Funknetze : Heliot-Austria-Chef Liboswar: "Wir machen Supply Chains durchgängig sichtbar"

Heliot-Chef Liboswar
© RACHEL SILVESTON

Es sind Effizienzverluste, die sich in den zum Zerreißen gespannten Lieferketten nicht gut machen: Rund ein Zehntel der Ladungsträger, die in der weltweiten Logistik im Einsatz sind, geht spurlos verschwunden beziehungsweise taucht erst wieder zu einem Zeitpunkt auf, den man salopp als “ungünstig” bezeichnen könnte. Martin Liboswar kennt die Problematik, der Geschäftsführer von Heliot Austria ist aber auch in der glücklichen Lage, der Industrie handfeste Lösungen für eine dahingehende Optimierung der Warenströme darzulegen: "Im 868-Megahertz-Frequenzband der 0G-Technologie, das Heliot als Lizenznehmer des französischen Telekommunikationsdienstleisters Sigfox betreibt, können Unternehmen ihre Supply-Chains durchgängig sichtbar machen", erzählt Liboswar.

Die Österreichische Post ist so ein Unternehmen, das die Vorzüge der schmalbandigen Netzwerktechnologie nutzt, die extrem lange Akkulaufzeiten der Endgeräte erlaubt: Im gesamten DACH-Raum trackt der Logistiker neuerdings Rollbehälter. Nicht mittels konventioneller stromhungriger GPS-Tracker, vielmehr macht man sich die Vorteile der netzbasierten Geopositionierung - Stichwort WiFi-Sniffing - zu eigen. "Die Geräte machen kurz auf, “schnüffeln” nach verfügbaren Informationen und schicken die gesammelten Daten über die installierte Basis an Antennen an den Sigfox-Cloudserver, wo algorithmusgeführt die exakte Position des Ladungsträgers errechnet wird und Rohdaten für Analysen intelligent mit Metadaten verknüpft werden", schildert Liboswar.

Technologie mit Charme

Dass es sich dabei um die Übermittlung in der Regel sehr kleiner, dennoch höchst nützlicher, weil aussagekräftiger, Datenpakete handelt, ist der Charme der Technologie, die sich erklärtermaßen nicht gegen 5G positioniert, sondern als Komplementär zu sehen ist und sich deswegen als “0G” positioniert: "Geht es im Mobilfunk darum, immer mehr Daten mit immer höheren Übertragungsgeschwindigkeiten zu übermitteln, legt das 0G Netzwerk von Sigfox die Prioritäten auf gegenteilige Effekte: auf Zuverlässigkeit (O-Ton Liboswar: "Es wird nur wenig vom Funkspektrum weggeknabbert") und Energieeffizienz bei der Übertragung geringer Datenmengen und hoher erzielbarer Reichweite über Industriestandorte hinweg", so Liboswar.

Das sei, wenn man so will, die Konzentration auf das Wesentliche - und sei auch aus Kostensicht überzeugend: "Um ein paar Datenpunkte abzugreifen und vielleicht fünf Mal pro Tag seine Position zu senden, dafür sei Mobilfunk schlicht zu kostenintensiv und WLAN möglicherweise zu wartungsintensiv und störanfällig", heißt es bei Heliot. So brauche es nicht unbedingt ein Tracking in Echtzeit auf den Meter genau, um die Routenführung eines Ladungsträgers zu überprüfen, vielmehr sei ein intelligenter Austausch mit dem Netz realisierbar: Gesendet wird etwa immer dann, "wenn relevante Ereignisse eintreten - beispielsweise wenn sich ein Container in Bewegung setzt und dieser am Zielort eintrifft", sagt der Heliot-Austria-Chef.

Respektable Netzabdeckung

In Sachen Netzabdeckung stünde man hierzulande bei rund 60 Prozent der Bevölkerung, flächenmäßig sei ein Drittel Österreichs erschlossen - ein respektabler Wert im alpinen Raum, der bereits große Teile der österreichischen Industrie mit abdeckt. So genannte Micro Base Stations - per Steckdose betreibbare Popup-Empfangsstationen für Orte mit fehlender Netzabdeckung - dienen als Lückenfüller dort, wo es noch weiße Flecken auf der Landkarte gibt.

Roaming-Gebühren fielen keine an, Sigfox ist in 72 Ländern mit seinem Netz vertreten. Heliot vertreibt in seiner primären Funktion als Netzbetreiber auf Jahresbasis abgerechnete Konnektivität. Vertragssicherheit würde die mehrjährige Bindung und Abrechnung pro installiertem Sensor bieten - die im Mittel erzielte Batterielaufzeit liegt bei fünf Jahren, auch ökologisch eine gute Nachricht.