Kommentar : Die guten Seiten der gläsernen Klippe

Britische Forscher der Universität Exeter wollen herausgefunden haben, dass jene Stellen überproportional häufig mit Frauen besetzt werden, in denen die Gefahr des Scheiterns besonders hoch ist. „The glass cliff“ – oder gläserne Klippe – nennen sie dieses Phänomen. Nach dem Motto „Jetzt ist es auch schon egal“ lässt man eine Frau oft erst dann übernehmen, wenn es mit dem Unternehmen bereits abwärts geht.

Ist an der These etwas dran, hat die Klippe möglicherweise aber auch ihre guten Seiten? So ist die Konjunktur nach wie vor schwach, viele Unternehmen durchleben eine Krise. Für Frauen könnte dies Chancen bieten, die ihnen weder 40 Jahre Emma (die feministische Zeitschrift von Herausgeberin Alice Schwarzer feierte dieser Tage ihren runden Geburtstag) noch die Ergänzung des Wörtchens „Töchter“ in der Bundeshymne eröffneten.

Und stimmt es außerdem, dass die Anforderungen an Frauen höher sind als an Männer und nur die Besten der Besten ganz nach oben kommen? Dann gelingt diesen vielleicht Außergewöhnliches: Sie könnten das Ruder herumreißen und das Unternehmen zurück auf Erfolgskurs führen. Einzig an den bestehenden Vorurteilen wird es, wenn man Frauen an die Klippe lässt, wenig ändern: Sind sie erfolgreich, gilt es den Skeptikern als Zufall. Scheitern sie, stellen sie es als ebenso vorhersagbar hin.