Kunststoffindustrie : Husky KTW: Wie ein rentabler Spritzgussformenhersteller zum Problemfall wurde

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Im Jahr 2011 war die Euphorie noch groß: "Husky Injection Molding Systems (...) hat die Finanzkrise genutzt" schrieb das mit der Kaufabwicklung betraute Beratungsunternehmen KPMG damals in einer Presseaussendung. "Mit der Akquisition des österreichischen Werkzeugherstellers KTW Kunststofftechnik konnte Husky seine strategische Position am Weltmarkt festigen." Die Idee der Kanadier: Der Zukauf im Waldviertel sollte die Produkt- und Dienstleistungspalette erweitern, KTW sollte von der Nutzung der globalen Vermarkung durch Husky profitieren.

Enttäuschung in Bolton?

Die Waidhofener Spritzgussformenhersteller steckte 2011 in einer tiefen Krise: Bei einem Umsatz von 35 Millionen Euro erwirtschaftete man im Jahr ein negative EGT 12,7 Millionen Euro. Und die Kanadier hatten hohe Ambitionen: "Es ist geplant, das Ergebnis des akquirierten Unternehmens vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) innerhalb von fünf Jahren zu verdreifachen" hieß es in der Aussendung der KPMG. Die Rentabilität der Waidhofener stieg tatsächlich, aber wohl nicht in dem Ausmaß, in dem man sich das in der Firmenzentrale in Bolton vorgestellt hat: Im Jahr 2017 erwirtschaftete das Unternehmen laut Firmenbuch mit 263 Mitarbeitern einen Umsatz von 49,2 Millionen Euro und ein EGT von 3,3 Millionen Euro.

Verlegung ins Tschechische Werk?

Am Donnerstagvormittag, am 7. März musste das lokale Management den Mitarbeitern ziemlich überraschend eine wirklich schlechte Nachricht überbringen: Der Standort soll bis Ende 2019 geschlossen werden. In drei Etappen, mit einer Kündigungswelle, die schon "relativ rasch beginnen werde" sollen die rund 200 Mitarbeiter in der Produktion entlassen werden, Teile der Fertigung könnten in das KTW-Werk im Tschechischen Jindrichuv Hradec verlegt werden. Möglicherweise bliebe in Waidhofen ein Teil der Verwaltung mit rund 30 Mitarbeitern bestehen - aber auch das sei noch nicht fix. Unklar ist, welchen Stellenwert das zum Waidhofener Unternehmen gehörende Werk in Jindrichuv Hradec in Zukunft haben wird und wie es mit dem KTW-Tochterunternehmen im sächsischen Grüna/Chemnitz weitergeht.

Schliessung "nicht vordergründig" wirtschaftlich begründet.

Der Grund für die Schließung sei strategischer Natur und habe "nicht vordergründig" mit der wirtschaftlichen Lage zu tun, betont eine Sprecherin des Unternehmens. Es gehe um "logistische Effizienz" und darum, dass sich das "globale Geschäftsmodell" des Unternehmens ändern solle. Die Schließung sei in dieser Hinsicht "eine logische Schlussfolgerung" wird die Sprecherin von der Austria Presse Agentur zitiert. Eine Anfrage von INDUSTRIEMAGAZIN blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Vielleicht hängt die globale Geschäftsmodelländerung ja mit der Übernahme der Husky Gruppe durch den nunmehr dritten Finanzkonzern zusammen. Im März vergangenen Jahres wurde das kanadische Unternehmen von Berkshire Partners LLC um 3,9 Milliarden Dollar an Platinum Equity verkauft.