Luftfahrt : "Ein trauriger Tag": Letzter Flieger der AUA gelandet

AUA Austrian Airlines Flugzeug Flieger Flughafen Wien
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Die Austrian Airlines (AUA) hat den Linienflugbetrieb eingestellt. Es sei ein "denkwürdiger und trauriger Tag", sagte Vorstandschef Alexis von Hoensbroech in einer Pressekonferenz, die aufgrund der Coronavirus-Pandemie digital durchgeführt wurde. Der Flugbetrieb stehe, aber nicht für immer. Die Dauer sei aber nicht absehbar. Man habe sich "eingewintert".

"Wir sind eine Fluggesellschaft, keine Stehgesellschaft", betonte Hoensbroech. Er verwies in der Pressekonferenz mehrmals darauf, die nationale Fluggesellschaft Österreichs zu sein. Auf mögliche Finanzspritzen vom deutschen Mutterkonzern Lufthansa angesprochen, sagte Hoensbroech, jede der ausländischen Töchter - neben der AUA sind das Swiss, Brussels und Air Dolomiti - müsse auf sich schauen. Eine Rückverstaatlichung der AUA durch Republik Österreich "kann ich mir nicht vorstellen", sagte Hoensbroech. Er habe über dieses Thema noch mit niemanden gesprochen, es sei auch niemand an ihn herangetreten. Weitere Staatshilfen neben der Kurzarbeit hingen von der Dauer der Krise ab.

Man habe wegen des Coronavirus-Ausbruchs und der vielen Reiserestriktionen sowie aufgrund der fehlenden Nachfrage das Programm immer wieder reduziert und nun den Betrieb kontrolliert heruntergefahren. Flugzeuge und Mitarbeiter seien weltweit verstreut gewesen. "Wir haben alle unsere Crews zuhause, wir haben alle unsere Maschinen zuhause". Die 82 Flugzeuge der Austrian Airlines seien am Flughafen Wien geparkt. Das sei wegen der Parkplatzsituation am Vorfeld gar nicht so einfach gewesen.

Die Flugzeuge müssen weiter gewartet werden. Hoensbroech sprach davon, sie "warm" zu halten, "sodass sie jederzeit wieder in Betrieb genommen werden können". Die Technik werde deshalb auch nicht vollständig in Kurzarbeit gehen, man brauche weiter einige der insgesamt 840 Techniker, um beispielsweise die Ruder zu bewegen, damit sie nicht korrodieren. Die Lager müssen weiter geschmiert werden und die Hydraulikleitungen regelmäßig überprüft werden. Betriebsleiter Jens Ritter führte aus, dass ein Flugzeug bis zu 48 Stunden ohne Check stehen darf. Bei längeren Stehzeiten müssen Tests gemacht werden, wie etwa eine Triebwerksüberprüfung. Solche Checks können pro Flugzeug bis zu 200 Stunden in Anspruch nehmen. Bei Stehzeiten über sechs Monaten müsse man mit dem Hersteller sprechen, "davon gehen wir im Moment aber nicht aus", so Ritter.

Zur Kurzarbeit will die AUA in den nächsten Tagen Details nennen. Man sei gerade in Abstimmung mit dem Betriebsrat und den Sozialpartnern. Das neue Corona-Kurzarbeitsmodell sei sehr attraktiv, sagte Hoensbroech. Man bekomme damit die Fixkosten stark herunter. Der AUA helfe auch, dass die Flugzeuge nicht geleast und großteils abgeschrieben sind. Man halte deshalb länger durch als andere. "Wir haben eine gut gefüllte Kasse", erklärte Hoensbroech. Es sei nicht so, dass morgen das Licht ausgehe. "Wir werden dieses Unternehmen wieder zum Fliegen kriegen", versprach er.

Hoensbroech sagte, dass auch der Vorstand seine Gagen reduziere. Auf Bonuszahlungen sei automatisch verzichtet worden, weil die Ziele ohnehin nicht erreicht werden. Die Führungsebene verzichte auch auf einen zweistelligen Prozentsatz des Grundgehalts, "aus Solidarität gegenüber den Mitarbeitern in Kurzarbeit". Kurzarbeit sei für den Vorstand aber nicht möglich. Auch im Kundenzentrum sei Kurzarbeit vorerst kein Thema. Das Callcenter habe derzeit fünf- bis zehnmal so viele Anrufe. Hoensbroech bat betroffene Kunden um Geduld, dass es derzeit etwas länger dauert. Die AUA hat die Kulanzregelungen für Umbuchungen erweitert. Es gebe aber auch Leute, die für den heurigen Sommer noch Flüge buchen.

Für die Rückholaktionen seien so viele Flugzeuge im Einsatz wie das Außenministerium brauche. "Wir stehen zu unserer Verantwortung als nationale Fluggesellschaft Österreichs." Die AUA hat als einzige Fluglinie am Standort Wien eine Langstreckenflotte, kann also im Gegensatz zu anderen Airlines auch Österreicher von anderen Kontinenten heimholen. Die Rückholflüge sollen in den nächsten Wochen abgeschlossen sein. Die AUA führe diese Charterflüge kostendeckend durch, verdiene daran aber nichts. Ein Rückholflug innerhalb Europas kostet lautet Hoensbroech ungefähr einen niedrigen fünfstelligen Betrag, ein Langstreckenflug hingegen mehr als 100.000 Euro. Größter Kostenfaktor sei das Kerosin, der Ölpreisverfall der vergangenen Wochen kommt hier zu gute. Durchgeführt werden die Flüge im Auftrag und auf Kosten der Bundesregierung.

Die Probleme mit den Start - und Landerechten, wenn sie nicht zu mindestens 80 Prozent genützt werden, seien innerhalb der EU gelöst, so Hoensbroech. Er geht davon aus, dass es auch außerhalb der EU eine Lösung geben wird. Die Fluglinie beschäftigt sich auch mit der Frage, wie der Betrieb nach Ende der Pandemie wieder hochgefahren wird. Es sei sehr wahrscheinlich, dass man schrittweise und nicht auf einmal mit dem gesamten Flugprogramm zurückkomme, also dass man die Kapazität und die Zahl der Flüge an die Nachfrage anpasse. Umso schneller es gehe, desto stärker und breiter werde Flugprogramm sein. Wenn die Flieger bis in den Sommer hinein stehen, dann werde der Start wesentlich langsamer erfolgen.

Die AUA hat 2019 wider Erwarten keinen Verlust geschrieben, sondern einen Gewinn von 19 Mio. Euro. "Vielleicht ist es die einzig gute Nachricht an diesem Tag", sagte Hoensbroech. Viele Airlines in Wien hätten wegen Preiskampfes 2019 Verluste geschrieben - "wir haben nicht dazu gehört", so Hoensbroech. Angesichts der Coronaviruskrise ist das Ergebnis des Vorjahres, aber auch das im November begonnene Sparprogramm, zur Nebensache geworden. Der Sparkurs, der den Abbau von mehr als jeder zehnten der 7.000 Stellen umfasst, sei nicht vom Tisch, "wir beschäftigen uns im Moment aber nicht damit". (apa/red)