Stahlindustrie : Eine halbe Million Stahlarbeiter in China verlieren ihren Job - offiziell

In China verlieren in diesem Jahr eine halbe Million Arbeiter aus dem Kohle- und Stahlsektor ihren Arbeitsplatz. Ihre Stellen fielen weg, weil China angesichts der schwächelnden Nachfrage die Produktion in den beiden Branchen weiter zurückfahre, kündigte Chinas Arbeitsminister Yin Weimin an. Ihnen werde entweder eine neue Stelle angeboten oder der Weg in die Selbstständigkeit oder den Vorruhestand vorgeschlagen.

Arbeiterproteste erwartet

Die Regierung hatte im vergangenen Jahr angekündigt, in der Stahl- und Kohleindustrie insgesamt 1,8 Mio. Arbeitsplätze zu streichen. Im vergangenen Jahr fielen 726.000 Jobs weg. Dies sei "reibungslos" gelaufen, erläuterte Yin. Es habe keine "großen Konflikte oder Probleme" gegeben. Die Regierung werde die Schaffung neuer Arbeitsplätze in zukunftsträchtigen Industrien wie etwa der Internetbranche fördern.

In der Vergangenheit hatte es in China aber sehr wohl Proteste von Arbeitern wegen Stellenstreichungen in der Industrie gegeben. So gingen beispielsweise im vergangenen April hunderte Stahlarbeiter in der nördlichen Provinz Hebei nach ihrer Entlassung auf die Straße.

Milliardenschwerer Fonds

Peking hat im vergangenen Jahr einen knapp 14 Milliarden Euro schweren Fonds eingerichtet, um gekündigte Kohle- und Stahlarbeiter zu unterstützen. Knapp ein Drittel der Gelder seien 2016 bereits ausgezahlt worden. Zudem seien in Städten mehr als 13 Mio. Jobs entstanden, betonte Yin. Trotz des drastisch abgekühlten Wirtschaftswachstums liegt die offizielle Arbeitslosenquote in der Volksrepublik seit Jahren bei etwa vier Prozent.

Studie: Chinesen bauen Stahlkapazitäten aus, statt sie zu senken

Den offiziellen Ankündigungen widerspricht eine Studie zu den tatsächlichen Kapazitäten der chinesischen Stahlindustrie. Demnach haben die Stahlfirmen in China ihre Überkapazitäten zuletzt nochmals gesteigert - also das genaue Gegenteil dessen getan, was Peking offiziell angekündigt hat.

In China wird mehr als die Hälfte des weltweit hergestellten Stahls produziert. Die Branche leidet unter enormen Überkapazitäten bei schwächelnder Nachfrage. Gleichzeitig setzen die Stahlexporte des Landes die Stahlindustrie besonders in Europa massiv unter Druck. Brüssel reagiert darauf mit immer weiteren Strafzöllen. Kritikern zufolge ist die Wirkung dieser Maßnahmen jedoch begrenzt - sie drängen darauf, dass die EU deutlich umfassendere Handelsschranken für Billigstahl nach dem Vorbild der USA schafft.

(reuters/afp/apa/red)

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