Standort Österreich : Elektroindustrie fordert Bestbieterprinzip - und stärkere Digitalisierung
Die Elektro- und Elektronikindustrie mit ihren rund 65.000 Beschäftigten fordert eine Senkung der Lohnnebenkosten auf deutsches Niveau, sprich auf 22,4 statt auf derzeit 26,3 Prozent des Bruttolohnes.
Branche bei "Internet der Dinge" und " Industrie 4.0" führend
Österreich sei ein Exportland, daher müsse man sich an der internationalen Wettbewerbsfähigkeit orientieren, begründet Fachverbandsgeschäftsführer Lothar Roitner diese Forderung. Er erinnert im Gespräch mit der Austria Presseagentur daran, dass die Elektroindustrie einen jährlichen Produktionswert von über 15 Mrd. Euro erreiche und die eineinhalbfache Wertschöpfung der gesamten Landwirtschaft habe. Außerdem sei die Branche führend bei der Digitalisierung - Stichwort "Internet der Dinge" und " Industrie 4.0".
Flexiblere Arbeitszeiten
Um für die neue Arbeitswelt gerüstet zu sein, bedarf es jedoch noch einiger Änderungen, so Roitner. Darunter falle die Flexibilisierung der Arbeitszeit, also die Möglichkeit, bis zu 12 Stunden am Tag und bis zu 60 Stunden in der Woche zu arbeiten (bei gleicher Jahresarbeitszeit). Pläne der Regierung diesbezüglich wurden jedoch bis auf weiteres verschoben.
Bestbieterprinzip statt Billigstbieterprinzip
Ein weiterer Punkt sei die flächendeckende Einführung eines Bestbieterprinzips statt Billigstbieterprinzips, wie es dies bereits bei ÖBB und Asfinag gibt. Für die Umstellung sind zwar alle Sozialpartner, allerdings gibt es in der Verwaltung Widerstand dagegen. Wobei beim Bestbieterprinzip noch immer der Preis rund 90 Prozent der Zuschlagskriterien ausmacht.
Und auch bei der Infrastruktur, seit kurzem unter der Ägide von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), gebe es viel zu tun. Für die Elektromobilität braucht es eine Roadmap, das Stromleitungsnetz müsse ausgebaut und Smart Grids ("intelligente" Stromnetze) rasch ausgerollt werden.
Ausbau der Stromnetze und des Internet
Und die Erlöse aus der Frequenzauktion im Herbst des heurigen Jahres müssten für den Breitbandausbau reserviert werden. Denn zur flächendeckenden Ausrollung der nächsten Mobilfunkgeneration 5G seien rund zehn Milliarden Euro notwendig, wobei die Breitbandmilliarde der Regierung nur ein Zehntel ausmacht, rechnet Roitner vor.
Und das Ziel der Re-Industrialisierung in Europa dürfe nicht aus den Augen verloren werden. "Wer hat die Daten, das ist der neue Rohstoff", so Roitner in Anspielung auf die umfangreichen Zukäufe chinesischer Firmen bei europäischen und US-amerikanischen IT-Firmen.
Ein Riesenbrocken sei die Bildungspolitik. Hier gehe es auch um Weiterbildung und Umschulung, da durch die Digitalisierung Jobs verschwinden und dafür neue entstehen würden. (apa/red)