Chemische Industrie : Holländische Akzo Nobel lässt Milliardenofferte aus den USA ins Leere laufen

Der niederländische Farbenhersteller Akzo Nobel lässt den US-Rivalen PPG nach dessen milliardenschwerer Übernahmeofferte auflaufen. Eine Gruppe von PPG-Topmanagern verließ nach einem zweitägigen Aufenthalt die Niederlande ohne ein Treffen mit Akzo-Führungskräften.

Mit einer Charmeoffensive bei dem Besuch wollte PPG den Konkurrenten von seinem Gebot überzeugen. Am Mittwoch hatte Akzo auch eine erhöhte PPG-Offerte über 22,7 Milliarden Euro als zu niedrig und zu riskant zurückgewiesen. Sie reiche nicht aus, um überhaupt Gespräche aufzunehmen. Neben erheblichen wettbewerbsrechtlichen Bedenken würde die Übernahme zu einem massiven Stellenabbau führen, hatte Akzo-Chef Ton Büchner gesagt.

Ein PPG-Sprecher erklärte, PPG-Chef Michael McGarry sei weiterhin "zu jeder Zeit und überall" offen für eine Unterredung mit Akzo-Vertretern. Ein Akzo-Sprecher sagte hingegen, es sei keine Zusammenkunft geplant.

PPG: "Zu jeder Zeit und überall offen"

Während ihres Aufenthalts trafen sich die PPG-Manager mit Vertretern örtlicher Medien und des niederländischen Wirtschaftsministeriums, mit Akzo-Aktionären und der Vereinigung der Wertpapierbesitzer VEB. Eine Begegnung mit Gewerkschaftsvertretern bei Akzo kam dagegen nicht zustande. "Wir wollen keine Transaktion mit den Amerikanern, um ehrlich zu sein", sagte Erik de Vries von der Gewerkschaft FNV. "Wir haben große Bedenken, was deren Pläne für Stellenstreichungen angeht."

Dies sahen einige Anteilseigner allerdings anders und forderten Akzo auf, Kontakt zu PPG aufzunehmen. Nur über Gespräche könne Akzo beurteilen, ob PPG bereit sei, ein adäquates Angebot vorzulegen, erklärte etwa der Hedgefonds Elliott Advisors, der mehr als drei Prozent an dem BASF-Rivalen hält.

Jagd auf einheimische Firmen ist ein heikles Thema in den Niederlanden

Übernahmen von niederländischen Konzernen durch Firmen aus dem Ausland sind derzeit ein heikles Thema in den Niederlanden. Nach dem Versuch des US-Ketchup-Herstellers Kraft Heinz, den britisch-niederländischen Konsumgüterkonzern Unilever zu schlucken, regte die Regierung ein Gremium an, das Übernahmen unterbinden kann, die die nationalen Interessen verletzten.

Akzo gehört zu den größten Firmen des Landes. Der Konzern ist nach eigenen Angaben weltweit führender Hersteller von Farben und Lacken. Zu dessen Marken gehört unter anderem Dulux. Investoren sind offensichtlich skeptisch, was die Erfolgsaussichten von PPG angeht.