Stahlindustrie : Fusion von Thyssen und Tata: "Der Spuk muss ein Ende haben"

Die Arbeitnehmervertreter der Stahlsparte von Thyssenkrupp haben ein Ende der Fusionsgespräche mit dem Konkurrenten Tata Steel gefordert. "Der Spuk muss ein Ende haben", sagte Stahl-Betriebsratschef Günter Back nach einer Betriebsversammlung in Duisburg. Die Beschäftigten seien verunsichert und forderten Klarheit.

"Wenn ich nach anderthalb Jahren nicht weiß, ob das durch eine Fusion besser wird, würde ich die Finger davon lassen", sagte er. Thyssenkrupp will mit Tata Steel den zweitgrößten Stahlkocher Europas nach ArcelorMittal schmieden. Ein Hindernis sind jedoch die milliardenschweren Pensionslasten von Tata in Großbritannien.

Betriebsratschef Back zufolge hatte Finanzchef Guido Kerkhoff für den Sommer eine Entscheidung darüber angekündigt, ob es zu der Fusion kommt oder nicht. Demnach sei wohl in dem bis Ende September laufenden Geschäftsjahr 2016/17 mit einer Entscheidung zu rechnen. Thyssenkrupp wollte dies nicht bestätigen. Ob, wann und mit wem es zu einer Konsolidierung kommt, sei offen, bekräftigte ein Sprecher.

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Die Betriebsräte fürchten, dass bei einer Fusion Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut und Standorte geschlossen werden. Die Stahlsparte beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter. Der Sitz eines möglichen Joint-Ventures könne aus Steuergründen nach Amsterdam oder London verlegt werden.

Tata hat Werke in Großbritannien und in den Niederlanden. Thyssenkrupp dürfe am Ende nicht als Verlierer dastehen. "Wir haben schon mal durch eine Fehlentscheidung verloren", sagte Back. Der Konzern war vor einigen Jahren durch Fehlinvestitionen im US-amerikanischen Stahlgeschäft an den Rande des Ruins geraten.

Thyssenkrupp hat angekündigt, unabhängig von einer Fusion die unter Überkapazitäten, Preisdruck und Billigimporten aus Asien leidende Stahlsparte neu aufzustellen. In den nächsten drei Jahren sollen 500 Mio. Euro eingespart werden. Im Werk Duisburg Hüttenheim und in Bochum sollen zwei Anlagen geschlossen werden. Die Arbeitnehmervertreter befürchten, dass insgesamt rund 4.000 Jobs gestrichen werden.

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Im schwächelnden Anlagenbau setzt der Konzern nun noch stärker den Rotstift an. "Zusätzlich zu den bisher angestoßenen Maßnahmen sind Kostensenkungen in einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag geplant", kündigte das Management an. Im Blick habe der Konzern dabei auch die Verwaltung und die Personalkosten. Die neuen Einsparungen kämen zu den bereits in den kommenden drei Jahren geplanten Kostensenkungen von 450 Mio. Euro hinzu.

Die Sparte Industrial Solutions kämpft mit einem Gewinnschwund, unter anderem weil die Aufträge für neue Anlagen wegen des niedrigen Ölpreises zurückgegangen sind. Auch im laufenden Jahr erwartet der Konzern hier nach zuletzt 355 Mio. Euro einen deutlichen niedrigeren operativen Gewinn. Dem "manager magazin" zufolge will Thyssenkrupp Teile der Produktion von Deutschland in Billiglohnländer verlegen. (reuters/apa/red)