Debatte um Kosten des Flüchtlingsansturms : Haselsteiner wehrt sich gegen Kritik an der Westbahn

Wegen des Ansturms der Flüchtlinge auf Österreichs Bahnhöfe hat die private Westbahn vor wenigen Tagen von den ÖBB einen deutlichen Rabatt gefordert - weil die Flüchtlinge dem Passagiergeschäft schade. Demnach gebe es laut Westbahn durch die Flüchtlinge einen Geschäftsrückgang von 15 bis 20 Prozent.

Wie von INDUSTRIEMAGAZIN hier gemeldet, forderte deshalb Westbahn-Chef Erich Forster in einem Schreibei an die ÖBB bei den Bahnhofsgebühren eine Preisminderung um 100 Prozent und beim Benützungsentgelt für die Schienen 20 Prozent Nachlass.

Die ÖBB bestätigten auch einen Bericht, wonach die Westbahn auch mit einem Zahlungsstopp gedroht hat. Demnach kündigte die Westbahn an, wegen des Flüchtlingsansturms am Wiener Westbahnhof und in Salzburg bis auf Weiteres keine Bahnhofsgebühren mehr zu zahlen. An diesen Bahnhöfen "war der Zustand für übliche Bahnreisende völlig unzumutbar und unbeschreiblich", so die Westbahn.

"Neoliberale Geldmache“

Nachdem dieser Vorstoß bekannt wurde, gab es auf diversen Portalen und in sozialen Netzwerken im Internet starke Kritik an der Westbahn. Kritisiert wurde unter anderem, dass hier ein privates Unternehmen zwar einen Schaden durch eine historische, dramatische Entwicklung erleide - aber die erstbeste Gelegenheit ergreife, um die Kosten dafür an den Staat weiterzureichen.

"Diese Aktion riecht nach neoliberaler Geldmache“, lautet etwa eine von vielen kritischen Äußerungen in den sozialen Netzwerken. Dagegen betont die Westbahn auf ihrer Facebook-Seite (Großschreibung wie im Original): "Es geht hier eindeutig NICHT darum, dass die WESTbahn sich an dieser Situation bereichern möchte, sondern dass die Bahnhöfe wieder für ALLE Kunden ohne Vorbehalte und Bedenken benutzt werden können."

Haselsteiner: "Das Verhalten der ÖBB ist unredlich"

Das private Bahnunternehmen Westbahn gehört zur Hälfte der Familienprivatstiftung des Bauunternehmers Hans Peter Haselsteiner. Weitere 33 Prozent hält die Schweizer Augusta Holding und 17 Prozent die französische Staatsbahn SNCF.

Jetzt geht der Industrielle Hans Peter Haselsteiner in einem Interview mit dem Wirtschaftsblatt zum Gegenangriff über. Im Hinblick auf die Causa Kosten des Flüchtlingsansturms sagte Haselsteiner der Zeitung: "Die ganze Aktion wurde gezielt von einem der zahllosen Gegner, die die Westbahn in den Reihen der ÖBB hat, verzerrt in die Öffentlichkeit getragen."

Für Haselsteiner hat sich damit das Thema nun erledigt: "Die Sache ist gelaufen, da noch nachzuhaken hat keinen Sinn. Wir werden das jetzt ad acta legen", sagte er der Zeitung. Die Westbahn habe "ausreichend bewiesen, dass sie sich in puncto Flüchtlinge engagiert. In Relation zur Größe des Unternehmens wurde hier mindestens ebenso viel geleistet wie von den ÖBB", so Haselsteiner.

Mögliche Konsequenzen werde es nach dem Imagedebakel nicht geben, so der ehemalige Konzernchef der Strabag: "Ich wüsste nicht, welche Konsequenzen ich da ziehen sollte."

Im Hinblick auf den Vertrag zwischen der Westbahn und den ÖBB sagte Haselsteiner: "Es sollte unter normalen Geschäftsleuten eine Selbstverständlichkeit sein, darüber zu diskutieren". (red/apa)