Atomkraft : Frankreich zerschlägt seinen Atomkonzern Areva

Frankreich zerschlägt den seit Jahren defizitären Atomkonzern Areva. Das Geschäft mit nuklearen Brennstoffen werde abgespalten und in ein neues Unternehmen ausgegliedert, teilte der staatlich kontrollierte Konzern mit. Die Regierung wolle einen strategischen Investor mit ins Boot holen und ihm eine Beteiligung von einem Drittel verkaufen.

Die übrigen zwei Drittel an dem neuen Unternehmen mit dem vorläufigen Namen NewCo behalte der Staat. Areva-Chef Philippe Knoche sagte, die Neuausrichtung sei strategisch wichtig für Frankreich und Arevas Kunden, zu denen die meisten Atomkraftwerke auf der Welt gehören.

In NewCo fließen die Uran-Gewinnung, die Erzeugung von Kernbrennstoff und das Recyclinggeschäft ein. Die Abspaltung soll in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden. Im nächsten Jahr werde NewCo immer noch Geld verlieren, räumte Knoche ein. Die Kehrtwende soll 2018 gelingen. Ab wann eine Dividende gezahlt werden könnte, ließ der Areva-Chef offen. "Der Fokus wird auf der Rückzahlung unserer Schulden liegen."

Areva, ohne die Brennstoff- und Reaktor-Einheiten, werde ein seit langem verzögertes Reaktorprojekt in Finnland abschließen. Der AKW-Bau im finnischen Olkiluoto bereitet Areva wie auch Siemens seit Jahren massive Probleme. Zudem gehörten dem alten Konzern mehrere Beteiligungen, die zum Verkauf ausgeschrieben wurden.

Die im vergangenen Jahr genehmigte Finanzspritze des französischen Staates in Form einer Kapitalerhöhung von fünf Milliarden Euro werde Anfang nächsten Jahres auf die beiden Firmen Areva SA und NewCo aufgeteilt.

Areva-Finanzchef Stephane Lhopiteau rechnet mit weiteren knapp drei Milliarden durch Beteiligungsverkäufe. Der Löwenanteil davon werde durch den Verkauf der Reaktorsparte an den ebenfalls staatlich kontrollierten Stromversorger EDF kommen. Um die Finanzen wieder auf Vordermann zu bringen, hatte die Regierung bereits die Übernahme der Reaktorsparte durch EDF eingefädelt, die früheren Angaben zufolge 2017 abgeschlossen sein soll. Areva setzt wie der gesamten Branche zu, dass seit der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 weniger Kernkraftwerke gebaut werden. (reuters/apa/red)

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