Studie : Europäische Hightech-Unternehmen wollen näher ran

Hightech-Unternehmen in Europa bereiten sich auf Wachstum vor, indem sie ein breiteres Spektrum an Faktoren beim Aufbau ihrer Netzwerke für die Produktionslieferkette abwägen, zeigen die Ergebnisse der europäischen Befragten bei der fünften jährlichen UPS Umfrage zu Veränderungen in der Lieferkette mit dem Titel "Change in the (Supply) Chain (CITC)", die von IDC Manufacturing Insights im Auftrag des KEP-Dienstes durchgeführt wurde.

Demnach bevorzugen Hightech-Unternehmen immer noch die Offshoring-Strategie zur Einsparung von Arbeitskosten, aber viele Firmen in Europa haben mittlerweile auch mit dem so genannten "Rightshoring" begonnen: Dem Einsatz der richtigen Menschen am richtigen Ort zur richtigen Zeit zur Optimierung der Kosten, eine Information von Capgemini erklärt. Etwa 38 Prozent der Befragten in Europa gaben an, dass sie neue Produktionsstandorte in größerer Nähe zur Nachfrage eröffnen würden. Diese Strategie optimiert die Lieferkette unter Nutzung von Kostenvorteilen und Ressourcen vor Ort, um so den besten Kundenservice und die höchsten Gewinnspannen zu erreichen.

Flexiblere Strukturen

"Hightech-Firmen können heutzutage besser auf anspruchsvolle Marktdynamik reagieren, weil sie bei ihren Standortstrategien und Lieferketten flexibler sind", so Scott Aubuchon, Vice President Marketing UPS Europa. "Unternehmen in Europa verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz bei der Auswertung ihrer Transportkosten und Warenlieferzeiten."

Beim Nearshoring werden Produktion und Montage näher an den Ort der Nachfrage gebracht. Diese Variante wird immer beliebter, da Unternehmen darauf abzielen, ihr Serviceniveau zu verbessern, ihren Transitbestand zu verringern und mehr Kontrolle über Produktqualität und geistiges Eigentum zu erlangen. "Es besteht ein klarer Trend, die Produktion und Montage näher an die Nachfrage zu bringen", so Aubuchon. Insgesamt 35 Prozent der Entscheider im Hightech-Logistikbereich in Europa planen Nearshoring-Maßnahmen – das ist ein Anstieg von neun Prozent im Vergleich zu den Ergebnissen von 2013. Etwa 54 Prozent der Befragten in Europa haben ihre Produktion bereits vor zwei oder mehr Jahren näher zur Nachfrage verlagert, und 34 Prozent haben ihre Montage dieses Jahr dahingehend verlegt.

Mehr als die Hälfte der Befragten in europäischen Unternehmen sehen Rightshoring als Teil ihrer Strategie an. Rightshoring wägt eine Reihe an Faktoren ab, um die Nähe der bezogenen Rohstoffe zu Produktion, Lagerung und Vertrieb zu bestimmen. Zu diesen Faktoren können Kosten, Qualität und die Wiederherstellungszeit nach Betriebsausfällen zählen.

Obwohl UPS einen Anstieg beim Nearshoring und Rightshoring sieht, bleibt das Offshoring, bei dem die Produktion oder Montage in Länder mit niedrigen Arbeitskosten verlegt wird, immer noch die gängigste Strategie. Insgesamt 59 Prozent der europäischen Befragten gaben an, dass sie zur Zeit Offshoring betreiben.

Industriexporte wachsen

Laut CITC-Umfrage gibt es eine starke weltweite Wachstumsperspektive für Hightech-Exporte, auch in Europa. Etwa 39 Prozent der europäischen Befragten gehen davon aus, dass das Exportwachstum der Hightech-Industrie in den nächsten zwei Jahren mit dem gegenwärtigen Tempo weitergehen wird, während 19 Prozent sogar schnelleres Wachstum erwarten.

Hightech-Unternehmen haben dabei laut Angaben bereits viele Schwellenmärkte erfolgreich erschlossen. Von den Umfrageteilnehmern gaben 66 Prozent der europäischen Befragten an, sie würden bereits Produkte in China verkaufen, verglichen mit 41 Prozent in Indien und 31 Prozent in Brasilien. Die drei Spitzenmärkte, in denen europäische Hightech-Firmen dieses Jahr ihren Eintritt planen, sind Brasilien, Indien und der asiatisch-pazifische Region (mit Ausnahme von Indien und China).

Hindernisse

Trotz starker Durchdringung neuer Märkte entwickeln sich aber auch die Expansionshindernisse weiter. Weltweit wird der Umgang mit dem regulatorischen Umfeld als stärkste Schranke angesehen. In Europa liegt das allerdings auf Platz fünf hinter dem Aufbau des Erstbetriebs, kulturellen Herausforderungen, dem Schritthalten mit geänderten Rechtsvorschriften und der Marktauswahl für die Expansion. Die größten ordnungspolitischen Bedenken in Europa befassen sich mit der Nachvollziehbarkeit und Visibilität weltweit oder grenzübergreifend. Dies gaben 44 Prozent der Europäer an, verglichen mit 31 Prozent der Befragten weltweit.

Die CITC-Hightech-Umfrage zeigte darüber hinaus, dass Hightech-Unternehmen verstärkt Schwellenmärkte durchdringen und den 3D-Druck für neue Produktdesigns und Prototypen erschließen. Insgesamt 66 Prozent der Umfrageteilnehmer sagten, sie hätten Praxiserfahrung mit 3D-Druck. Airbus etwa baut sich mit 3D-Druck seine Flugzeugteile selbst. "Es ist bereits entschieden, dass Airbus künftig zehn Prozent seiner Bau- und Ersatzteile selbst herstellen will", sagte der stellvertretende Leiter der Abteilung Neue Technologien & Konzepte, Peter Sander.

Im Moment setzen Hightech-Unternehmen den 3D-Druck hauptsächlich ein, um Innovationen beim Design neuer Produkte voranzutreiben. Zu den wichtigsten Vorteilen gehören schnellere Produktentwicklungs- und Herstellungsprozesse. In Europa verwenden 70 Prozent der Befragten den 3D-Druck zur Gestaltung neuer Produkte und 63 Prozent bei der Erzeugung von Ersatzteilen, verglichen mit 24 Prozent der Umfrageteilnehmer weltweit, bei denen nach eigener Aussage 3D-Druck in der Produktion von Ersatzteilen zum Einsatz kommt.