Smartphones : Für LG Electronics, Samsung und Apple ist der Boom vorerst zu Ende

Ein fertiger Halbleiter: Die weltweite Produktion soll sich in den nächsten Jahren verdoppeln.
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Mit dem Ende des jahrelangen Booms bei Smartphones und Chips gehört bei Samsung Electronics die Zeit der Bestmarken der Vergangenheit an. Der südkoreanische Technologiekonzern verbuchte im Weihnachtsquartal erstmals seit zwei Jahren einen Gewinnrückgang. Nun sieht Samsung für das laufende Jahr zunächst schwarz.

Probleme beim Absatz von Telefonen und Halbleitern

Während das Smartphone-Geschäft für den Marktführer schon seit einiger Zeit nicht mehr rund läuft, schwächelt nun auch der deutlich wichtigere Verkauf von Halbleitern. In beiden Sparten rechnet das Unternehmen frühestens in der zweiten Jahreshälfte mit Aufwind. Dann sollen 5G-fähige sowie faltbare Alleskönner-Handys neue Kunden locken.

An der Börse gab die ohnehin schon gebeutelte Samsung-Aktie um weitere 1,7 Prozent nach. Damit kam der Anteilsschein deutlich besser weg als das Apple-Papier, das nach einer verfehlten Umsatzprognose in der vergangenen Woche zehn Prozent einbrach und weltweit die Börsen verunsicherte.

Einbruch um 80 Prozent bei LG Electronics

Noch deutlicher als bei Samsung Electronics war der Einbruch bei LG Electronics - dem südkoreanischen Konzern, der letztes Jahr den Wieselburger Hersteller ZKW aufgekauft hat.

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Bei LG Electronics, dem nach Samsung zweitgrößten Fernseherhersteller der Welt, brach der Betriebsgewinn nach vorläufigen Berechnungen im vierten Quartal um 80 Prozent auf knapp 59 Millionen Euro ein. Der Umsatz ging vorläufigen Zahlen zufolge um sieben Prozent zurück. Nähere Details und die endgültigen Zahlen legt LG Ende Jänner vor.

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Analysten gehen davon aus, dass der harte Konkurrenzkampf bei hochpreisigen Fernsehern die Gewinne gedrückt hat und das Geschäft mit Smartphones weiter Verluste einfährt.Sie verweisen auch auf den scharfen Wettbewerb in Schwellenländern und China sowie auf die Probleme im Smartphone-Geschäft an, wo LG kaum mehr eine Rolle spielt.

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Die lange Zeit ungebremste Nachfrage nach immer leistungsfähigeren Smartphones führte den US-Konzern und seinen südkoreanischen Konkurrenten von Rekord zu Rekord. Die Jagd nach Bestmarken fand nun bei beiden ein abruptes Ende. Bei Samsung ging der Betriebsgewinn laut vorläufigen Berechnungen im abgelaufenen Quartal um 29 Prozent auf 10,8 Billionen Won (8,4 Mrd. Euro) zurück und lag damit deutlich unter den Erwartungen von Analysten. Der Umsatz fiel um elf Prozent. Analysten gehen davon aus, dass Samsung im laufenden Jahr seinen Gewinn im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr ausbauen kann. Für das erste Quartal prognostizierte der Konzern selbst ein verhaltenes Ergebnis.

"Der Smartphone-Markt ist inzwischen gesättigt"

In Teilen lassen sich die Probleme von Samsung wie auch Apple auf die Schwäche in China und den Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften USA und Volksrepublik zurückführen. "Wenn sich Apple nicht verkauft, wie soll sich dann Samsung gut verkaufen? Der Smartphone-Markt ist inzwischen gesättigt", sagte Analyst Greg Roh von der Investmentbank Hyundai Motor Securities. Hinzu kommt das Erstarken der heimischen Anbieter wie Huawei, Oppo, Vivo und Xiaomi auf dem weltgrößten Handymarkt in Fernost. Von einem Marktanteil von mehr als 18 Prozent in der Hochphase 2013 ist Samsung mittlerweile bei weniger als einem Prozent angekommen.

Samsung hat ein größeres Sortiment als Apple

Während Apple ausschließlich Unterhaltungselektronik und Computer im Angebot hat, setzen die Südkoreaner auf ein breites Sortiment, zu dem Fernseher, Haushaltsgeräte, Bildschirme und eben Halbleiter gehören. Das Chipgeschäft steht bei Samsung für mehr als drei Viertel des Betriebsgewinns.

Den jüngsten Einbruch begründete das Unternehmen mit niedrigeren Preisen in Folge der unerwartet geringen Nachfrage durch Rechenzentren-Kunden und stärkeren ökonomischen Risiken. Zum Nachteil gereicht Samsung dabei auch seine Zulieferer-Position als Chipanbieter für Handykonzerne, die angesichts der eigenen Absatzprobleme weniger bei den Südkoreanern einkaufen. Details wurden nicht genannt. Diese will der Konzern erst bei der Veröffentlichung der endgültigen Zahlen bekanntgeben. (reuters/apa/red)