Intelligente Infrastruktur : Die Wiener "GüterBim": Das kurze Gastspiel der Transport-Straßenbahn

Das Vorhaben war ambitioniert, ging es doch darum, den innerstädtischen Güterverkehr nach Jahrzehnten wieder auf die Gleise der Straßenbahn zu bringen. Gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), Programmschiene „Intelligente Infrastruktur“, startete im Sommer 2004 die „Güterbeförderung im Stadtgebiet auf bestehender ÖPNV-Infrastruktur“.

Probebetrieb am Ring

Zunächst lief die Begutachtung des Gleiskörpers. Konkret ging es darum, das Straßenbahnnetz samt Sonderfahrzeugfuhrpark auf seine Tauglichkeit für Transporte mit schienengebundenen Güterfahrzeugen abzuklopfen. In einem weiteren Schritt wurden dann die Möglichkeiten der Verknüpfung mit der Vollbahn untersucht. Im Mai 2005 wurde schließlich der Demonstrationsbetrieb aufgenommen, die erste „GüterBim“ ratterte unter enormen Medieninteresse über den Ring.

Umfangreiche Tests

Benutzt wurde die „GüterBim“ in weiterer Folge von den Wiener Linien dafür, um Bedarfsgüter wie Fahrerseite, Radreifen, Batterien von Betriebsbahnhof zu Betriebsbahnhof zu karren. Für Straßenbahn-Interessierte: Dabei kam eine Zugeinheit bestehend aus einem LH (Zugfahrzeug) und einem mit Planen gepimpten Anhänger der Type sl1 zum Einsatz. Getestet wurde auch das Nebeneinander von Personen- und Güterverkehr. Über das Ende der „GüterBim“ kursieren unterschiedliche Lesarten. Eine berichtet davon, dass Anfang 2006 das Projekt GüterBim-Telematik startete, bei dem es um die operative Vernetzung der Logistik-, Bestell- und Betriebsleitsysteme ging. Demgemäß wurde das Projekt Ende Juni 2007 plangemäß beendet und die Projekterkenntnisse „in Berichtsform dem BMVT übergeben. Eine andere Lesart lautet, dass das Projekt bereits Ende 2005 wegen Erfolglosigkeit zu Grabe getragen wurde.

Das INDUSTRIEMAGAZIN hat bei der Stadt Wien nachgefragt.

Was wurde eigentlich aus der „GüterBim“?

Nach der dreijährigen Entwicklungs- und Testphase des Pilotversuchs der Wiener Linien und der Wien-Holding, das Wiener Straßenbahnnetz auch für Gütertransporte zu nutzen, wurde mangels technischer und organisatorischer Herausforderungen und mangels Kundeninteresse eingestellt. Die Güterbim wurde im Pilotversuch vor allem für innerbetriebliche Fahrten verwendet.

Von wann bis wann lief das Projekt?

Erste Überlegungen gab es bereits 2002. Im Zuge eines Förderprojektes des Bundes wurde das Projekt in den Jahren Mitte 2004 bis Mitte 2005 realisiert.

Warum ging es nicht in den Regelbetrieb?

Das Kontrollamt der Stadt Wien hat in seinem Tätigkeitsbericht 2007 auch festgestellt, dass unter den gegenwärtigen Voraussetzungen der Betrieb einer „Güterbim“ nicht wettbewerbsfähig ist.

Wer waren die Akteure?

TINA Vienna, Wiener Linien, Wiener Lokalbahn

Woran ist die Sache letztendlich gescheitert?

Die Herausforderungen waren weniger in der Gleisinfrastruktur, sondern bei den Entladestationen zu finden, da an den Haltestellen nicht überall Ladekräne installiert werden können bzw. die Entladung mit Gabelstapler eine gewisse Manipulationszeit erfordert und das Ganze neben dem Wartebereich für die Fahrgäste erfolgen muss. Das Angebot war offensichtlich für externe Kunden nicht attraktiv genug.

Weiters ist zu bedenken, dass der Umschlag auf die Straßenbahn einen zusätzlichen Aufwand in der multimodalen Transportkette bedeutet.

Die Fragen wurden von Angelika Winkler, stellvertretende Abteilungsleiterin Stadtentwicklung und Stadtplanung (MA 18), beantwortet.