Internationale Märkte : Europas Firmen in China: Geschäftsklima wird "zunehmend feindlich"

Die europäischen Unternehmen in China sehen ihre Aussichten so düster wie nie. In einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage der Europäischen Handelskammer in China gaben 56 Prozent der Firmen an, ihre Geschäfte in der Volksrepublik würden zusehends schwieriger. Das waren um fünf Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr und so viele wie nie.

47 Prozent wollen ihr Geschäft in China weiter ausdehnen

Die 506 befragten Unternehmen beurteilten das Geschäftsklima als zusehends feindlich. Die Investitionen der Unternehmen in China nahmen dementsprechend stark ab. Fast ein Drittel der Firmen gab an, sie rechneten nicht mehr unbedingt mit Gewinnen - das waren acht Prozentpunkte mehr als 2015, als dies 23 Prozent sagten. Nur 47 Prozent der Firmen wollen laut der Umfrage ihre Geschäfte in China weiter ausdehnen. Vor drei Jahren noch waren es fast 90 Prozent.

Ein Grund für den Pessimismus sind die schwächelnde Konjunktur in China und die steigenden Arbeitskosten. Doch die Europäische Handelskammer kritisierte auch in scharfer Form die nach wie vor bestehenden Hindernisse für ausländische Firmen in der zweitgrößten Marktwirtschaft der Welt: Rechtsunsicherheit, bürokratische Hürden, unzureichender Schutz geistigen Eigentums.

Konjunkturflaute und steigende Arbeitskosten

Fast 60 Prozent der Unternehmen beschwerten sich über die scharfe Internetzensur, die den Zugang zu Informationen erschwert und die Geschwindigkeit der Datenübertragung hemmt. Das waren um 17 Prozentpunkte mehr als noch 2015. Auch die schärferen Auflagen für regierungsunabhängige Organisationen aus dem Ausland - wie die Europäische Handelskammer selbst - verschlechterten das Ansehen Chinas als Ziel für ausländische Investitionen.

Die Firmen glaubten den Versprechungen der chinesischen Regierung auf Besserung immer weniger - sie seien zunehmen desillusioniert. "Viele von uns sehen keine Änderung und denken, das ist alles nur Rhetorik", fasste Handelskammer-Präsident Jörg Wuttke zusammen. Es scheine, dass China sich "in die Gegenrichtung von Reformen" bewege.

Mehr als 40 Prozent der Firmen in China erwägen laut Umfrage eine Kostensenkung, etwa indem sie Arbeitskräfte abbauen. Und elf Prozent planen bereits, in anderen Märkten zu investieren.

In Europa kaufen Chinesen Betriebe auf

Genau umgekehrt läuft derzeit die Entwicklung in Europa: Hier nehmen die Investitionen chinesischer Unternehmen zu. Gerade etwa verhandelt der Haushaltsgerätekonzern Midea über einen stärkeren Einstieg beim deutschen Roboterbauer Kuka, der Flughafen Hahn geht an einen Investor aus Shanghai, Suning übernimmt die Mehrheit am Fußballclub Inter Mailand, der norwegische Internetbrowser Opera wird an ein chinesisches Konsortium verkauft. (APA/AFP/red)