Zeitkonten und Zuschläge : Flexiblere Arbeitszeiten in der Maschinen- und Metallwarenindustrie

Für die Maschinen- und Metallwarenindustrie haben sich die Sozialpartner nun auf ein flexibles Arbeitszeitmodell geeinigt. Der Rahmen war im Herbst 2015 im Zuge der Kollektivvertragsverhandlungen vereinbart worden. Am 1. Juli tritt das vom Fachverband der Maschinen-, Metallwaren- und Gießereiindustrie (FMMGI) und den Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp vereinbarte Zeitkontenmodell in Kraft.

Das Modell ist vorläufig bis 30. Juni 2019 befristet, heißt es in einer gemeinsamen Aussendung der Sozialpartner. Für die Anwendung des neuen Modells im Unternehmen ist eine Betriebsvereinbarung, also eine Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat, notwendig. In Betrieben ohne Betriebsrat könne das Zeitkontenmodell durch Vereinbarung mit der PRO-GE angewendet werden, so die Gewerkschaft.

Die Kernpunkte betreffen die Verteilung der Arbeitszeit: Innerhalb eines Rahmens kann die Normalarbeitszeit in einem bestimmten Durchrechnungszeitraum (bis zu 52 Wochen) flexibel so verteilt werden, dass sie im Durchschnitt 38,5 Stunden pro Woche nicht überschreitet. Die Grenzen der Normalarbeitszeit mit 9 Stunden pro Tag und 45 Stunden pro Woche bleiben gewahrt. Zusätzliche Arbeit muss spätestens zwei Wochen vor Beginn der jeweiligen Arbeitswoche angekündigt werden. Arbeitnehmer können Zeitguthaben über mehrere Jahre ansammeln. Ebenso wurde eine entsprechende Regelung für die Schichtarbeit getroffen.

Metaller-Fachverbandsobmann Christian Knill sieht in der Einigung ein Beispiel gelebter Sozialpartnerschaft. Durch das Zeitkontenmodell könnten die Betriebe besser als bisher auf Auftragsschwankungen und Auftragsspitzen reagieren.

PRO-GE-Vorsitzender Rainer Wimmer verweist auf die Vorteile für die Beschäftigten, ihre Arbeitszeit individuell mitzugestalten. Außerdem sei auch ein Anspruch auf Altersteilzeit vereinbart, der gewährleiste, dass Zeitguthaben im Rahmen der Altersteilzeit verbraucht werden können, betont der stellvertretende Bundesgeschäftsführer der GPA-djp, Alois Bachmaier.

Die Einigung auf flexiblere Arbeitszeiten zwischen den Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der Maschinen- und Metallbauindustrie wird von beiden Seiten als Beweis für die funktionierende Sozialpartnerschaft gesehen. Für Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske beweist der Kompromiss, "dass Sozialpartnerschaft gelebt wird und funktioniert".

"Die jetzige Einigung ist ein klares Zeichen für die Handlungsfähigkeit der Sozialpartner. Es zeigt, dass wir auch in schwierigen Zeiten willens und fähig sind, gute Lösungen zugunsten des Standorts und damit zugunsten von Wachstum und Beschäftigung zustande zu bringen", meinte auch Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl.

Auch die Industriellenvereinigung (IV) sprach von einem wichtigen Schritt, ist aber noch nicht ganz zufrieden. "Nicht gelöst wird damit leider das Grundproblem eines zu engen gesetzlichen Arbeitszeitkorsetts", so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Der nächste Schritt müsse nun die Anhebung der Tageshöchstarbeitszeit sein.

Die Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Maschinen- und Metallindustrie auf ein flexibleres Arbeitszeitmodell ist für die SPÖ ein Beweis dafür, dass die Sozialpartnerschaft bestens funktioniert. "Die Sozialpartnerschaft ist auf der Höhe der Zeit und schafft zukunftsfähige Vereinbarungen mit Vorteilen für die Unternehmen sowie für die Mitarbeiter", so Sozialminister Alois Stöger.

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler konnte sich einen kleinen Seitenhieb auf Koalitionspartner ÖVP nicht verkneifen. Demnach ist die Einigung "entgegen jüngster Unkenrufe Ausdruck einer lebendigen und lösungsorientierten Sozialpartnerschaft". ÖGB-Präsident Erich Foglar stieß ins gleiche Horn: "Allen Unkenrufen zum Trotz zeigt die Einigung der Sozialpartner in Metallindustrie und Bergbau einmal mehr, dass die Sozialpartnerschaft funktioniert und konstruktive Lösungen bringt."

"Flexibilisierung zu sagen, aber mehr Arbeit für das gleiche Geld zu meinen, ist kein sonderlich innovativer Ansatz."

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hatte Ende Mai von den Sozialpartnern eine "Umorientierung" verlangt. Diese müssten sich "komplett" ändern. "Ich empfehle ihnen einen Umorientierung auf das, was Österreich braucht, und nicht, was die jeweilige Gruppe gerade braucht", so Mitterlehner damals.

In Richtung Industriellenvereinigung (IV), die heute eine Verlängerung der Tagesarbeitszeit verlangt hatte, meinte Foglar: "Flexibilisierung zu sagen, aber mehr Arbeit für das gleiche Geld zu meinen, ist kein sonderlich innovativer Ansatz." Und auch der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) stieß die Forderung sauer auf.

"Anstatt die Einigung auf ein Arbeitszeitmodell im Fachverband der Maschinen- und Metallbauindustrie als das zu nehmen, was es ist, nämlich ein beachtliches Signal einer funktionierenden Sozialpartnerschaft und die Erfahrungen bei der konkreten Umsetzung abzuwarten, versucht die Industriellenvereinigung nun Stimmung für eine generelle Anhebung der Höchstarbeitszeit zu machen. Wir lassen uns aber sicher keine Diskussion aufzwingen, die nicht auf Fakten und konkreten Erfahrungen beruht", so GPA-Chef Wolfgang Katzian. (apa/red)