Strommarkt : E-Control: "Ein Rittern um die Kunden" bei den Versorgern

Der Wettbewerb im Strom- und Gasbereich funktioniert in Österreich mehr als eineinhalb Jahrzehnte nach Start der Marktliberalisierung immer besser. 2016 gab es die bisher meisten Anbieter-Wechsel - und es wurden auch erneut Preisverbilligungen an die Konsumenten weitergegeben. Die Energie-Control bezeichnete das bei der Präsentation des Jahresberichts als "sehr positive Entwicklung".

Preise für Industriestrom sinken weiter - für Industriegas auch

Für die Industrie setzte sich der Rückgang der Strompreise auch 2016 fort, der Preis liegt im Schnitt unter vier Cent pro kWh (ohne Netzkosten, ohne Steuern/Abgaben). Die Gaspreise sanken im Jahresvergleich auf unter 2,3 Cent pro kWh. Große Betriebe mit über 100 GWh Jahresverbrauch zahlen für Gas schon weniger als zwei Cent pro kWh.

Im Hinblick auf die Wechselraten bei den Haushalten erklärte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch, 77 Prozent hätten ihren Energieanbieter noch nie gewechselt, ein Viertel davon sei aber grundsätzlich wechselbereit, "es gibt also noch Potenzial". Es sei mittlerweile "ein Rittern um die Kunden eingetreten", und auch ohne - oft nur kurzfristig wirksame - Neukundenrabatte könnten sich Haushalte je nach Wohnort 90, 150 oder auch 200 Euro im Jahr sparen. Speziell die Neukundenpreisnachlässe sehe man sich als Behörde genau an.

Haushalte können hunderte Euro sparen

Auch die Konsumenten sollten darauf achten, welche Vergünstigungen zeitlich limitiert seien. Zum Ablauf der Wechselvorgänge habe man von den Verbrauchern positive Rückmeldungen. Schon 35 Prozent würden ihren Anbieter online wechseln, 19 Prozent gemischt, 28 Prozent postalisch. Grund für einen Wechsel seien nach Angaben befragter Kunden zu 80 Prozent die Preise, aber zu 9 Prozent auch ein sauberer Strom-Mix, also zum Beispiel kein Atomstrom.

2016 haben sich 286.000 Kunden einen anderen Strom- oder Gaslieferanten ausgesucht, ein Plus von 44 Prozent gegenüber 2015. Im Detail gab es voriges Jahr 217.000 Strom- und 67.800 Gaswechsler. Damit hätten so viele Kunden gewechselt wie nie zuvor - mit Jahreswechselraten von 3,6 Prozent bei Strom und 5,0 Prozent Gas seien neue Rekordwerte erreicht worden. Sogar das Jahr 2014 mit rund 268.000 Strom- und Gas-Wechseln, damals gepusht durch die VKI-Aktion, wurde damit getoppt.

Am häufigsten wurde in Oberösterreich gewechselt, gefolgt von der Steiermark und Kärnten, am wenigsten in Vorarlberg, Tirol und Salzburg. International liege Österreich im europäischen Vergleich bei den Wechselraten dennoch im hinteren Drittel.

Energiepreise für Haushalte sinken

Heuer im Jänner waren die gesamten Stromkosten - Energie, Netz, Steuern/Abgaben - für einen Durchschnittshaushalt mit 3.500 kWh Verbrauch um rund 3,6 Prozent günstiger als ein Jahr davor. Die Gesamtkosten für Strom sanken im Schnitt von 735 auf 709 Euro - von dem Rückgang um 26 Euro waren allein 20 Euro auf geringere Ökostrom-Kosten zurückzuführen.

Wie sich die Ökostrom-Kosten heuer entwickeln, könnte man erst nach Inkrafttreten der "kleinen" Ökostromnovelle sagen, die aber erst durchs Parlament müsse, vielleicht mit gewissen Korrekturen, wie es seitens der E-Control heißt. Die Preise für die Energiekomponente (Strompreis) liegen aktuell zwei Prozent unter Jänner 2016, die Netzkosten (die etwa ein Viertel der Stromrechnung ausmachen) sind mit +0,2 Prozent weitgehend stabil geblieben.

Die gesamten Gaskosten reduzierten sich binnen Jahresfrist um drei Prozent, im Schnitt um 33 Euro von 1.112 auf 1.079 Euro (für 15.000 kWh Jahresverbrauch). Da die Netzkosten bei Gas um 30 Prozent stiegen, habe die Verbilligung der Energiekomponente ein überproportionales Ausmaß gehabt, so Vorstand Andreas Eigenbauer. Gas selbst kostete für Haushalte heuer im Jänner im Schnitt 8,7 Prozent weniger als Anfang 2016, die Netzkosten sind mit Jahreswechsel um sechs Prozent gestiegen, Steuern und Abgaben sanken bei Gas im Jahresvergleich um 0,6 Prozent. Kunden, die mit Gas heizen, sollten bedenken, dass sie heuer wegen des kalten Winters selbst bei gleichen Preisen mehr bezahlen müssten.

Smart Meter: Ein Zehntel schon installiert

Von den neuen intelligenten Stromzählern ("Smart Meter") sind laut E-Control-Schätzungen derzeit rund 600.000 installiert, das entspricht einem Ausrollungsgrad von 10 Prozent. Im Schnitt hätten lediglich 1,5 Prozent der Kunden von der Opt-Out-Möglichkeit gebraucht gemacht. Andererseits hätten sich immerhin schon rund 13 Prozent der Kunden für die Übertragung von 15-Minuten-Werten, also ein Opt-In, entschieden. Diese Kunden wollten also direkt ihre Lastgänge kennenlernen, "was heißt es zum Beispiel, wenn man die Waschmaschine in Betrieb nimmt", so Eigenbauer.

Probleme mit dem Energieanbieter Care Energy - keine Unterbrechung bei der Versorgung

Der deutsche Energieanbieter Care Energy AG, der ein Insolvenzverfahren beantragt hat und 12.000 Kunden in Österreich zählt, beliefert laut Urbantschitsch seine Abnehmer weiter: "Der Vertrag mit der Verrechnungsstelle ist weiter aufrecht."

Generell würden in solchen Fällen Kunden immer weiter versorgt - Strom ist ja im Netz vorhanden -, allenfalls würde man als Regulierungsbehörde Kunden in den 14 Netzbereichen neuen Lieferanten zuweisen.

Von diesen zugewiesenen Lieferanten könnten die Kunden jederzeit wieder wegwechseln. Wie viele Kunden schon von Care Energy weggewechselt sind, wollte die E-Control aus Datenschutzgründen nicht sagen. Die Causa Care Energy sei übrigens die erste - beantragte - Insolvenz seit der Marktöffnung vor 16 Jahren, Enron war Energiehändler. (apa/red)