Personalia : Hat die ÖBAG eine neue Chefin?

Notwendig wurde die Suche, weil Thomas Schmid vorzeitig ging, nachdem kompromittierende Chats von ihm öffentlich geworden waren. Interimschefin Christine Catasta tritt ab, wenn der oder die Neue das Amt antritt. Den Job antreten sollte der neue Vorstand spätestens per 1. Jänner 2022. Auch ein früherer Zeitpunkt ist nicht ganz auszuschließen. Einiges dürfte von Formalitäten rund um einen Job-Wechsel abhängen. Für den Posten gab es einige Bewerbungen, unter anderem auch vom Siemens-Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Hesoun, der auch lange als Favorit gegolten hat. Schließlich ist der Posten ein immens wichtiger.

Herrin der Staatsanteile

Die Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG, vormals ÖIAG bzw. ÖBIB) verwaltet die Anteile des Staates an heimischen Großkonzernen, die ehemals im vollständigen Staatsbesitz waren. Die größten sind die nunmehr börsenotierte OMV, Telekom Austria, Post und Verbund sowie die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und sechs weitere Unternehmen. Damit verwaltet die ÖBAG unter der politischen Zuständigkeit von Finanzminister Gernot Blümel rund 26 Mrd. Euro an Staatsvermögen.

Eines der wertvollsten Assets der ÖBAG ist die OMV, die derzeit eine Marktkapitalisierung von rund 14,2 Mrd. Euro hat. Der Staatsanteil von 31,50 Prozent, den die ÖBAG verwaltet, ist damit mehr als 4,4 Mrd. Euro wert. Schmid war in der OMV bisher Vize-Aufsichtsratspräsident (Präsident ist Mark Garrett). Beim Verbund mit einer Marktkapitalisierung von 10,5 Mrd. Euro war Schmid Chef des Aufsichtsrates. Vorsitzende des Aufsichtsrates der Telekom und der Post AG ist Edith Hlawati. Im Hauptberuf ist sie Senior Partnerin von Cerha Hempel Rechtsanwälte.

Weiblicher Alleinvorstand

Mit Christine Catatsta hat die Staatsholding ÖBAG erstmals eine Frau an ihrer Spitze - wenn auch nach dem vorzeitigen Abgang von Thomas Schmid nur interimistisch. Nun scheint es aber, wie heute im Standard von Renate Graber und Luise Ungersboeck berichtet wird, dass die Entscheidung schneller fallen wird, als erwartet. Die Nachfolgerin und somit der ÖBAG-Alleinvorstand soll noch am Freitag in einer vorgezogenen Aufsichtsratssitzung ernannt werden und es soll niemand geringerer sein, als Rechtsanwältin Edith Hlawati, berichtet der Standard. Die 64-jährige hat sich unter dem Radar der Öffentlichkeit für den Posten beworben und soll Favoritin von ÖBAG-Aufsichtsratspräsident Helmut Kern sein.

Nur eine Kandidatin - keine weiteren Hearings

Wie ebenfalls im Standard berichtet, wird dem Vernehmen nach das Nominierungskomitee, das quasi die Vorauswahl trifft und dem neben Kern der A1-Konzernbetriebsratschef Werner Luksch angehört, dem restlichen Aufsichtsrat überhaupt nur eine Person vorschlagen – und das soll eben Hlawati sein. Shortlist mit den besten Bewerbern dürfte es keine geben und die übrigen Bewerber für den Spitzenposten in der Staatsholding sollen nicht einmal in Hearings eingeladen werden, wie es heißt. Seitens der ÖBAG und der Involvierten war bis dato keine Stellungnahme zu erhalten. (Renate Graber/Luise Ungersboeck/red)

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