Fachhandel : Die Firma bauMax ist Geschichte

Bei der Baumarktkette bauMax werden die Lichter heute endgültig abgedreht. Die meisten Märkte machen unter dem neuen Eigentümer Obi wieder auf, doch für sieben Filialen fand bauMax keinen Abnehmer. Den rund 300 Beschäftigten in diesen Märkten droht ebenso der Jobverlust wie den etwa 300 Arbeitnehmern in der Zentrale in Klosterneuburg sowie jenen rund 100 im Logistikzentrum.

Wie viele Beschäftigte tatsächlich ihren Arbeitsplatz verlieren, wollte man der APA weder bei bauMax noch beim Arbeitsmarktservice (AMS) sagen. Viele seien von den neuen Eigentümern übernommen worden, sagte bauMax-Sprecherin Monika Voglgruber. Es liefen jedenfalls noch Verhandlungen mit Gewerkschaft und Arbeiterkammer.

Den Großteil der bauMax-Märkte sicherte sich die deutsche Heimwerkerkette Obi. Der vormalige Konkurrent übernimmt 48 der 65 Märkte in Österreich, alle 14 Standorte in der Slowakei, beide Standorte in Slowenien und vier ausgewählte Märkte von 24 in Tschechien. Hagebau sicherte sich sechs Märkte, Hornbach einen. 18 Standorte in Tschechien übernimmt der polnische Händler Merkury Market.

Keine neuen Abnehmer fand bauMax für drei Märkte in Wien, einen in Baden, einen in Kufstein sowie die Outletmärkte in Leoben und St. Pölten Süd. Im ehemaligen bauMax-Markt in Leoben sollen im November rund 450 Asylwerber untergebracht werden.

Ansturm der Schnäppchenjäger

In den vergangenen Wochen haben Schnäppchenjäger die bauMax-Märkte gestürmt. Ob Armaturen, Duschköpfe und Lampen, viele Heimwerker deckten sich mit Ersatz ein. Auch um die Arbeitsbekleidung der Mitarbeiter rissen sich die Kunden. "Unser Chef hat eigentlich uns Mitarbeitern alte Jacken und Pullover zum Mitnehmen hingelegt, als ein Kunde nach dem Preis fragte, haben wir auch diese verkauft", schilderte ein bauMax-Verkäufer der APA.

Der Komplettabverkauf des bauMax-Sortiments ist ein Wunsch des neuen Eigentümers. Obi, so heißt es, wolle leere Märkte. Ohne Risiko ist der Schlussverkauf aber nicht. In der Branche wird befürchtet, dass der Absatz durch günstige Preise künstlich in die Höhe getrieben wurde und die Konsumenten sich teilweise für die nächsten Jahre eingedeckt haben. Abgewickelt wurde der Abverkauf vom US-Dienstleister Gordon Brothers, der auch schon die Praktiker-Märkte nach der Pleite der deutschen Heimwerkerkette leerräumte.

Alles, was übrig bleibt, geht an spezialisierte Firmen. So hat etwa der oberösterreichische Betriebsverwerter Lehner die komplette Betriebsausstattung von zehn Märkten übernommen. Dazu zählen unter anderem 60 Hubstapler und Hebebühnen, 13.000 Laufmeter Regale, 3.000 Einkaufswagen, Holzbearbeitungsmaschinen und Büroeinrichtung. Insgesamt sollen laut Lehner bis Ende November 150.000 Quadratmeter Fläche geräumt und verwertet werden - was 280 Sattelschlepper voll Material entspreche.

Das Baumarktunternehmen bauMax ist mit dem heutigen Tag endgültig Geschichte. Nach einem zweimonatigen Abverkauf schließen nun alle Märkte, bis die meisten davon unter dem neuen Eigentümer Obi wieder aufsperren. Wann, ist noch ungewiss.

Der vormalige Konkurrent aus Deutschland sicherte sich in Summe 68 bauMax-Standorte, 48 davon in Österreich. Aber auch alle 14 Standorte in der Slowakei, beide Standorte in Slowenien und vier ausgewählte Märkte von 24 in Tschechien gingen an Obi. Sechs Märkte übernahm Hagebau, einen Hornbach. 18 Märkte in Tschechien schnappte sich der polnische Händler Merkury Market.

Für sieben heimische Standorte fand bauMax keinen Abnehmer. Den rund 300 Beschäftigten in diesen Märkten droht ebenso der Jobverlust wie den etwa 300 Arbeitnehmern in der Zentrale in Klosterneuburg sowie jenen rund 100 im Logistikzentrum.

bauMax wuchs seit den Anfängen 1976 rasant und ging 1990 sogar für knapp 15 Jahre an die Börse, um ihre Expansion zu finanzieren. 1992 erfolgte der Markteintritt in Ungarn und Tschechien, 1994 in die Slowakei, ein Jahr später zog es die Kette nach Slowenien. Das schnelle Wachstum machte sich jedoch bereits Ende der 1990er bemerkbar, als die Erträge bröckelten und bauMax als Kandidat für Übernahmen galt. Das schwächelnde Österreich-Geschäft wurde jedoch durch das Auslandsgeschäft kompensiert.

1999 gab der Gründer und langjährige Vorstandsvorsitzende Karlheinz Essl den Chefsessel an seinen damals 37-jährigen Sohn Martin weiter. Karlheinz Essl soll die Zügel aber nie wirklich aus der Hand gegeben haben. In den folgenden Jahren wuchs die Do-it-yourself-Kette weiter, 2000 erfolgte der Markteintritt in Kroatien, 2006 folgte Rumänien, 2008 Bulgarien. Der letzte Auslandsmarkt, in den bauMax eintrat, war 2010 die Türkei.

2011 beschäftigte die bauMax-Gruppe über 9.000 Personen und betrieb knapp 160 Standorte in neun Ländern, 66 davon in Österreich. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Unternehmen bereits voll von der Wirtschaftskrise in Osteuropa erfasst. bauMax fuhr in allen Auslandsmärkten hohe Verluste ein, 2011 betrug der Gruppen-Verlust 57 Mio. Euro. Auch wurde bekannt, dass die Familie Essl 40 Mio. Euro aus ihrem Privatvermögen in das Unternehmen pumpte.

In den Jahren danach überschlugen sich bei bauMax die Ereignisse: Der Unternehmensberater Roland Berger erstellte ein umfassendes Sanierungskonzept, die Banken schossen frisches Geld in Höhe von etwa 80 Mio. Euro zu und setzten die Rückzahlung bestehender Darlehen aus. Auch von den Essls kam erneut eine Geldspritze, zudem wurde der Handelsexperte Michael Hürter geholt.

2012 hatte sich der Nettoverlust der bauMax-Gruppe auf 126 Mio. Euro mehr als verdoppelt, die Bankschulden auf 570 Mio. Euro erhöht. 2013 betrug der Gruppen-Verlust bereits 189 Mio. Euro. Die Wirtschaftsprüfer sahen den Fortbestand des Unternehmens gefährdet. bauMax war inzwischen an die Banken verpfändet worden. Im April 2014 hatten die Banken bei bauMax rund eine Milliarde Euro im Feuer. 2014 zog sich die Familie Essl endgültig aus dem operativen Geschäft zurück und überließ erstmals einem Fremden das Kommando: Michael Hürter.

Für großen medialen Wirbel sorgte im März 2014 die Ankündigung Karlheinz Essls, seine berühmte Kunstsammlung an die Republik Österreich zu verkaufen, um die angeschlagene Baumarktkette zu retten. Der Deal kam nicht zustande, stattdessen übernahm Monate später der Industrielle Hans Peter Haselsteiner um über 100 Mio. Euro über seine Familien-Privatstiftung 60 Prozent an der Sammlung. Den Rest behielten das Ehepaar Karlheinz und Agnes Essl.

Auch wenn das Unternehmen es offiziell stets dementierte, war der Verkaufsprozess zu diesem Zeitpunkt bereits im Gang. Als erster Interessent tauchte Ende 2014 die deutsche Baumarktkette Obi auf. Kurz darauf kamen neue Namen ins Spiel: Der britische Baumarktkonzern Kingfisher, die französische Handelsgruppe Adeo sowie der Grazer Immobilienentwickler Supernova um den Deutschen Frank Albert. Die verlustbringenden Töchter in Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Ungarn und der Türkei wurden nach und nach geschlossen bzw. verkauft. (apa)