Sichere Automation : Fabrikautomation: Warum die Nachfrage nach sicherer Sensorik anzieht

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INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Brezina, in den vollvernetzten Fabriken von morgen werden Millionen von Sensoren zum Einsatz kommen. Spüren Sie absatzmäßig schon etwas von einer Steigerung?

Thomas Brezina: Das unterschreibe ich hundertprozentig. Die Nachfrage nach hochwertigen Automatisierungstechnologien zieht an - nicht nur in der Fabrikautomation, sondern auch in der wesentlich konservativeren Prozessautomation.

Die rechnete vor gar nicht allzulanger Zeit in Investitionszeiträumen von zehn bis 30 Jahren....

Brezina: ...und war mitunter mit einfacher automatisierten Schaltschranklösungen mit Ein- und Ausgangskarten gut aufgestellt. Jetzt sind auch dort moderne Vernetzungslösungen und Remote-Systeme im Fokus.

Wieweit sind die Komponentenanbieter die treibende Kraft?

Brezina: Sichere Vernetzung ist in allen Köpfen. Möglicherweise waren einige in der Industrie zu forsch, präsentierten digitale Konzepte vor ein paar Jahren vorschnell als lösungsfähig. Aber was Kunden jetzt anfragen, lösen die smarten Produkte von heute in der Regel auch ein.

Flexibel wollen alle sein. Wer sind die Vorreiter der Vernetzung?

Brezina: Ganz stark entwickelt sich der Bereich Material Handling. Aber auch Automotive und Sondermaschinenbau sind starke Abnehmerbranchen, in denen wir zum Teil zweistellige Zuwachsraten aufweisen.

Produkte wie simple Verteiler, Analogmodule oder RFID-Lösungen zur sicheren Automation werden plötzlich intelligent....

Brezina: Komponenten fangen an, untereinander zu kommunizieren. Verteilerboxen zum Beispiel waren früher lediglich ein Nebenprodukt, das an der Steuerung hing. Heute sind sie ein wichtiger Bestandteil in Netzwerksystemen oder mittlerweile auch schon direkt am TCP/IP-Protokoll angebunden. Sie sind also plötzlich mehrere Ebenen weiter oben in der Hierarchie zu finden. Damit ist eine Verbindung direkt ins ERP-System möglich. Das macht vielleicht noch nicht jeder. Aber die Option besteht - und darauf kommt es in der Fabrik von morgen an.

Die Gewichte in ihrem Portfolio verschieben sich folglich auch ein wenig...

Brezina: Es kommt zu drastischen Verschiebungen. Ein Beispiel sind vollautomatisierte Shuttles in Lagern. Die Fahrzeuge sind viel stärker vernetzt, Betriebe benötigen hier also etwa keine Lichtgitterlösung für bisher abgeschlossene Bereiche mehr, dafür aber Distanzsensoren, Scanner und Drehgeber.

Auch Diagnosefunktionalitäten - Stichwort Zustandsüberwachung von Maschinen und Anlagen - gewinnen an Bedeutung.

Brezina: Eine unserer aktuellen Serien (Smart Bridge) ermöglicht es Unternehmen, per App und Standardsensoren ohne große Umstände Diagnosedaten im laufenden Betrieb abzufragen oder Parameter zu verstellen. Ein Riesenschritt.

Wie geht man als Lieferant mit Technologieunsicherheit um? Müssen Sie eine Vielzahl an Lösungen vorhalten?

Brezina: Es wird ja nicht von heute auf morgen ein Schalter umgelegt. Aber richtig ist: Aufgrund der Anforderung entwicklen und fertigen wir Produkte wesentlich modularer. Das hat einen Effekt auf unsere Produktionswerke: Dort stellten wir etwa auf One-Piece-Flow um.

Die hochkompetitiven Zeiten bleiben Ihrer Branche - kürzere Innovationszylen hin oder her - aber erhalten?

Brezina: Wer den Markt gut bedient, und flexibel ist, wird immer vorne dabei sein.

Was halten Sie eigentlich von Industrie-4.0-Initiativen, die die Industrie wachrütteln sollen?

Brezina: Die Industrie braucht nicht wachgerüttelt zu werden - im Gegenteil: Sie rüttelt Politik und Gesellschaft wach.

Thomas Brezina, 48,

ist seit 2006 Vertriebsgeschäftsführer CEE beim Sensorhersteller Pepperl+Fuchs. Er ist seit 1997 im Unternehmen tätig.