Edelmetalle : Gold: Preis für das Edelmetall am höchsten Stand seit 2013

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Vier Jahre dümpelte der Goldpreis in einer vergleichsweise engen Handelsspanne und stellte Liebhaber des Edelmetalls vor eine harte Geduldsprobe. Anfang 2019 war es dann soweit: Der Goldpreis begann wieder zu steigen, legte seit Jahresbeginn etwa 15 Prozent zu und erreichte im September bei 1.557 US-Dollar (1.398 Euro) je Feinunze (31,1 Gramm) den höchsten Stand seit 2013.

Das Edelmetall erfreut sich steigender Beliebtheit bei Anlegern und wurde im Dezember zu einem Preis von etwa 1.460 Dollar gehandelt. Vor allem wegen extrem niedriger Zinsen hat das Edelmetall nach Meinung von Experten das Potenzial für eine weitere Wertsteigerung 2020.

Thorsten Polleit, Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel, sieht gemeinsam mit anderen Experten die extrem lockere Geldpolitik führender Notenbanken als stärksten Preistreiber. Zuletzt hatte die höchst umstrittene Wiederbelebung der Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) im vergangenen September bei vielen Anlegern die Hoffnung auf eine absehbare Zinswende schlagartig zunichte gemacht.

"Die anhaltende Niedrigzinswelt bleibt ein guter Nährboden für anhaltend hohe Goldpreise", sagt Dora Borbely, Rohstoffanalystin der Dekabank. Edelmetallhändler Alexander Zumpfe vom Hanauer Handelshaus Heraeus verwies darüber hinaus auf die Unsicherheit wegen der weiteren konjunkturellen Entwicklung, die Sorge über die Folgen des Brexits und die Angst vor Handelskonflikten. "Das Umfeld für Gold bleibt positiv", sagt Zumpfe.

Goldhändler berichten von einer gestiegenen Nachfrage in den vergangenen Monaten. Dies gilt für physisches Gold in Form von Barren oder Münzen und für Gold-ETFs, also Wertpapiere, bei denen Gold hinterlegt wird. "Die physische Nachfrage bewegt sich derzeit auf dem höchsten Niveau seit mehreren Jahren", sagt Händler Zumpfe. "Wir rechnen daher weiterhin mit steigenden Kursen - auch über das aktuelle Jahreshoch hinaus."

Zentralbanken als Preistreiber

Als wichtiger Preistreiber gelten auch Zentralbanken, die im großen Stil Gold auf dem freien Markt kaufen. Nach Angaben des Branchenverbands World Gold Council (WGC) summierten sich die Nettokäufe der Notenbanken in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres auf 547,5 Tonnen. Im Jahresvergleich ist das ein Anstieg um zwölf Prozent. Mit einem höheren Anteil von Goldbeständen an den nationalen Reserven wollen Notenbanken von Schwellenländern ihre Abhängigkeit von der Kursentwicklung des US-Dollar verringern.

Russen und Chinesen decken sich ein

Als größter Goldkäufer in diesem Jahr gilt die russische Zentralbank, gefolgt von der Notenbank in China. Nach Angaben des Branchenverbands WGC zählte auch die Zentralbank der Türkei zu den führenden Käufern am Goldmarkt. Die mit Abstand größten Goldreserven der Welt lagern jedoch in den Tresoren der US-Notenbank Fed, gefolgt von den Beständen der Deutschen Bundesbank.

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Auch wenn die Gefahr eines ungeregelten Brexit mittlerweile als gebannt gilt und jüngste Fortschritte bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China Hoffnung auf ein Abkommen zur Entschärfung des Handelskonflikts machen, gibt es nach wie vor Risiken für die Finanzmärkte. Für Gabor Vogel, Analyst bei der DZ-Bank, Grund genug, dass "die strukturelle Goldnachfrage hoch bleiben dürfte".

Experte Vogel rechnet bis Ende 2020 mit einem Anstieg des Goldpreises bis 1.600 Dollar. Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank erwartet einen etwas geringeren Anstieg auf 1.550 Dollar. Experte Polleit von Degussa Goldhandel geht etwas weiter und hält einen Preis "bei ungefähr 1.700 Dollar oder höher" für realistisch.

(Von Jürgen Krämer/dpa-AFX/APA/red)