Maschinenbau : Einsparungen trotz guter Gewinne: Umbau von Siemens geht weiter

Der deutsche Elektrokonzern Siemens ist im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn gewachsen. Vorstandschef Joe Kaeser zeigte sich zufrieden mit der Bilanz des Vorjahrs.

Ergebnis im Industriegeschäft stark gewachsen

Der Umsatz war vor allem dank milliardenschwerer Kraftwerksaufträge in Ägypten und im Windkraftbereich um insgesamt 5 Prozent auf 79,6 Mrd. Euro gewachsen. Das operative Ergebnis im Industriegeschäft wuchs um 13 Prozent auf 8,7 Mrd. Euro, die Marge stieg um 0,7 Prozentpunkte auf 10,8 Prozent.

Die Informationen über Siemens in Österreich werden nach Angaben des Unternehmens erst zu Jahresbeginn 2017 veröffentlicht.

Im Gesamtkonzern lieferten acht von neun Sparten lieferten Ergebnisse im Rahmen der gesteckten Ziele ab. Rund lief es vor allem auch in der Medizintechnik.

In der Problemsparte mit großen Antrieben und der Industrieautomatisierung fiel wegen Umbaukosten von 199 Millionen Euro im letzten Quartal dagegen ein operativer Verlust an. Siemens hatte hier rund 2.500 Arbeitsplätze gestrichen, davon allein 2.000 in Deutschland und dort vor allem an seinen Heimatstandorten in Bayern.

Einschnitte bei den Kosten werden weitergehen

Im neuen Jahr sollen die begonnenen Einschnitte bei den Kosten bei Siemens weitergehen. Pro Jahr will das Unternehmen drei bis fünf Prozent produktiver werden. Die operative Marge im Industriegeschäft peilt der Konzern zwischen 10,5 und 11,5 Prozent an - im Vorjahr hatte sie bei 10,8 Prozent gelegen. Analysten erwarten im Schnitt bereits knapp 11,3 Prozent.

Aufträge in Milliardenhöhe warten schon

Derzeit sind die Bücher mit 113 Mrd. Euro an Aufträgen gut gefüllt. Bei rund vier Fünftel davon wisse Siemens schon jetzt, wann daraus Umsatz werde, sagte Thomas. Außerdem versprächen die vorliegenden Bestellungen auch gute lukrative Deals. Im vierten Quartal verlor das Unternehmen im Vergleich mit dem starken Vorjahresquartal beim Auftragseingang wegen weniger Großaufträgen etwas an Schwung.

Joe Kaeser: Unsichere Zeiten

Nach dem Schwung des abgeschlossenen Jahres rechnet der Elektrokonzern für heuer mit mehr Gegenwind. Kaeser sprach bei der Vorstellung der jüngsten Zahlen von unsicheren Aussichten fürs Geschäft und für das Investitionsklima. Die Prognose für das im September begonnene Geschäftsjahr 2016/17 sei ambitioniert.

Dabei rechnen viele Branchenexperten bei dem Münchener Dax-Konzern mit mehr Umsatz und Gewinn als das Unternehmen selbst. Konkret rechnet sich Siemens nach dem Plus von zuvor 6 Prozent nur noch einen geringen Zuwachs ohne Zukäufe und Wechselkurseffekte aus. Das bedeute "ein bis zwei Prozent", stellte Finanzchef Ralf Thomas klar.

Dividende für die Aktionäre steigt

Auch bei der offiziellen Zielsetzung für den Gewinn je Aktie blieb das Management mit 6,80 Euro bis 7,20 Euro unter dem, was sich Analysten vorstellen. Vergangenes Jahr waren es 6,74 Euro pro Papier - für die Anteilseigner insgesamt 5,45 Mrd. Euro - und damit mehr, als Siemens mit der zuletzt noch einmal erhöhten Prognose versprochen hatte. An den noch größeren Gewinn aus dem Jahr 2014/15 kam Siemens zwar nicht heran - das aber nur, weil damals Anteilsverkäufe für hohe Sondererträge gesorgt hatten.

Die Dividende soll von 3,50 Euro je Papier auf 3,60 Euro zulegen. Das lasse Raum, bei den Ausschüttungen auch künftig keinen Schritt zurück machen zu müssen, sagte Thomas.

Kaeser: Brexit problematischer als US-Wahl

Die überraschende Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten wollte Kaeser nicht als Stolperstein für die Geschäfte verstanden wissen. Beobachter sorgen sich nach dem überraschenden Wahlausgang vor Änderungen in der US-Wirtschaftspolitik und dem Verhältnis etwa zum Iran. Ihn beunruhige der Brexit Großbritanniens mehr als die Wahl Trumps zum Präsidenten, sagte wiederum Kaeser.

Sparte für Medizintechnik soll an die Börse

Bei der Medizintechnik macht Siemens mit einer geplanten Börsennotierung den nächsten Schritt, die Sparte auf eigene Beine zu stellen. Über Umfang und Zeitpunkt eines Börsengangs muss noch entschieden werden.

Das hänge auch davon ab, wie aufnahmefähig der Markt sei, sagte Thomas. Die im Siemens-Konzern vergleichsweise profitable Sparte habe ihre Zukunft aber nach wie vor "unter dem Dach von Siemens", sagte er. Sinn der Suche nach externen Investoren ist ihm zufolge, für den hohen Investitionsbedarf auch in den kommenden Jahren gewappnet zu sein.

Leichte Rückgänge in der Schweiz

Die Schweizer Siemens-Gesellschaften haben das Geschäftsjahr 2016 mit einem leichten Umsatzrückgang von 2,16 Mrd. Franken im Vorjahr auf 2,14 Mrd. Franken (1,98 Mrd. Euro) abgeschlossen. Der Auftragseingang erhöhte sich per Ende September leicht auf 2,16 Mrd. Franken (Vorjahr: 2,13 Mrd. Franken).

Die größte Siemens-Gesellschaft in der Schweiz, die Regionalgesellschaft Siemens Schweiz, erwirtschaftete einen Umsatz von knapp 1,1 Mrd. Franken, wie die Siemens Schweiz AG am Donnerstag mitteilte. Im Vorjahr hatte diese Gesellschaft noch einen Umsatz von 1,261 Mrd. Franken ausgewiesen.

Den Rückgang des Geschäftsvolumens erklärt Siemens in erster Linie mit der Ausgliederung der Medizinaltechnik-Aktivitäten in die eigenständige Siemens Healthcare AG. Diese Ausgliederung steht in Zusammenhang mit den Börsenplänen für die Medizinsparte auf Konzernebene.

Siemens Schweiz: "Sehr gutes Jahr"

Die aktuellen Umsatzzahlen sind also mit dem Vorjahr nicht vergleichbar. Gewinnzahlen gibt Siemens auf der Ebene der Schweiz nicht bekannt. Der Chef von Siemens in der Schweiz, Siegfried Gerlach, lässt sich aber zitieren, dass er auf ein "sehr gutes Jahr" zurückblicke, obwohl wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Frankenstärke das Geschäft weiter beeinträchtigten.

Siemens ist in der Schweiz an mehr als 20 Standorten in allen Landesteilen aktiv. Im abgelaufenen Geschäftsjahr beschäftigte Siemens hierzulande insgesamt 5.332 Mitarbeitende auf Vollzeitstellen umgerechnet. Im Vorjahr waren es noch 5.369 gewesen. (APA/dpa-AFX/sda/red)