Metaller-Runde : Foglar nennt Zeitkonto "Etikettenschwindel"

Das Arbeitszeitmodell der Arbeitgeberseite hält er für einen "Etikettenschwindel", sagte Foglar Donnerstagfrüh im Ö1-"Morgenjournal" des ORF-Radio. Überstundenzuschläge würden die Gewerkschaften nicht hergeben, da könnten sie gar nicht anders, so der ÖGB-Chef. Arbeitgebervertreter Christian Knill sagt in der "Presse" (Donnerstag), man würden den Streik "aussitzen" - auch wenn dieser Wochen dauert.

Auftrag der Gewerkschaften sei, die Einkommen der Beschäftigten zu schützen. "Gewerkschaften wollen keine Einkommenskürzungen", betonte Foglar im Radio. Zu den Forderungen der Arbeitgeberseite sagte er, er kenne keinen Auftrag, der in der heimischen Wirtschaft nicht abgearbeitet wurde, wenn es notwendig gewesen sei. Überstunden und Zuschläge müssten jedoch abgegolten werden.

"Gewerkschaft verhandlungsbereit"

Es sei jetzt Sache der Verhandlungspartner, einen Kompromiss zu finden. Man sollte so rasch wie möglich an den Verhandlungstisch zurückkehren. Die Gewerkschaft sei rund um die Uhr verhandlungsbereit, auch am Wochenende. Bereits am Mittwochabend hatte Foglar angekündigt, der ÖGB-Bundesvorstand werde dem Streikantrag heute, Donnerstag, "mit Sicherheit zustimmen". Streik sei immer nur das allerletzte Mittel, offenbar sei man jetzt an einem Punkt angelangt, wo es kein Weiter gebe.

Arbeitgeber-Vertreter Christian Knill, Obmann des FMMI-Fachverbands, der größten der sechs Metallersparten (mit in Summe 180.000 Beschäftigten), weist das Argument der Gewerkschaft zurück, es käme durch den Wegfall von Lohnzuschläge im Rahmen des Arbeitszeitkontos indirekt zu Lohnkürzungen. "Das stimmt nicht", sagt er in einem "Presse"-Interview: "Wir würden wie bisher ab der neunten täglichen Arbeitsstunde weiterhin Zuschläge zahlen."

Der Hauptvorteil des Zeitkontos wäre für die Unternehmen, "dass in Zeiten von Unterauslastung eben auch über längere Zeit bei den Arbeitsstunden mehr ins Minus gegangen werden und dies dann - wenn es wieder besser geht - aufgeholt werden kann", sagt der FMMI-Obmann. "Dieses Zeitkonto", so Knill, "müsste nicht wie jetzt innerhalb einer Woche auf 38,5 Stunden ausgeglichen werden, sondern in einem Durchrechnungszeitraum, der auf der Ebene der Betriebe individuell festgelegt wird." Knill wäre nach eigenen Angaben bereit, den Streik "auszusitzen" - auch wenn dieser Wochen dauert. (APA)