Industriekonjunktur : Firmentransaktionen: Anlagenbauer Andritz ist Übernahme-Kaiser

Die anhaltend niedrigen Zinsen und die Neuausrichtung der Industrie im Digitalbereich befeuern den Transaktionsmarkt in der Industrie: Mit 178 Firmenübernahmen und einem Volumen von fünf Milliarden Euro hat die Übernahmewelle einen neuen Rekord erreicht.

Größter Deal in den ersten sechs Monaten 2018 war mit einem Kaufpreis von 1,2 Milliarden Euro die Akquisition von 20 Prozent an den Konzessionen für zwei Offshore-Ölfeldern in Abu Dhabi durch die OMV. Auf Rang zwei der heimischen Akquisitionen landete der Xerium-Deal von Andritz. Der Anlagenbauer hat für das US-Unternehmen Xerium 650 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. Damit erwarb der Anlagenbauer einen globalen Hersteller von Maschinengeweben mit 3.000 Mitarbeitern und 28 Produktionsstätten weltweit (darunter auch eine in Gloggnitz).

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Die Grazer waren auch nach der schieren Anzahl der Deals das Unternehmen mit der größten Kauflaune: Im Juni erwarb Andritz Boss Leitner die Mehrheit am italienischen Verpackungsunternehmen Diatec, kurz danach hat sich der Konzern die italienische Lufttechnik-Firma Novimpianti Dying Technology einverleibt, Mitte August wurde ein Vertrag zum Erwerb des kleinen US-Amerikanischen Familienunternehmens Asko unterzeichnet, das Messer, Klingen und Verschleißteilleisten für die Metallindustrie herstellt.

Der größte Deal des Rekord-Halbjahres ging allerdings in die Gegenrichtung. Für die Übernahme des Wieselburger Scheinwerfer-Spezialisten ZKW hat der koreanische Elektronik-Riese LG zu Jahresbeginn rund 1,4 Milliarden Euro gezahlt (Industriemagazin berichtete ausführlich über den langwierigen Verkaufsprozess).

Für das Gesamtjahr gehen Experten von einer kontinuierlichen Entwicklung aus. Der Markt ist weiterhin durch zwei zentrale Trends gekennzeichnet: das anhaltende Niedrigzinsumfeld und die der digitale Wandel. Zudem gebe es sehr viel Geld am Markt, wie Eva Maria Bertold von Ernst & Young sagt: „Investoren suchen intensiv nach renditeträchtigen Anlagen“.