Rohstoffe : Eisenerz ist so billig wie seit 2009 nicht mehr
Der Preis für Eisenerz ist auf den tiefsten Stand seit der jüngsten Weltwirtschaftskrise gefallen. Zum Wochenauftakt fiel der Preis für den wichtigen Rohstoff zur Stahlerzeugung unter die Marke von 40 US-Dollar (37 Euro) je Tonne auf den tiefsten Wert seit Mai 2009.
Der vom Londoner Informationsdienst Metal Bulletin ermittelte Preis sank bis auf 39,06 Dollar. Experten erklärten den jüngsten Preisrückgang unter anderem mit einer schwachen Nachfrage aus China.
Analyst Tom Price vom Bankhaus Morgan Stanley erklärte den Preisrückgang mit einer allgemein schwachen Nachfrage und der Spekulation auf weiter sinkende Notierungen für Eisenerz. Seiner Einschätzung nach bleibt auch der Ausblick für die künftige Nachfrage nach Eisenerz aus China gedämpft. Seit geraumer Zeit sorgt eine Konjunkturflaute in China generell für Preisdruck an den Rohstoffmärkten.
Billigimporte aus Asien machen der Branche massiv zu schaffen
Zur Zeit gibt es ein Überangebot an Metallen, das von China aus auf den Markt kommt und die EU hart trifft. Dieser Preisdruck der Billigimporte macht der gesamten Schwerindustrie gerade sehr zu schaffen.
Die Wirtschaftsvereinigung Stahl fordert von der Politik, stärker auf die gravierenden Verwerfungen auf den globalen Stahlmärkten zu reagieren. "Die Importsituation der EU hat sich 2015 dramatisch zugespitzt", sagt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsseldorf. Es gehöre zu den grundlegenden Verpflichtungen der EU und ihrer Mitgliedsstaaten, ihre Industrie vor unfairen Handelspraktiken von Drittländern zu schützen.
Die Vereinigung befürchtet auch einen weiteren Anstieg unfairer Importe. „Wir befürchten, dass sich die Überkapazitäten in China im kommenden Jahr weiter vergrößern und dann die 400 Millionen Tonnen-Grenze überschreiten werden“, so Kerkhoff. Deshalb müsse das bestehende Handelsschutz-Instrumentarium der EU konsequent angewendet werden, so Kerkhoff. So dauere es häufig anderthalb Jahre, bis über Handelsklagen entschieden wird. Dies sei mehr als doppelt so lange wie in den Vereinigten Staaten. „Es gibt Spielräume, die noch nicht ausgeschöpft sind“.
Angesichts der existenzbedrohenden Lage bei Teilen der europäischen Stahlindustrie müssten Maßnahmen zudem auch rückwirkend verhängt werden können. Völlig falsch wäre es in der jetzigen Situation, China bereits 2016 den Marktwirtschaftsstatus zu verleihen. „Dann wäre ein effektiver Schutz vor unfairen Importen aus China nahezu unmöglich“, so Kerkhoff.
Peking erwartet geringere Stahlproduktion 2016
Dagegen erwartet die chinesische Regierung, dass die Rohstahlproduktion des Landes auch 2016 sinken wird. Grund seien Überkapazitäten in der Branche, eine sinkende Nachfrage sowie die Konjunkturabschwächung, geht aus einem Bericht des staatlichen Metallurgical Industry Planning and Research Institute (MPI) hervor.
Die Stahlerzeugung werde den Schätzungen zufolge im nächsten Jahr um 3,1 Prozent auf 781 Millionen Tonnen zurückgehen. Bereits 2015 war die Produktion geschrumpft.
China ist weltweit der größte Produzent und Abnehmer von Stahl. Die Regierung in Peking hat für 2015 ein Wirtschaftswachstum von sieben Prozent vorausgesagt. Es wäre allerdings der schwächste Wert seit etwa einem Vierteljahrhundert.
Die Europäische Union steht als Stahlproduzent weltweit an zweiter Stelle. In 23 Mitgliedsstaaten gibt es mehr als 500 Produktionsstätten, elf Prozent der Weltproduktion werden hier hergestellt. (APA/dpa-AFX/Reuters/red)