Chemische Industrie : Diese 4 Konzerne beherrschen wohl in Zukunft den Weltmarkt für Agrarchemie

In der Chemiebranche bahnt sich offenbar die nächste Mega-Fusion an. Der chinesische Sinochem-Konzern plant einem Bericht der "Financial Times" zufolge kommendes Jahr einen Zusammenschluss mit dem heimischen Wettbewerber ChemChina.

Peking zieht die Fäden im Hintergrund

Mit der Fusion der beiden staatlich kontrollierten Firmen würde das weltgrößte Chemieunternehmen mit einem Umsatz von rund 100 Mrd. Dollar (91 Mrd. Euro) geschaffen. Dieses würde den bisherigen Weltmarktführer BASF hinter sich lassen. Treibende Kraft der Transaktion sei die Politik, erklärten mehrere Banker der Zeitung zufolge.

Die chinesischen Behörden wollten sicherstellen, dass ChemChina über ausreichend Finanzkraft verfüge, um sich die Schweizer Syngenta einzuverleiben. ChemChina will den Pflanzenschutz- und Saatgut-Produzenten für 43 Mrd. Dollar schlucken.

Übernahme der Schweizer Syngenta praktisch fix

Unterdessen ist die größte bisher getätigte Auslandsübernahme eines chinesischen Unternehmens praktisch unter Dach und Fach. ChemChina sammelt bis zum Ablauf der Andienungsfrist knapp 81 Prozent der Aktien von Syngenta ein - deutlich mehr als die von dem Staatskonzern mindestens angepeilten 67 Prozent.

Der Chef des Pflanzenschutz- und Saatgut-Produzenten aus Basel (Schweiz), Erik Fyrwald, zeigte sich zuversichtlich, dass schlussendlich mehr als 90 Prozent der Anteile zusammenkommen - und ChemChina falls nötig im Juni die noch verbliebenen Streubesitz-Aktionäre zwangsabfinden kann.

ChemChina hatte das 43 Milliarden Dollar (derzeit 39,35 Mrd. Euro) schwere Offert für Syngenta im Februar vergangenen Jahres auf den Weg gebracht. Ursprünglich wollten die beiden Unternehmen den Deal bereits Ende 2016 in trockenen Tüchern haben. Die Transaktion zog sich dann allerdings hin, vor allem weil Wettbewerbsbehörden Bedenken anmeldeten.

In Zukunft könnten vier Großkonzerne den Weltmarkt beherrschen

Die Agrarchemiebranche befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch. Fallend Getreidepreise und instabile Märkte in den Schwellenländern haben den Herstellern von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut zugesetzt.

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Vor diesem Hintergrund befürchtet Syngenta-Chef Fyrwald auch keine massive Einmischung des neuen Eigentümers ins operative Geschäfte des Konzerns. "Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass das eine Finanztransaktion ist", sagte er dem Fernsehsender CNBC.

Syngenta-Aktionären, die ihre Aktien bereits angedient haben oder das noch bis zum 16. Mai tun, winkt neben dem Kaufpreis von 465 Dollar - zum aktuellen Wechselkurs rund 461 Franken - zusätzlich eine Sonderdividende von fünf Franken. Endgültig vollzogen werden soll die Transaktion nach Ablauf aller Nachfristen dann am 7. Juni. ChemChina will Syngenta im Anschluss daran von der Börse nehmen.

(red/reuters/apa)

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