Strafzölle : "Gerede über Handelskrieg völlig übertrieben": Internationale Pressestimmen

Die internationalen Zeitungen schreiben am Freitag zu den von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzöllen:

"Guardian" (London):

"Trump meint, Handelskriege seien gut und leicht zu gewinnen, doch er geht größere Risiken ein, als er zu glauben scheint. Wenn Zölle in den USA zu höheren Verbraucherpreisen führen, könnte das eine höhere Inflation bewirken und einen stärkeren Anstieg der Zinsen der US-Zentralbank. Die Verkündung von Strafzöllen erfolgt zu einer Zeit, da Steuersenkungen die Nachfrage in einer Wirtschaft ankurbeln, in der nahezu Vollbeschäftigung herrscht. Wenn die Importpreise steigen und damit das Handelsdefizit der USA, wird Trump versucht sein, darauf mit weiteren protektionistischen Maßnahmen zu reagieren. (...)

Doch das Gerede über einen ausgewachsenen Handelskrieg - oder gar eine Rückkehr zu den düsteren Zeiten der 30er Jahre - ist völlig übertrieben. Erstens machen Stahl und Aluminium nur zwei Prozent des Welthandels aus, so dass die Folgen der Strafzölle bescheiden ausfallen werden. Zweitens scheinen die anderen großen Akteure im Welthandel bisher zurückhaltend zu reagieren. Die EU und China sind auf Export angewiesen. Trump geht davon aus, dass Brüssel und Peking bei direkten Konfrontation als erste einlenken. Damit hat er wohl recht."

"De Tijd" (Brüssel):

"Es geht um viel mehr als nur um Stahl und Aluminium. Es geht um das nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffene System von Absprachen über den Welthandel. Und diese Absprachen wurden aus guten Gründen getroffen. Sie sollten eine Wiederholung des tödlichen Protektionismus der 30-er Jahre verhindern. Mit den Proklamationen, unter die Trump jetzt seine Unterschrift setzte, drohen wir erneut in ein brutales Machtspiel abzugleiten, das völlig unnötig ist, wirtschaftlichen Schaden verursacht und von dem zu befürchten ist, dass wir bislang nur den Anfang gesehen haben."

"Le Figaro" (Paris):

"(US-Präsident) Donald Trump ist manchmal unvorhersehbar und unerklärlich, wenn er amerikanische Diplomatie betreibt. Das ist er deutlich weniger, wenn es um die Wirtschaft geht. Sein protektionistischer Kreuzzug kann natürlich allgemeines Protestgeschrei auslösen, aber er stand in Großbuchstaben in seinem Wahlprogramm. (...)

Nach dieser Feststellung bleibt eine Frage: Verbessert sich der Gesundheitszustand eines Landes, wenn seine Grenzen einmal geschlossen und die ausländischen Produkte mit einem Steueraufschlag belegt sind? Die Erfahrung zeigt, dass dem nicht so ist, ganz im Gegenteil. In einer vollständig verflochtenen und digitalisierten Wirtschaftswelt bleibt der Protektionismus eine Illusion, die wirklich mehr zerstört als sie beschützt."

(dpa/apa/red)