Maschinenbau : Die lautlose Übernahme: Midea hat bei Kuka in Zukunft das Sagen

Als der chinesische Investor Midea Mitte Mai ankündigte, den Roboterbauer Kuka und damit ein deutsches Aushängeschild der sogenannten Industrie 4.0 übernehmen zu wollen, sorgte dies für einigen Wirbel. Vom Ausverkauf der deutschen Wirtschaft war die Rede, die deutsche Regierung und auch die EU-Kommission beschäftigten sich mit dem Fall.

Mittlerweile sind die Chinesen nicht nur am Ziel, die vergangenen Tage schraubten sie ihre Beteiligung an Kuka eher geräuschlos immer weiter nach oben. Mittlerweile hat Midea eine komfortable Dreiviertelmehrheit sicher.

Die Kritiker sind weitgehend verstummt. Ob die bevorstehenden Prüfungen insbesondere der Kartellbehörden an dem Geschäft noch rütteln können, ist eher unwahrscheinlich, auch wenn Kuka bei der Industrie 4.0, der digitalen Vernetzung der Produktion, in Deutschland vorne mitspielt. Ebenso fraglich ist, ob es künftig neben den Chinesen noch einen anderen großen Teilhaber bei dem Augsburger Unternehmen geben wird - bis jetzt ist weit und breit niemand in Sicht.

Am Freitag war nach einem Monat die erste Frist abgelaufen, in der die Kuka-Aktionäre ihre Papiere zum Preis von 115 Euro verkaufen konnten, während der Börsenpreis zuletzt kontinuierlich acht bis zehn Euro darunter pendelte. Die Anteilseigner nutzen das offensichtlich lukrative Angebot des Haushaltsgeräteherstellers aus China reichlich.

Voith, Loh und der Rest: "Die Aktionäre sind dem Ruf des Geldes gefolgt"

Schon bis vergangenen Donnerstag hatte Midea seinen Anteil von ursprünglich 13,51 auf 76,38 Prozent ausgebaut - dies ließen sich die Chinesen knapp 2,9 Mrd. Euro kosten. An diesem Donnerstag beginnt nun die vorgeschriebene zweiwöchige Nachfrist für bisher unentschlossene Kuka-Eigner, bis dahin wird Midea auch den aktuellen Zwischenstand der aufgekauften Anteile mitteilen.

Die Gewerkschaft hatte vergeblich darauf gehofft, dass die beiden bisherigen deutschen Kuka-Großaktionäre, der Voith-Konzern aus Baden-Württemberg und der Unternehmer Friedhelm Loh aus Hessen, ihre Aktien nicht an Midea abgeben. "Eigentlich hatten wir zwei weiße Ritter dabei", sagte diese Woche Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek, der auch stellvertretender Kuka-Aufsichtsratsvorsitzender ist. Doch auch Voith und Loh haben an Midea verkauft, ebenso wie Kuka-Manager ihre Anteile abgaben und viele Kleinaktionäre. "Die Aktionäre sind dem Ruf des Geldes gefolgt", sagt Leppek.

Umso wichtiger ist es nach seiner Ansicht daher gewesen, dass der Kuka-Vorstand einen Investorenvertrag mit Midea inklusive einer Beschäftigungsgarantie abgeschlossen hat. Die Vereinbarung garantiert bis Ende des Jahres 2023 nicht nur alle 12.300 Arbeitsplätze bei Kuka, davon etwa 3.500 am Unternehmenssitz in Augsburg. Der Kuka-Vorstand bleibt auch ansonsten autonom, insbesondere das Know-how und die Geschäftsdaten bleiben geschützt in Bayern. "Wir bleiben deutsch", betont Vorstandschef Till Reuter.

In Zukunft kann niemand Midea Paroli bieten

Bis jetzt war Voith der größte Kuka-Investor und hatte eine Sperrminorität von 25,1 Prozent, mit der auf der Hauptversammlung Beschlüsse hätten blockiert werden können. So wie es derzeit aussieht, gibt es künftig niemanden, der Midea Paroli bieten könnte. Das von Politikern und Gewerkschaftlern erhoffte europäische Gegenangebot zu Midea ist jedenfalls ausgeblieben.

Lange war zwar darüber spekuliert worden, dass sich die Chinesen auch mit 49 Prozent zufriedengegeben hätten. Midea-Chef Paul Fang hatte selbst betont, dass er "eine breit aufgestellte Aktionärsbasis" befürworte. Nun gibt es noch die Option, dass Midea an einen oder mehrere Interessenten einen Teil seiner Papiere weiterverkauft. Auch der Kuka-Vorstand hatte diesbezüglich Andeutungen gemacht. Die Frage ist, wer nun bereit sein könnte, ebenfalls 115 Euro pro Aktie zu zahlen, um dann an der Seite von Midea Kuka-Eigentümer zu werden.

Hinweise darauf, dass solch ein "weißer Ritter" nun doch noch das Feld betritt, gibt es derzeit nicht. Nachdem Daimler und Siemens abgesagt haben, erklärte auch ABB-Chef Ulrich Spiesshofer gegenüber dem INDUSTRIEMAGAZIN, warum der Schweizer Konern nicht einsteigen wird. (APA/dpa/red)