Zulieferindustrie : Geplante neue Batteriezellfabrik: Tojners Varta unter den sechs Bewerbern

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Eine eigene Batteriezellfabrik gilt für die deutsche Industrie im Wettbewerb mit China als wegweisend - jetzt haben sich die ersten Unternehmenskonsortien um staatliche Förderung für den Bau beworben. Vergangene Woche seien sechs Anträge beim Wirtschaftsministerium in Berlin eingegangen, teilte ein Sprecher mit.

Da sich bisher keine deutschen Autobauer oder Zulieferer bereit fanden, die Milliardenrisiken für einen Aufbau einer Batteriezellenproduktion für E-Autos einzugehen, hat die deutsche Regierung eine Anschubfinanzierung für Unternehmen von insgesamt eine Milliarde Euro in Aussicht gestellt. Die Bewerbungsfrist um die Fördergelder des Wirtschaftsministeriums lief vergangene Woche aus.

Asiaten dominieren die Herstellung

Ziel der Politik ist es, ein Gegengewicht deutscher Hersteller zu den Zellherstellern aus Asien wie Catl aus China, SK Innovation aus Südkorea oder Panasonic aus Japan aufzubauen. Dazu: Diese vier Hersteller liefern Batteriezellen an VW >>

Die Pläne von Chinesen in Deutschland sind schon fixiert

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will den Aufbau einer Batteriezellfertigung mit insgesamt bis zu einer Mrd. Euro fördern. Die Technologie ist besonders für die Elektroauto-Produktion wichtig. Derzeit werden viele deutsche Autobauer von chinesischen Unternehmen beliefert. Der chinesische Hersteller Catl baut in Erfurt aktuell eine große Fabrik.

Diese sechs Firmen bewerben sich

Die Antragsfrist lief am vergangene Freitag ab. Unter den Antragstellern befinden sich nach Informationen des "Handelsblatts" aus Industriekreisen bekannte Namen wie BASF, VW, PSA, BMW und Northvolt.

Auch Varta unter den Bewerbern

Auch der deutsche Batteriehersteller Varta, der dem umstrittenen österreichischen Investor Michael Tojner gehört, bringt sich für die Massenproduktion von Batteriezellen in Stellung. Varta bewerbe sich um Fördergelder des deutschen Wirtschaftsministeriums für die Massenfertigung von Lithium-Ionen-Batterien, teilt Varta mit.

Varta produziert bisher vor allem Batterien für Hörgeräte, schnurlose Kopfhörer und andere Verbraucherprodukte. Varta will nun die Lithium-Ionen-Massenproduktion für Batteriezellen in Deutschland auf mehr als 60 Millionen Batteriezellen pro Jahr ausbauen. "Mit der Erweiterung der Produktionskapazitäten werden wir auch neue Generationen von Lithium-Ionen-Zellen einführen", sagte Varta-Chef Herbert Schein.

Auch European Lithium bewirbt sich

Das Unternehmen European Lithium, das Schürfrechte für die Koralpe in Kärnten besitzt, ist Teil eines Konsortiums, das sich um Gelder aus einem deutschen Förderprogramm für Batterieproduktion bewirbt. Das teilte das Unternehmen mit. Wer noch Teil des Konsortiums ist, war vorerst unklar. Für Rückfragen war bei European Lithium niemand erreichbar. "Mit dem in Österreich geförderten und produzierten Lithium wird dieses Konsortium in der Lage sein, die gesamte Wertschöpfungskette innerhalb von Europa darzustellen und gleichzeitig den höchsten Umweltstandards zu entsprechen", hieß es in dem Schreiben. Mehr zum Abbau von Lithium in Kärnten: Bewerbung von European Lithium - und problematische Pläne in Kärnten >>

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Northvolt - eine Beteiligung von Siemens

Das Unternehmen Northvolt ist erst vor drei Jahren vom Schweden Peter Carlsson in Schweden gegründet worden. Carlsson war zuvor Produktionschef von Tesla. Inzwischen ist an Northvolt auch Siemens beteiligt, wie das "Handelsblatt" hier meldet.

Dagegen hat sich der Firmengründer Günther Schuh, der die Produktion des Streetscooter aufgebaut und danach eine eigene Elektroautomarke namens "E.go live" gegründet hat, inzwischen aus dem Kreis der Bewerber wieder verabschiedet, wie das "Handelsblatt" hier berichtet.

Schuh, eigentlich Professor für Produktionssystematik an der RWTH Aachen, meinte dazu, dass die Zugeständnisse seiner Industriepartner bei der Produktion zu gering gewesen seien. Zur Person: Aachener Professor zeigt Tesla und den Autoriesen, wie es geht >>

Geld soll "bis zur ersten gewerblichen Nutzung" fließen

Die Konsortien müssen einige Auflagen erfüllen, um Fördermittel zu erhalten. Die Fördergelder sollen aus dem Energie- und Klimafonds der Regierung kommen. Laut Wirtschaftsministerium können die Unternehmen "bis zur ersten gewerblichen Nutzung" gefördert werden.

Die neue Fabrik soll Batteriezellen mit "exzellenten Leistungsdaten" nachhaltig und umweltverträglich produzieren und sich durch einen hohen Innovationsgehalt auszeichnen. Das Ministerium schreibt also einen erheblichen Anteil an Forschungs-und Entwicklungsaktivitäten vor.

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Die staatliche Förderung ist dann EU-konform, wenn sich die Batteriezellfertigung positiv auf den Binnenmarkt und die europäische Gesellschaft auswirkt. Es können sich deshalb auch nur Arbeitsgemeinschaften von Unternehmen aus "mindestens zwei Mitgliedsstaaten der EU" bewerben.

Die Antragsunterlagen seien teilweise allerdings noch lückenhaft, sagte ein Ministeriumssprecher dem Blatt. So umfasse einer der Anträge lediglich drei Seiten. Andere Anträge dagegen sähen bereits schon sehr gut aus. (afp/reuters/apa/red)

Das Unternehmen European Lithium, das Schürfrechte für die Koralpe in Kärnten besitzt, ist Teil eines Konsortiums, das sich um Gelder aus einem deutschen Förderprogramm für Batterieproduktion bewirbt. Das teilte das Unternehmen in einer Aussendung mit. Wer noch Teil des Konsortiums ist, war vorerst unklar. Für Rückfragen war bei European Lithium niemand erreichbar.

"Mit dem in Österreich geförderten und produzierten Lithium wird dieses Konsortium in der Lage sein, die gesamte Wertschöpfungskette innerhalb von Europa darzustellen und gleichzeitig den höchsten Umweltstandards zu entsprechen", hieß es in dem Schreiben.

Das australische Unternehmen hatte 2011 der Kärntner Montanindustrie GmbH (KMI) die Schürfrechte an den Lithium-Vorkommen auf der Koralpe um zehn Mio. Euro abgekauft. Damals war vom Beginn des Abbaus in zwei Jahren, also 2013, die Rede gewesen.

Das Lithium-Vorkommen auf der Koralpe ist seit vielen Jahren bekannt, es gilt als größtes Vorkommen in Mitteleuropa, sagte Christoph Hauzenberger, Geologe an der Universität Graz auf APA-Anfrage. Das Vorkommen ist an Pegmatite geknüpft, wie sie auch in einigen anderen Bereichen, etwa auf der Saualpe, vorkommen. Auf der Koralpe befinden sich auch alte Stollen, mit denen das Vorkommen untersucht wurde. Lithium kommt dort in Form eines Silikats vor, ist also relativ hart und stark gebunden. Hauzenberger geht davon aus, dass das den Abbau erschweren könnte, weil die Extraktion dadurch aufwendiger wäre.

Eine abschließende Machbarkeitsstudie über den Abbau von Lithium auf der Koralpe mit definitiven Aussagen über eine Wirtschaftlichkeit eines solchen ist laut Unternehmen nach wie vor in Arbeit. Man erwarte sich durch die zu erwartenden Fördergelder des deutschen Wirtschaftsministeriums positiven Einfluss darauf. Außerdem wurde nun ein Projektauftrag erteilt: Die deutsche Firma Dorfner Anzaplan wurde beauftragt, den Lithiumveredelungsprozess zu entwickeln. Produktionsbeginn soll nun Ende 2021 oder Anfang 2022 sein.

Finanziert werden soll das Projekt über Subventionen und Fremdkapital. Entsprechende Gespräche würden geführt. Abgesehen davon kündigte das Unternehmen in den vergangenen Monaten an, in den Prime Market der Wiener Börse aufrücken zu wollen. Zusätzlich zu seinen Börsennotierungen in Australien, Wien und Frankfurt strebt es auch in London an die Börse. An der Wiener Börse werden European Lithium Aktien aktuell im dritten Markt gehandelt, der Kurs lag bei 0,071 Euro. (apa/red)