Halbleiter : Halbleiter: Auch Dialog Semiconductor soll asiatisch werden

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© APA/HELMUT FOHRINGER

Der schwäbisch-britische Apple-Zulieferer Dialog Semiconductor verhandelt über ein mehr als 4,8 Mrd. Euro schweres Übernahmeangebot aus Japan. Der japanische Halbleiterkonzern Renesas Electronics habe ein Angebot von 67,50 Euro je Aktie in Aussicht gestellt, teilte der Chip-Entwickler mit. Renesas bestätigte das Angebot, betonte aber, es gebe noch keine festen Vereinbarungen. Renesas-Aktien haben zum Wochenauftakt in Tokio 3,6 Prozent nachgegeben.

Der genannte Kaufpreis läge gut 20 Prozent über dem Schlusskurs von Dialog vom Freitag. Die Aktie war da bereits um 6,8 Prozent auf ein Jahreshoch von 56,12 Euro gestiegen, nachdem ein italienischer Zeitungsbericht über ein Interesse von STMicroelectronics die Runde machte.

Die Verhandlungen mit Renesas seien fortgeschritten, liefen aber noch, erklärte Dialog Semiconductor. Die Japaner haben nach dem britischen Übernahmerecht, dem Dialog unterliegt, nun einen Monat Zeit, eine verbindliche Übernahmeofferte vorzulegen oder sich offiziell zurückzuziehen. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hatte Dialog auch mit STMicro verhandelt, die Japaner hätten den italienisch-französischen Chipkonzern aber ausgestochen.

Renesas: Entstanden aus Sparten von Hitachi, Mitsubishi und NEC

Renesas ist aus den ehemaligen Chip-Sparten der Elekronik-Konzerne Hitachi, Mitsubishi Electric und NEC entstanden. Das Unternehmen ist vor allem bei Chips für die Autoindustrie stark und hat dort bei Mikrocontrollern einen Weltmarktanteil von 30 Prozent, versucht sich aber auch in anderen Bereichen mit Übernahmen zu verstärken. Im August hatte Renesas die jahrelange Zusammenarbeit mit Dialog noch ausgebaut. 2019 hatte der japanische Chipkonzern einen Umsatz von 718 Milliarden Yen (5,67 Mrd. Euro) erwirtschaftet, nach neun Monaten 2020 lag er auf Vorjahresniveau.

Dialog: Sitz ursprünglich in der Nähe von Stuttgart

Dialog hat sich vor allem als Entwickler von Chips für den iPhone-Hersteller Apple einen Namen gemacht. Allerdings übernahm der US-Computerriese einen Teil des Geschäfts mit iPhone-Chips 2019 selbst. Bis 2022 soll der Anteil von Apple am Dialog-Umsatz deshalb auf 35 bis 40 Prozent schrumpfen. Die Wurzeln von Dialog liegen in Kirchheim/Teck bei Stuttgart. Das Unternehmen hat aber seinen offiziellen Firmensitz in London und war deshalb im vergangenen Jahr nach dem Brexit aus den deutschen Börsenindizes ausgeschlossen worden. Es ist aber weiterhin an der Frankfurter Börse gelistet.

Warnungen vor einem Ausverkauf gibt es seit Jahren

In der Halbleiterindustrie hat es in den vergangenen Jahren wiederholt Warnungen vor einem immer weiter schreitenden Ausverkauf europäischer Hochtechnologie gegeben. So hat in Österreich Sabine Herlitschka, Konzernchefin von Infineon Austria, bereits vor drei Jahren an die Politik appelliert, Ausverkauf von Schlüsselkompetenzen in Europa nicht einfach zuzuschauen: Sabine Herlitschka warnt vor Ausverkauf europäischer Technologien >>

Auch die Topmanagerin und ehemalige Spitzenpolitikerin Brigitte Ederer hat in den vergangenen Jahren die diesbezügliche Passivität kritisiert. In ihrer Funktion als Präsidentin des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) sagte Ederer vor drei Jahren: "Europa muss offen sein, aber seine Interessen wahren." Mehr dazu: Brigitte Ederer warnt vor Erosion europäischer Schlüsseltechnologien >>

(reuters/apa/red)

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