Österreich : Hersteller von Medizinsoftware fordern mehr Geld für Medizinsoftware

Die Medizinsoftwarehersteller fordern eine raschere und umfassendere Umsetzung der Elektronischen Gesundheitsakte Elga. Sie verlangen, dass statt der derzeit 100 Mio. künftig 300 Millionen Euro pro Jahr in die Digitalisierung des Gesundheitswesens investiert werden. Und die künftige Bundesregierung soll den digitalen Gesundheitsstandort zur "Causa Prima" erklären.

Mit den geforderten Investitionen könnten nicht nur Verbesserungen für die Patienten erreicht werden, sondern auch rund zwei bis vier Milliarden Euro eingespart werden, rechneten Eduard Schebesta, Sprecher der Medizinsoftwarehersteller und Manfred Müllner, stellvertretender Geschäftsführer des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie, in einer Pressekonferenz vor. Sie bezogen sich damit auf eine McKinsey-Studie, die für Deutschland ein Potenzial von 39 Milliarden ergab und rechneten diese auf Österreich herunter.

Als Beispiel nannte Schebesta Radiologiebefunde, die derzeit nicht in Elga gespeichert werden. Wenn der Patient einen Röntgenbefund beim niedergelassenen Arzt bekommt, kostet die Einspeicherung rund zwei Euro. Wenn er ins Spital kommt, werde das gleiche Röntgenbild nochmals gemacht, das bedeute nicht nur doppelte Strahlenbelastung für den Patienten, sondern zusätzliche Kosten von rund 200 Euro. Gleiches gelte auch für Labor- und für Facharztbefunde, die derzeit auch in Elga fehlen. Allein mit diesen drei Dingen könnten nicht nur Einsparungen lukriert, sondern auch die Wartezeiten reduziert und das System der Zu- und Überweisungen effizienter gemacht werden, meinte der Wirtschaftsvertreter.

Der derzeitige Umsetzungsplan reicht Softwareherstellern nicht

Der derzeitige Umsetzungsplan für Elga reicht den Softwareherstellern nicht. Sie fordern eine digitale Roadmap für das gesamte Gesundheitswesen, die umfassender und verbindlicher sein soll. Neben verbindlichen Zielen sollten darin auch Finanzierungspläne und eine Kosten-Nutzen-Analyse enthalten sein. Schebesta verwies hier auf den geplanten elektronischen Impfpass, der im kommenden Jahr mit einem Pilotprojekt starten soll. Er prophezeite, dass die Sache nach dem Pilotprojekt wieder stehen werde, weil es keine Vereinbarung mit den Ärzten über die Abgeltung ihrer Kosten gebe.

An die Ärztekammer appellierten die Wirtschaftsvertreter Elga nicht zu stoppen, sondern gemeinsam weiterzuentwickeln. Die Ärzte sollten die Implementierung der derzeit in Umsetzung befindliche E-Medikation unterstützen und aktiv am Dialog teilnehmen. Die aufgetretenen Anlaufschwierigkeiten seien normal, man dürfe deshalb nicht das ganze Projekt in Frage stellen.

An die neue Regierung richten die Industrie- und Softwarehersteller die Aufforderung, dem digitalen Gesundheitsstandort oberste Priorität einzuräumen. Gemeinsam mit Ländern und Sozialversicherung sollten sie für die notwendigen Rahmenbedingungen und Budgets sorgen. Dass auch die Wirtschaft von den geforderten Investitionen profitieren würde, stellten sie nicht in Abrede. Aber nach 15 Jahren Diskussionen würde für Elga heuer erstmals Geld an die Hersteller fließen und vor allem die Patienten hätten davon Vorteile. (apa/red)