Elektroautos : E-Mobility: Blitzlademodus

Die Freude über den „Neuen“ war ungeteilt. „Meine Leute haben sich darum gerissen, mit dem Elektrischen zu fahren“, erzählt Robert Darnhofer, Geschäftsführer des Salzburger Elektrotechnik-Unternehmens Sänze. Der „Elektrische“ ist ein Citroën Berlingo First Electrique, der jetzt seit November in dem 50-Mitarbeiter-Unternehmen seinen Dienst tut – einer der ersten serienreifen Elektrotransporter am heimischen Markt. Die Reichweite von 100 km reicht für einen Tagesjob im Salzburger Stadtverkehr leicht, und „vier Stunden Ladezeit über Nacht sind leicht machbar“, urteilt Darnhofer. Sein Fazit ist unaufgeregt: „Wir nützen das Auto wie jeden anderen unserer Firmenwagen.“ Mit dem angenehmen Zusatzeffekt, dass die Betriebskosten jährlich auf 400 Euro für in Österreich produzierten Ökostrom kommen. Zum Vergleich: Die Dieselkosten bei 20.000 Stadtkilometern pro Jahr (7 Liter/100 km) liegen bei 2000 Euro. „Mir war es wichtig, ein nach außen sichtbares Zeichen zu setzen, dass Strom ein Teil unserer Lösungen beim Klimaschutz ist“, betont der mittelständische Elektrounternehmer. Dieses Zeichen kommt jetzt bedeutend billiger als noch vor 12 Monaten. E-Mobilität kostet das Unternehmen bei Ausreizen aller Rabatt- und Förderaktionen in der Anschaffung nicht mehr als klimakillende Diesel-Power. Der Berlingo Electrique brüstet sich beim Anschaffungspreis zwar mit einem Listenpreis von 43.000 Euro netto, allerdings gibt Citroën Austria einen beträchtlichen Rabatt. Zusätzlich darf man in Salzburg 11.000 Euro Förderungen erwarten. Unterm Strich steht für Darnhofer ein Kaufpreis, der sich mit jenem eines Diesel-Berlingo (Liste: 12.800 Euro netto) vergleichen lässt. Der Salzburger Unternehmer lässt auch keine Zweifel, „dass ich ohne Rabatte und Förderungen diese Kaufentscheidung nicht getroffen hätte“. E-Mobilität findet sich – zumindest im gewerblichen Bereich – erstmals auf betriebswirtschaftlicher Augenhöhe mit den fossilen Konkurrenten. Hier gehts weiter

Öko-Enthusiasmus zeigte auch die Post AG, als sie im Dezember zehn Renault Kangoo Zero Emission zu Testzwecken in ihren Fuhrpark stellte. Die mit dem Berlingo wettstreitenden Kleintransporter haben gegenüber ihren französischen Brüdern laut Liste einen klaren Preisvorteil: Der Elektro-Zweisitzer kostet netto 20.000 Euro, der vergleichbare Diesel-Kangoo um die 13.000 Euro. Durch Förderungen sind die Anschaffungskosten praktisch gleich – ein Quantensprung in der Wettbewerbsfähigkeit der elektrischen Mobilität. Post-Vorstand Walter Hitziger: „Bis 2015 planen wir, über 1.000 E-Fahrzeuge in die Flotte zu integrieren.“ Auch er macht den definitiven Ausbau des E-Fuhrparks „vom weiteren Förderumfeld“ abhängig. Die Anschaffungskosten beschreiben beim Kangoo ZE nur einen Teil der Wahrheit. Renault betrachtet Auto und Akkueinheit als unterschiedliche Wirtschaftsgüter. Daher kommt zum Kaufpreis noch eine Batteriemiete von 89 Euro netto pro Monat (bei 20.000 Jahreskilometern). Dafür werden die Lithium-Ionen-Akkus bei Minderleistung oder technischen Innovationen ersetzt, und zwar anstandslos, wie Renault verspricht. Der tägliche Umgang mit den Stromautos ist einfach, braucht aber noch das eine oder andere Accessoire: Per mitgeliefertem Kabel kann der Kangoo ZE an zahlreichen öffentlichen Ladesäulen oder an einem privaten Gerät in der eigenen Garage geladen werden – die „Wallbox“ ist für rund 800 Euro über Stromversorger erhältlich. Sechs bis acht Stunden dauert es, bis die Kapazitätsanzeige wieder 100 Prozent zeigt. Sozusagen als Notlösung funktioniert das Nachtanken auch an haushaltsüblichen Steckdosen, dauert dann aber zehn bis zwölf Stunden. Eine Schnellladefunktion, die das Auffüllen in einer halben Stunde erlaubt, ist erst Ende 2012 zu haben. Alfred Berger, Geschäftsführer der Raiffeisen-Leasing-Fuhrparkmanagement, setzt große Hoffnungen auf die neuen E-Modelle: „Wir haben heuer ein Jahr der Entscheidung. E-Mobilität hat mit den neuen Angeboten zu vernünftigen Preisen erstmals eine echte Chance. Bisher war das eher ein Thema für die Medien, weniger für Unternehmen.“ Die Raiffeisen Leasing wartet mit einem Angebot für einen Elektro-Berlingo auf, in der die Leasingraten unter jenen eines Dieselmodells liegen. Hier gehts weiter

Österreich verfügt mit den derzeit acht E-Mobilitätsregionen des Klima- und Energiefonds über eine international beachtete Expertise auf dem Gebiet der stromgetriebenen Fortbewegung. Der Frühstart hatte partiell aber auch seine Nachteile. „Wir waren einfach zu schnell“, übt sich Christian Eugster in Ironie. Der Vorarlberger ist Projektleiter der E-Mobilitätsregion „Vlotte“, die seit 2010 die Sinnhaftigkeit von Zero Emission im Ländle erprobt: Bis zum Auslaufen der Förderungen zu Jahreswechsel wurde der Ankauf von Elektrofahrzeugen unterstützt und der Ausbau der notwendigen Infrastruktur vorangetrieben. Vlotte gilt europaweit als eines der Top-3-Projekte auf dem Gebiet der E-Mobilität. „Die Nachfrage nach strombetriebenen Nutzfahrzeugen durch kleine und mittlere Gewerbebetriebe war beim Start enorm“, erinnert sich Eugster. Vor zweieinhalb Jahren lag das Angebot an serienreifen E-Transportern allerdings bei null. Jetzt, wo erstmals ein kleines Sortiment an City-Transportern am Markt sei, „bleibe der Nachzieheffekt aus. Bei vielen Interessenten von damals ist die Luft draußen“, erklärt sich Eugster die bislang schwache Performance der Elektromobilität am Nutzfahrzeugsektor. Die Preisbrecher-Angebote des Kangoo und – bei anhaltenden Importeursrabatten – des Berlingo haben sich noch nicht herumgesprochen. Von derzeit 311 von VLOTTE geförderten und verkauften Elektroautos sind gerade mal 12 aus dem NFZ-Segment. Die Skepsis ist geblieben. Stand der DingeVon den in Österreich angemeldeten 1.089 Elektrofahrzeugen werden laut WKO-Bundessparte Transport und Verkehr 80 Prozent in Betrieben eingesetzt. Der Anteil der Transporter ist dabei verschwindend. Derzeit sind es keine 100, die als Nutzfahrzeuge durchgehen. Dass Bewegung in die Szene kommt, zeigt sich an den 67 Strom-Kangoos, die bereits ausgeliefert wurden, und an der gleichen Anzahl an Bestellungen, die bei Renault liegen. Prozentuell gesehen ist dies eine Revolution, absolut gesehen entspricht dies immer noch der Verpuffung einer Lerche. Für Renato Eggner, Operations Director von LeasPlan Österreich, ist die „bisherige Preisdifferenz von Elektroautos eine hohe Barriere, die derzeit nur über Förderungen genommen werden kann“. Anders als in der Vergangenheit hätten Subventionen erstmals aber eine echte Chance, die Entscheidung positiv für einen CO2-freien Verteilerverkehr zu beeinflussen. Eggner: „Als Mehrwert gibt es bei Elektrofahrzeugen das positive Umweltimage, das auf das nutzende Unternehmen abfärbt.“Mit 30 übern TauernDie Aussicht auf gute Nachrede und saubere Luft bewegte auch die Lungauer Gemeinde Zederhaus dazu, die Imagekarte zu spielen. Bürgermeister Alfred Pfeifenberger wollte für seine Gemeindearbeiter ein passendes Gefährt für die Kontroll- und Wartungsfahrten im angrenzenden Naturpark Riedingtal. Die Argumente und Förderungen der E-Mobilitätsregion ElectroDrive Salzburg verfingen und im August des Vorjahres stand ein Berlingo Electrique am Bauhof. Neben vielen positiven Erkenntnissen – „das Auto ist ein Zeichen für die Umwelt“, so der Bürgermeister – gibt es auch eine weniger erquickliche Erfahrung: Alfred Pfeifenberger berichtet von einer Elektrofahrt durch den Tauerntunnel ins 37 km entfernte Radstadt: „Am Anfang ging es mit 30 durch den Tunnel. Das war schon nicht sehr lustig. Und dann blieb der Wagen liegen.“ Die Kollegen mussten den gestrandeten Gemeindearbeiter heimholen. Es gibt auch unter den Stromkarossen Montagsautos.Josef Ruhaltinger Hier gehts weiter

Das Klima-aktiv-Programm für E-Mobilität verspricht Unternehmen, die in Elektrotransporter investieren, 5000 Euro Zuschuss, wenn sie sich mit ihrem Stromprovider zur Abnahme von (etwas teurerem) Ökostrom verpflichten. Zudem gibt es in den E-Mobilitätsregionen des Klima- und Energiefonds Fördermöglichkeiten bis zu 3.000 Euro, die von den Regionsmanagern abgewickelt werden. Der Klimafonds legt zudem Ende Mai ein weiteres Programm „Smart Urban Logistics“ auf, das dem städtischen Verteilerverkehr stärker auf die Beine helfen will. Dritte Anlaufstelle sind die jeweiligen Landesregierungen, die entsprechende Programmlinien führen. Salzburg unterstützt etwa Unternehmen beim Ankauf eines E-Mobils derzeit mit 3000 Euro. Neben unzähligen Rabattaktionen von Herstellern, die zeitlich begrenzt ihre E-Preise dramatisch senken, lassen sich damit die Kosten für Elektrotransporter fast auf jene von Dieseltransportern senken. Der administrative Aufwand ist jedoch beträchtlich. Mit einer Vorlaufzeit von bis zu sechs Monaten müssen Antragsteller jedenfalls rechnen. Hier gehts weiter

Alle Achtung. Wer mit dem Peugeot 3008 Hybrid Überland fährt, stellt recht bald fest, dass sich das Ökovehikel kaum von seinen Diesel-SUV-Kollegen unterscheidet. Der Crossover aus Limousine, Kombi und SUV schafft auf der Autobahn in der Einstellung „Sport“ in 8,2 Sekunden auf 100 km/h. In dieser Einstellung (der Peugeot lässt zudem die Wahl zwischen „Auto“, „ZEV“ und „4WD“) dreht der Wagen den Antrieb früher und schaltet das automatisierte Sechsganggetriebe schneller. Der Preis für die Sportlichkeit: Auf unserer Testfahrt von Wien ins deutsche Erlangen haben wir (bei sehr sportlicher Fahrweise) 7,1 Liter pro 100 Kilometer verbraucht.Sparsamer „Auto“-ModusSparsamer ist da schon der „Auto“-Modus. Hier entscheidet das System in jeder Hundertstelsekunde, welcher Antrieb welche Funktion übernehmen soll, um möglichst zuverlässig den versprochenen Durchschnittsverbrauch von 4,1 Litern Diesel zu erreichen. Das Zusammenspiel von Elektroantrieb, Batterieaufladung und Dieselantrieb kann am Display des Fahrzeugs in Echtzeit beobachtet werden. Das Blinken am Display hatte während unserer Testfahrt fast schon hypnotische Wirkung – und wirkte auch im Verbrauch. Im Stadtverkehr mit intensivem Stop-and-go kamen wir mit 4,9 Liter aber erstaunlich nah an die (unter Idealbedingungen errechneten) Herstellerangaben von 4,1 Liter pro 100 Kilometer (104 Gramm CO2 pro Kilometer). Gewöhnungsbedürftig ist dabei allerdings die enorm starke „Motorbremse“, die beim Fuß-vom-Gas-Nehmen tatsächlich die Antriebsbatterie lädt und relativ rasch den Stillstand des Vehikels herbeiführt.VollelektromodusDer Vollelektromodus (ZEV, Zero Emission Vehicle) des Peugeot 3008 Hybrid enttäuscht jedoch ein wenig. Mit (laut Displayanzeige) voll geladener Batterie lassen sich im Stop-and-go des Stadtverkehrs gerade mal 1500 Meter zurücklegen. Die Batterie, die das umgerechnet 37 PS starke Stromaggregat antreibt, ist nun mal eigentlich nur zur Energiezufuhr im Stop-and-go und als Booster für den Diesel angelegt. Insgesamt nimmt sich der Verbrauch des französischen Ökocrossovers angesichts der zusätzlichen 120 Kilo (im Vergleich zum vorderradgetriebenen Peugeot 3008 HDi, die Batterie!) relativ gut aus. Da ist die schwere Last, die wir erst am letzten Testtag im Kofferraum entdeckten (fast 50 Kilo Werbematerial von Peugeot) noch nicht einmal eingerechnet.Rudolf Loidl