Photovoltaik : Eine Hochseejacht für Greta Thunberg - mit Technik aus Graz

Hafen Hamburg mit Frachtkränen
© Peter Martens

Greta Thunberg wird in wenigen Tagen mit der emissionsfreien Hochseejacht "Malizia II" mit dem Hamburger Skipper Boris Herrmann auf den Atlantik starten. Für die Solaranlage an Bord ist das Grazer Unternehmen Sailectron verantwortlich. Es hat mit der italienischen Partnerfirma Solbian die Spezialanfertigung konstruiert und geliefert, sagte Geschäftsführer Michael Körner zur APA.

Klimaaktivistin Thunberg wird Mitte August von Europa nach Nordamerika segeln, um eine mehrmonatige "Klimatour" in Übersee zu starten. Die 16-jährige Schwedin reist dabei auf einer emissionsneutralen Hochseejacht, die mit Solarpaneelen und Hydrogeneratoren zur Energieerzeugung ausgestattet ist. Ziel der Reise sind zunächst die USA. Die Tour soll später auch nach Mittel- und Südamerika führen und bis weit ins Jahr 2020 hinein andauern.

Greta Thunberg wählt eine Rennjacht für eine Tour nach Südamerika

Da Thunberg nicht fliegen will, weil durch den Flugverkehr große Mengen von Emissionen ausgestoßen werden, suchte sie andere Wege und Vehikel. Sie wurde bei Skipper Herrmann fündig: Nach monatelanger Suche und Abwägung entschied sie sich für die Rennjacht "Malizia II". Das 2015 gebaute 18 Meter lange Boot der sogenannten IMOCA-Klasse erzeugt die notwendige elektrische Energie an Bord für Navigation und Kommunikation mit Solarpaneelen und Propellern am Heck.

Körner beschrieb das Besondere an dem Boot: "Rennjachten haben einen hohen Energieverbrauch, unter anderem für Autopiloten, Satellitenkommunikation und Meerwasserentsalzung. Daher müssen gewöhnliche Jachten alle paar Stunden den Diesel-Motor starten, um die Batterien aufzuladen." Herrmann hatte die Idee, auf das Gewicht des Diesels zu verzichten und CO2-neutral zu segeln. Die Lösung waren Solarmodule von Solbian sowie Hydrogeneratoren für Schlechtwetterphasen.

Eine Solaranlage aus Graz

Nach nur rund einem Monat Planungszeit wurde die "Malizia II" über die Wintermonate umgebaut und mit der Solaranlage der Grazer ausgestattet. Die Paneele der Steirer sind besonders: "Klassische Module haben eine relativ dicke Glasoberfläche und müssen daher über die Rückseite belüftet und gekühlt werden. Unsere dagegen haben eine dünne Kunststoffschicht als Oberfläche. Durch diese werden die Paneele gekühlt. Damit ersparen wir uns die Belüftung von hinten und können die Module direkt am Boot befestigen."

Spezialanfertigung mit gekrümmten und betretbaren Paneelen

Die spezielle Beschaffenheit der Oberfläche ermöglicht es auch, die Paneele zu betreten. Jene in der Mitte der Jacht wurden dafür auch mit einer Antirutsch-Oberfläche ausgestattet, beschrieb Körner. Jene links und rechts am Deck werden dagegen nicht betreten und sind daher glatt - und können dadurch Wellen besser ableiten.

Die größte Herausforderung war allerdings nicht die Montage der teils gekrümmten Paneele, sondern der Schatten der Segel und des Masten. Üblicherweise erleiden Solarpaneele einen starken Leistungsabfall, sobald etwas Schatten auf sie fällt. Nicht so die Anlage aus Graz: "Wir haben Bypass-Dioden und separate Regler verbaut. Dadurch erzielen wir eine hohe Schattentoleranz und einen höheren Wirkungsgrad", erklärte Körner.

Eckdaten zur Firma

Sailectron wurde 2014 in Graz gegründet und realisiert für die italienische Solbian Spezialprojekte. Neben Jachten verbaut das Unternehmen Solarpaneele auch im Automobilbereich und bei Flugzeugen. Bisher hat das Kleinunternehmen eigenen Angaben zufolge den Umsatz jedes Jahr mehr als verdoppelt. Im Jahr 2018 wurde die Arbeit unter anderem mit einem Energy Globe National Award und der Honorary Mention bei den Boatbuilder Awards ausgezeichnet. (apa/red)