Zulieferindustrie : Grammer: Das unliebsame Kapitel mit Hastor geht zu Ende

"Es ist jetzt eine positive Situation für uns, da wir unsere Strategie fortsetzen können, wie wir es wollen“, sagt Vorstandschef Hartmut Müller. Mit der Übernahme durch Jifeng geht das unliebsame Kapitel mit der bosnischen früheren Eigentümerfamilie Hastor zu Ende.

Die Hastors waren Anfang 2016 bei Grammer eingestiegen und versuchten, Vorstand und Aufsichtsrat neu zu besetzen. Das scheiterte aber am geschlossenen Widerstand der anderen Aktionäre, der Arbeitnehmer und der Politik. Hastor lag auch mit den beiden wichtigsten Grammer-Kunden VW und Daimler über Kreuz - Hastor-Zulieferfirmen hatten 2016 die VW-Bänder in Wolfsburg und Emden vorübergehend stillgelegt.

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Anfang August dieses Jahres hatte Grammer schließlich mitgeteilt, dass Hastor seine Beteiligung nahezu komplett verkauft habe und Jifeng die Übernahme geglückt sei. Die Chinesen, die bereits seit Oktober 2017 rund 25 Prozent der Anteile besessen hatten, hielten nun rund 74 Prozent.

Bis vor wenigen Tagen hatten die Aktionäre, die sich noch nicht entschieden hatten, Zeit, ihre Anteile anzubieten. Dieses Angebot haben noch einige angenommen, der Jifeng-Anteil hat damit die wichtige Schwelle von 75 Prozent deutlich überschritten. Nun kann kein anderer Investor mehr als 25 Prozent erwerben und damit wichtige Entscheidungen blockieren.

"Durch unseren neuen Eigentümer sollte die Unsicherheit bei den Kunden, die es durch die Beteiligung der Hastor-Familie gegeben hat, wieder weichen", sagte Müller. "Ich gehe davon aus, dass sich die Lage bei den Auftragseingängen weiter normalisiert."

Müller setzt darauf, dass Jifeng ein langfristiges Interesse an Grammer hegt und es nicht vor allem auf Patente oder Technologien des deutschen Herstellers abgesehen hat. "Ich sehe keine Gefahr eines Technologietransfers, da wir aufgrund der bei der Übernahme geschlossenen Vereinbarung weiter die volle Kontrolle haben", sagte er. "Jifeng ist zudem ein Familienunternehmen mit deutlich weniger Umsatz als wir. Daher gibt es auch kein Interesse, die vergleichsweise große Investition zu schädigen." (apa/dpa)