Dieselgate : Ein Rüffel für Volkswagen

Höhere Transparenz: Das ist es, was der von der US-Justiz zur Aufarbeitung des Dieselskandals eingesetzte Aufpasser Larry Thompson in seinem ersten Jahresbericht beim VW-Konzern verlangt. Vereinzelt sei er mit der Zurückhaltung von Volkswagen bei der Übermittlung bestimmter Informationen nicht einverstanden, hieß es in dem Bericht.

Das Unternehmen habe unter Berufung auf das Anwaltsgeheimnis und den Datenschutz Schwärzungen in Dokumenten vorgenommen. Als Independent Compliance Auditor (ICA) habe er seine Bedenken dazu geäußert. "Diese Thematik ist in der nächsten Berichtsperiode umgehend zu klären, damit der ICA seinen Auftrag effektiv erfüllen kann." Er erwarte, dass VW sämtliche Informationen, die er für notwendig erachte, zeitnah zur Verfügung stelle. Der Autobauer habe Verbesserungen zugesagt.

Kürzlich hatte Thompson auch fehlende personelle Folgen nach dem millionenfachen Betrug mit manipulierter Abgasreinigung kritisiert. Allerdings kündigte VW inzwischen an, sich von Mitarbeitern trennen zu wollen, die in die Abgasaffäre verwickelt waren. Der neue VW-Personalvorstand Gunnar Kilian sagte der "Braunschweiger Zeitung", generell ahnde des Unternehmen Regelverstöße "konsequent und der jeweiligen Verantwortlichkeit oder Pflichtverletzung angemessen".

Zwei Verstöße

Der Zwischenbericht von Larry Thompson legte insgesamt zwei Verstöße bei Volkswagen offen - nach Werners Angaben wurde eine Liste von fünf Fragen im Zusammenhang mit der jährlichen Mitarbeiterbefragung "aus Versehen" nicht in die Manager-Handbücher aufgenommen. Zudem sei übersehen worden, zehn Tage vor Beginn von Emissionstests für das Modelljahr 2017 die Umweltbehörde CARB schriftlich zu informieren. Thompson sagte aber, Volkswagen selbst habe diese Verstöße gemeldet.

Der frühere US-Staatssekretär Thompson soll Volkswagen drei Jahre lang auf die Finger schauen, damit sich Verfehlungen wie im Dieselskandal nicht wiederholen können. Der Kontrolleur überwacht, ob die Wolfsburger den mit den US-Behörden geschlossenen Vergleich einhalten und die versprochenen Reformen umsetzen. In den Verhandlungen mit der US-Justiz hatte VW zugegeben, mit Abgasangaben Behörden und Kunden betrogen, Umweltrecht verletzt und die Justiz behindert zu haben. Der Jahresbericht ist der erste von drei geplanten Berichten.

Währenddessen kamen weitere unangenehme Details ans Tageslicht: VW-Chef Herbert Diess soll viel früher als bisher bekannt über den Abgasbetrug informiert worden sein - nämlich Mitte September 2015. (apa)