Autoindustrie : Fachkräftemangel in der Slowakei wird für die Industrie zum Problem

In der Slowakei wird der Mangel an Fachkräften zum größten Problem für Industriekonzerne. Das zeigen Unternehmensumfragen der Deutsch-Slowakischen Industrie- und Handelskammer DSIHK. Dabei waren gut qualifizierte und zugleich billige Arbeitskräfte speziell in technisch orientierten Branchen das größte Plus der Slowakei, als zur Jahrtausendwende ein Investitionsboom einsetzte.

Inzwischen sind so viele Firmen - insbesondere aus dem Automotive-Sektor - ins Land gekommen, dass sie sich gegenseitig die Fachleute wegnehmen, wie DSIHK-Geschäftsführer Guido Glania der Nachrichtenagentur dpa in Bratislava sagte.

Autoindustrie des Landes boomt weiter

So weist die Slowakei mit 191 Neuwagen pro 1.000 Einwohnern nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie schon jetzt die weltweit größte Pro-Kopf-Produktion an Autos auf. Nach Volkswagen, Peugeot und Kia errichtet gerade Jaguar als vierter Konzern eine große Autofabrik in dem Euro-Mitgliedsland.

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Doch diese Dichte sei nicht der einzige Grund, sagte Glania. "Die Slowakei hatte mit ihrer sehr starken mathematisch-technischen Ausbildung - sowohl in den Berufsschulen als auch in den Universitäten - lange Jahre einen Wettbewerbsvorteil", sagte er. "Die Berufsausbildung hat sich jedoch inzwischen immer mehr von der Praxis der Unternehmen entfernt. Die Schulen wurden kaum modernisiert und entsprachen immer weniger dem Standard, den die Betriebe verwenden."

Österreich und Deutschland als Vorbilder bei der Ausbildung

Die Kammer sieht sich nun in vorderster Linie beim Auf- und Ausbau einer dualen Berufsausbildung nach deutschem Muster. "Erst jetzt kommen wir durch die Orientierung an Deutschland und Österreich dazu, dass Ausbildung und Beruf wieder zusammengeführt werden und sich die Ausbildung wieder mehr am Bedarf der Unternehmen orientiert."

Die Kammer unterstütze deutsche Unternehmen in der Slowakei unter anderem bei der Kommunikation mit Schulen und Technischen Universitäten, sagte Glania. "Wir haben zum Beispiel ein Pilotprojekt in der Kleinstadt Nove Mesto nad Vahom gestartet. Den dortigen Unternehmen haben wir vor zwei Jahren geholfen, mit typischen Metallberufen in die duale Ausbildung einzusteigen." Ergebnisse seien aber erst in einigen Jahren zu erwarten, mahnte Glania. (dpa/apa/red)