannover batteriegetriebene Wagen von den Bändern laufen. Da die Umstellung eine Wette auf die Zukunft und für die Beschäftigten mit vielen Unsicherheiten verbunden ist, verspricht das Unternehmen den mehr als 20.000 Arbeitnehmern an den beiden niedersächsischen Werken Beschäftigungssicherung bis 2028. VW hatte bislang betriebsbedingte Kündigungen bis 2025 ausgeschlossen.

Weniger Mitarbeiter nötig

Weil beim Bau von Elektroautos weniger Produktionsschritte nötig sind als bei Pkw mit Verbrennungsmotor, werden weniger Arbeitskräfte benötigt. Deshalb hat VW mit den Betriebsräten vereinbart, das Beschäftigungsvolumen sozialverträglich durch Altersteilzeit abzubauen. In Zwickau will VW die Beschäftigung auch dadurch stabil halten, dass die Produktion ausgeweitet wird. Die Produktionskapazität steigt von derzeit 1350 auf 1500 Fahrzeuge am Tag. In der letzten Ausbaustufe sollen in Zwickau bis zu 330.000 E-Fahrzeuge pro Jahr gebaut werden - mehr als an jedem anderen Konzernstandort.

Emden soll künftig ein günstiges Modell, das unter 20.000 Euro kosten soll, mit dem vorläufigen Namen "MEB entry" produzieren, wie Reuters aus Unternehmenskreisen erfahren hatte. In Hannover soll der elektrische Bulli-Nachfolger I.D. Buzz mit einer Stückzahl von mehr als 100.000 Einheiten jährlich gebaut werden. Das Werk, in dem unter anderem der Transporter T6 vom Band rollt, soll in den nächsten Jahren weitere Elektrofahrzeuge bekommen, darunter Insidern zufolge auch den Lounge SUV und den I.D. Cargo.

Neue Werke auch in China

Auch in Anting und Foshan in China entstehen derzeit E-Auto-Werke, die nur wenige Monate nach dem Pilotwerk Zwickau im Jahr 2020 die Produktion aufnehmen sollen. In Nordamerika sollen ebenfalls Elektroautos gebaut werden, über den genauen Standort hat VW noch nicht entschieden. In den USA unterhalten die Wolfsburger ein Pkw-Werk in Chattanooga. Insgesamt will die Marke Volkswagen spätestens 2025 weltweit mehr als eine Million Elektroautos im Jahr bauen, konzernweit sollen es dann bis zu drei Millionen sein.

(von Jan Schwartz, Reuters/APA/red)